1998 hatte es sich endgültig ausgetanzt für Dennis Rodman bei den Chicago Bulls. Michael Jordan war in den (zwischenzeitlichen) Ruhestand getreten, Phil Jackson legte ein Sabbatjahr ein und Scottie Pippen war zu den Houston Rockets getradet worden.
Auch Free Agent Rodman musste sich neu orientieren. In Chicago hatte er keinen neuen Vertrag erhalten, stattdessen versuchte sich der Wurm recht erfolglos als Schauspieler. Der Agenten-Film Simon Sez erwies sich als totaler Flop (IMDb-Rating: 2,5), zudem versuchte er sich nach dem Lockout sieben Wochen bei den Los Angeles Lakers.
Dort wurde Rodman nach mehreren Vorfällen entlassen - auch wenn der Wurm alles dementierte und stattdessen angab, dass die Lakers für die Misserfolge einen Sündenbock gebraucht und ihn dafür ausgewählt hätten.
Schon bei den Bulls hatten sich Rodmans Entgleisungen auf und neben dem Feld gehäuft, anschließend wurde es noch schlimmer. Im November 1999 musste die Polizei zu Rodmans Haus kommen, nachdem ein Streit mit dessen damaliger Frau Carmen Electra eskaliert war.
Einen Monat später wurde der damals 38-Jährige verhaftet, weil er betrunken am Steuer erwischt wurde, dazu war sein Führerschein ungültig. Der NBA-Zug schien für Rodman endgültig abgefahren - bis sich völlig überraschend die Dallas Mavericks Anfang Februar 2000 beim fünffachen Champion meldeten.
Mark Cuban lotst Dennis Rodman nach Dallas
Die Mavs hatten zu diesem Zeitpunkt neunmal in Serie die Playoffs verpasst und waren eine der grauesten Mäuse der NBA. Mit Steve Nash, Michael Finley und dem blutjungen Dirk Nowitzki gab es aber immerhin ein wenig Hoffnung. Dank einer heißen Serie mit zehn Siegen aus 13 Spielen machten sich die Texaner ernsthafte Hoffnungen, endlich wieder die Playoffs zu erreichen.
Einen Monat zuvor hatte der Selfmade-Millionär Mark Cuban die Mavericks für satte 285 Millionen Dollar gekauft. Eine seiner ersten Aktionen war die Verpflichtung von Rodman, der in der Nähe von Dallas aufwuchs und für ein wenig Aufmerksamkeit sorgen sollte. Don Nelson, damals Coach und GM war hingegen kein Freund dieser Verpflichtung, auch weil Rodman offensiv nichts anzubieten hatte.
Nelson behielt Recht. Rodman sollte lediglich in zwölf Spielen das Trikot mit dem damaligen Cowboy-Hut-Logo tragen. Dabei erzielte er insgesamt lediglich 34 Punkte, griff sich aber immerhin 171 Rebounds.
Rodman in Dallas: Sitzstreik und der Zwist mit David Stern
Aufmerksamkeit bekam Rodman lediglich dafür, dass er gleich zweimal disqualifiziert wurde. Einmal zettelte er einen Sitz-Streik auf dem Feld an. Dafür verantwortlich machte Rodman Commissioner David Stern, mit dem er schon seit einigen Jahren eine kleine Privat-Fehde am Laufen hatte. "David Stern und ich müssen unsere Probleme klären", kündigte Rodman nach einem Rauswurf an.
Sein Plan: "Wir sollten zusammen in den Ring steigen. Er macht sich nackig, ich mache mich nackig und dann werden wir sehen, wer am Ende noch steht." Völlig überraschend ging Stern darauf nie ein, auch wenn viele Fans es wohl gerne gesehen hätten.
Mit Rodmans Ankunft ging es auch für die Mavs langsam aber sicher bergab. Die Mavs gewannen nur noch vier der folgenden 13 Spiele, die Playoffs gerieten außer Reichweite. Rodman schien das recht wenig zu interessieren: "Die Niederlagen ziehen mich nicht herunter. Solange ich am Abend nach Hause fahren und mit meiner Frau Sex haben kann, bin ich glücklich."
Fuhr Rodman nicht nach Hause, lebte er auf einer Couch im Gästehaus von Cuban und schmiss laut dem Besitzer nicht nur eine Party.
Rodman kritisiert Team und Cuban
Den Abwärtstrend wollte Rodman allerdings nicht mit seiner Anwesenheit in Verbindung bringen. "Wir brauchen einen Center, einen richtigen Power Forward und ein paar Guards", forderte der Wurm nach der 86:101-Pleite gegen die Seattle SuperSonics, das gleichzeitig sein letztes Spiel im Mavs-Trikot sein sollte.
"Die Jungs wollen nur spektakuläre Körbe werfen. Um hinten die Drecksarbeit zu machen, sind sie sich zu schade. Keiner von denen weiß, wie richtige Defense gespielt wird", ätzte Rodman weiter und kritisierte zudem die Nähe von Cuban zum Team. "Er muss nicht ständig mit den Spielern abhängen, als wäre er ein Coach oder so. Cowboys-Owner Jerry Jones macht das und es ist dumm", befand der Forward weiter.
"Mark muss ein Besitzer sein, sich im Hintergrund halten und Leute einstellen, die das Team in die richtige Spur bringen können." Dass Cuban Rodman gewisse Sonderrechte eingeräumt hatte (er musste nicht mit dem Team trainieren, er konnte später zu Spielen erscheinen), interessierte Rodman dagegen nicht.
Diese Aussagen sollten Folgen für Rodman haben, einen Tag später entließen die Mavs den zweifachen Verteidiger des Jahres. Die Mavs bestritten zwar, dass seine Aussagen das Fass zum Überlaufen brachten, vielmehr betonten Coach Don Nelson und Cuban, dass der Playoff-Zug abgefahren sei und deswegen jüngere Spieler eine Chance bekommen sollten.
Dennis Rodman: Seine Statistiken für die Dallas Mavericks
Spiele Minuten FG% FT% Punkte Rebounds Blocks 12 32,4 38,7 71,4 2,8 14,3 0,1
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Dirk Nowitzki: "Er hat kein Wort mit uns geredet"
"Es war an der Zeit für ihn, dass er geht", sagte Nash dagegen in aller Deutlichkeit. "Ich glaube nicht, dass Dennis großes Interesse hatte, hier zu sein." Auch Dirk Nowitzki schlug in einem späteren Interview mit der Süddeutschen Zeitung in eine ähnliche Kerbe: "Unterhalten kann man sich mit dem gar nicht. Er hat kein Wort mit der Mannschaft geredet. Aber es war hochinteressant, ihn in der Kabine zu beobachten."
Und Rodman? Der witterte hinter seiner Entlassung sogar eine Verschwörung seitens der NBA. "Wenn es keine persönlichen Gründe waren, dann steckt da die NBA dahinter, die Cuban gesagt hat, dass er kein Besitzer sein kann, wenn er nicht Dennis Rodman loswird. Das ist ungerecht mir gegenüber, denn ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen", so seine Analyse.
Was von Rodman in Dallas, seiner letzten NBA-Station, bleibt? 452.941 Dollar Gehalt, 21.533 Dollar in Geldstrafen an die NBA, zwei verschiedene Haarfarben und ein Sitz-Streik. Fazit Nowitzki: "So einen schrillen Vogel habe ich nie wieder erlebt."