1. Dallas Cowboys: Wie geht es mit Dak Prescott weiter?
Tom Brady, Drew Brees oder Jameis Winston? Von wegen! Der wohl wertvollste und zukunftssicherste Quarterback auf dem diesjährigen Free-Agent-Markt in der NFL ist Dak Prescott. Entsprechend teuer wird der einstige Viertrundenpick für die Dallas Cowboys.
Die Betonung liegt auf den Dallas Cowboys, denn die werden es dem jungen Quarterback eher nicht erlauben, den Markt zu betreten. Noch ist die Frist für die Vergabe des Franchise Tags nicht erreicht, doch es wäre eine gewaltige Überraschung, wenn die Cowboys ihr Eigengewächs nicht mit diesem Mittel vor der Konkurrenz abschirmen würden. Mehr noch: Hier muss man höchstwahrscheinlich vom exklusiven Franchise Tag ausgehen .
Dieser ist noch etwas teurer als der nicht-exklusive Tag, hat jedoch den Vorteil, dass kein anderes Team an den Spieler herantreten darf. Ein Offer-Sheet eines anderen Teams - das Dallas finanziell vor Probleme stellen könnte - ist damit ausgeschlossen. Der nicht-exklusive Tag würde dies ermöglichen, sodass Prescott mit jedem Team verhandeln und einen Vertrag unterschreiben dürfte. Die Cowboys hätten dann die Möglichkeit, mit einem solchen Vertrag gleichzuziehen, wodurch Prescott bleiben würde. Ließe man ihn ziehen, gäbe es vom neuen Team eine Entschädigung in Höhe von zwei Erstrunden-Picks für die Cowboys.
Doch da auch zwei Erstrunden-Picks wohl den Verlust Prescotts nicht kompensieren würden, ist der exklusive Franchise Tag die sicherere Variante.
Gleichzeitig hätte man bis zum Sommer - die entsprechende Deadline ist auf den 15. Juli angesetzt - dennoch weiterhin Zeit, einen langfristigen Vertrag auszuhandeln, was bislang schon in Ansätzen gescheitert war. Ein Franchise Tag bindet Prescott nur für 2020, was darüber hinaus geschieht, ist dagegen komplett offen. Ein langfristiger Vertrag dagegen würde Sicherheit für alle Beteiligten schaffen.
Prescott und Cowboys: Präzedenzfall Kirk Cousins
Und ein langfristiger Deal würde einen zweiten "Fall Cousins" verhindern. Ein Präzedenzfall, den kein Team wiederholen sollte: Die Washington Redskins waren seinerzeit mit dem Vorhaben gescheitert, Cousins langfristig an sich zu binden und mussten ihn so per Franchise Tag halten. Das machten sie zweimal - maximal dreimal ist dies insgesamt möglich - und ließen ihn letztlich doch kampflos und ohne Kompensation ziehen, weil er schlicht zu teuer wurde. Er landete letztlich als Free Agent in Minnesota.
Hier arbeitet die Zeit dann ganz konkret gegen die Cowboys. Würde Prescott 2020 unter dem Franchise Tag spielen, hätte er in der anstehenden Offseason alle Trümpfe selbst in der Hand - sofern er sich nicht schwer verletzt. Dallas hätte dann realistisch betrachtet nur noch eine Offseason Zeit, um ihn langfristig zu binden.
Um diesen Fall nun zu verhindern, braucht es einen langfristigen Deal mit Prescott. Aber auch ein solcher wird teuer. Per exklusivem Franchise Tag - die Zahlen sind noch nicht offiziell - würde Prescott voraussichtlich garantierte 33 Millionen Dollar in der kommenden Saison verdienen. Der nicht-exklusive Tag beläuft sich derweil wohl auf 27 Millionen Dollar.
Schaut man nun auf den aktuellen Quarterback-Markt, dann liegt der Topwert beim durchschnittlichen Jahresgehalt bei 35 Millionen Dollar für Russell Wilson. Gerüchten zufolge peilt man bei den Kansas City Chiefs und Patrick Mahomes sogar 40 Millionen Dollar pro Jahr an. Der voraussichtliche Anstieg des Salary Caps im Zuge des neuen CBAs , welches früher oder später kommen wird, wird diese Zahlen noch weiter nach oben treiben.
Prescott kommt also genau zur rechten Zeit auf den Markt, um ordentlich Kasse zu machen. Die 40 Millionen, die sein Agent wohl vor der vergangenen Saison angepeilt haben soll, werden es vielleicht nicht ganz sein, es spricht jedoch aus wirtschaftlicher Sicht wenig dagegen, dass Prescott sich im Bereich von Wilson einsortieren will und wird.
Prescott hat sich spätestens 2019 in vielen Belangen zu einem Top-10-, wenn nicht sogar in einzelnen Kategorien zu einem Top-5-Quarterback entwickelt und rechtfertigt damit auch das sicher sehr hohe Gehalt. Die Frage ist nun, ob die Cowboys das auch (langfristig) zahlen oder lieber kurzfristig von Jahr zu Jahr schauen wollen - und ob Prescott selbst jetzt das Maximale herausholen will und bereit ist, dafür auch zu zocken. Immerhin: Im Vergleich zu vielen anderen Quarterbacks hat er als einstiger Viertrunden-Pick vergleichsweise wenig verdient.
2. Dallas Cowboys: Was wird aus Amari Cooper?
Amari Cooper ist fraglos einer der besten - und mutmaßlich der beste - Wide Receiver auf dem Markt. Zudem war seine Ankunft in der Saison 2018 in Texas richtungsweisend für den nächsten Schritt in der Entwicklung von Dak Prescott. Nun wird er Free Agent und kann wahrscheinlich selbst entscheiden, wie es für ihn weitergeht.
Stand jetzt haben die Cowboys noch die Möglichkeit, einen Franchise sowie einen Transition Tag anzuwenden. Das bringt das finale Jahr des aktuellen Tarifvertrags (CBA) mit sich. Im Normalfall wäre nur einer der beiden Tags möglich. Und sollten sich die Spieler mehrheitlich dazu entscheiden, das Angebot auf ein neues CBA seitens der Teameigner anzunehmen, dann würde diese Möglichkeit auch schon wieder verfallen.
Da die Cowboys sehr wahrscheinlich Prescott mit dem Franchise Tag belegen werden, bliebe für Cooper nur der Transition Tag - für den Moment. Jener allerdings ist bei weitem nicht so prohibitiv wie der Franchise Tag. Im Gegenteil: Der Transition Tag räumt dem Team lediglich das "Right of First Refusal" sein, sprich: Die Cowboys hätten in diesem Fall ein Vorkaufsrecht auf den damit belegten Spieler und könnten bei jeglichem akzeptierten Angebot gleichziehen und den Spieler somit halten.
Cowboys: Ein Cooper-Abgang wäre fahrlässig
Cooper äußerte bereits seine Bereitschaft, bleiben zu wollen - in einem Radio-Interview sagte er kürzlich: "Ich liebe es, ein Dallas Cowboy zu sein" und betonte: "Ich will für immer ein Cowboy sein" - und eine Absenz eines zweiten Tags spräche auch nicht dagegen, dass die Cowboys Cooper weiterhin halten können.
Vielmehr wird es noch mehr auf Verhandlungsgeschick ankommen. Kommt Cooper auf den Markt, müssten sich die Cowboys auf einen hart umkämpften Bieterwettbewerb einlassen; allzu viel nämlich gibt der Wide-Receiver-Markt in der diesjährigen Free Agency nicht her. Kein Szenario, das sie wollen, doch eines, dass sie sich eingebrockt haben durch die relative Untätigkeit der vergangenen Monate. Immerhin: Mit Coopers Berater trafen sich die Cowboys am Rande des Super Bowls - mit Prescotts Agenten, sofern die Berichte stimmen, nicht.
Die Cowboys dürften wissen, dass Cooper ein essenzieller Part ihrer Offensive und ein wichtiger Go-To-Guy für Prescott ist. Ihn ziehen zu lassen wäre fahrlässig, zumal adäquater Ersatz kaum zu finden ist im aktuellen Free-Agent-Markt. Und Trades kosten Draft-Kapital, das man womöglich im Draft besser investieren könnte.
Für Cooper wird sich unterm Strich die Frage stellen, wie sehr er letztlich ein Cowboy sein will. Andere Teams werden ihre Fühler nach ihm ausstrecken und ohne die Bürde eines Franchise oder Transition Tags könnte es sehr schnell gehen für den Wide Receiver.
Wenn er nicht bereit sein sollte, auf (viel) Geld zu verzichten, was wohl zu seinem jetzigen Status beigetragen haben dürfte, dann könnte er die Cowboys trotz allem verlassen. Es sei denn, sie machen ihm ein Angebot, das gut genug ist, um ihren neben Prescott wichtigsten Free Agent zu halten.
3. Wie schwerwiegend wäre ein Verlust von Byron Jones für die Dallas Cowboys?
Byron Jones hat sich in seinen fünf Jahren in Dallas zu einem der besten Cornerbacks der NFL entwickelt. Zudem gilt der Erstrunden-Pick der Cowboys des Jahres 2015 als bester Cornerback in dieser Free-Agent-Klasse. Selbstredend treibt das seinen Marktwert enorm in die Höhe.
Jones ist allerdings ein spezieller Fall für die Cowboys, denn sie entschieden sich mit ihren Moves der vergangenen Monate eindeutig dazu, die Offensive langfristig zu stärken. Und damit gegen Jones.
Die Cowboys verfügen zwar über satte 73 Millionen Dollar an Cap Space - Platz 5 der NFL - doch ein größerer Teil davon wird wohl allein dafür draufgehen, Prescott zu halten. Und da die Cowboys noch zahlreiche weitere Free Agents haben - dazu gleich mehr - und auch Cooper werden bezahlen müssen, fällt es sehr schwer, einen Verbleib Jones' zu antizipieren. Aus NFL-Insider-Kreisen wird bereits berichtet, dass Jones auf den Markt kommen wird.
Mehr noch: Mit der immer noch unnötigen vorzeitigen Verlängerung von Running Back Zeke Elliott beraubten sich die Cowboys ohne große Not einer großen Menge an Handlungsspielraum. Nun geht es darum, um diesen Vertrag herum zu manövrieren und möglichst wenig weiteren Schaden anzurichten.
Byron Jones: Der beste Cornerback auf dem Markt?
Jones jedoch dürfte weder gewillt sein, auf die Cowboys zu warten, die wohl nur dann genug Ressourcen für eine Verlängerung des Cornerbacks parat hätten, wenn sich Cooper schnell zum Absprung entscheiden würde. Noch sollte Jones warten, denn als wahrscheinlich bester Spieler seiner Position dürfte er zu jenen Spielern zählen, die bereits zu Beginn der Free Agency - mutmaßlich bereits in der ersten Stunde des neuen Liga-Jahres - einen lukrativen Vertrag unterschreiben werden.
Für die Cowboys wäre dieser Verlust enorm, denn bereits im Vorjahr sahen sie davon ab, ihre Secondary nachhaltig zu verstärken oder zumindest für die Zukunft auszurichten. Jones wäre der schmerzhafteste Abgang in dieser Gruppe, denn ein klarer Ersatzmann findet sich nicht in Reihen von America's Team. Eine externe Lösung wäre vonnöten, und einen Nummer-1-Cornerback findet man nicht eben so.
Damit einhergehend wäre ein fast kompletter Umbau der Secondary, denn außer Cornerback Chidobe Awuzie, Safety Xavier Woods und Nickel Jourdan Lewis bliebe kaum Personal aus dem Vorjahr übrig.
Eine bislang ziemlich stabile Pass-Verteidigung würde damit wohl wieder zu einer Schwachstelle der Cowboys verkommen.
4. Welche weiteren Abgänge drohen den Dallas Cowboys in der Free Agency?
Bei den Cowboys laufen mit Beginn des Liga-Jahres 2020 zahlreiche Verträge aus. Neben denen von Prescott, Cooper und Jones, auf die sich die Berichterstattung natürlich fokussiert, sind einige weitere Leistungsträger aus der zweiten Reihe auf der Liste, deren Abgänge nicht allzu leicht zu kompensieren wären.
Offensiv etwa werden die Wide Receiver Randall Cobb und Tavon Austin sowie Urgestein Tight End Jason Witten Free Agents. Zudem ist auch Backup-Guard Xavier Su'a-Filo zu nennen. Realistisch betrachtet wäre aus dieser Gruppe nur Cobb ein größerer Verlust, war er doch als Slot-Receiver stets eine wichtige Pass-Option für Prescott. Austin hingegen kam nie über seine Rolle als Gimmick-Guy hinaus.
Witten wiederum kehrte 2019 nach einjähriger wechselhafter Tätigkeit als ESPN -Experte zu den Cowboys zurück und war wie üblich solide über die Mitte des Feldes. Mit seinen bald 38 Jahren dürfte ein (erneutes) Karriereende mehr denn je in Sichtweite sein.
Cowboys droht Abgang von Sean Lee
Ein Blick auf die Defensive verrät jedoch ein größeres Problem für Dallas. Gleich fünf Starter werden Free Agents, hinzu kommen zahlreiche Backups und Leute, die Starter-Qualität mitbringen, in Dallas aber in der zweiten Reihe standen.
Neben Jones wird auch Linebacker Sean Lee Free Agent. Der langjährige Leistungsträger wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder von Verletzungen zurückgeworfen, war jedoch immer noch ein solider Tackler gegen den Lauf. Er verlor dann Snaps, als das junge Linebacker-Duo bestehend aus Leighton Vander Esch und Jaylon Smith mehr und mehr überzeugte. Lee wäre im Base-Personnel nach wie vor Starter und mindestens ein Edel-Backup darüber hinaus; diesen Luxus kann sich Dallas vermutlich aber nicht mehr leisten.
Problematisch könnte auch der Aderlass in der Defensive Line sein. Mit Robert Quinn und Michael Bennett droht bei gleich zwei gefährlichen Pass-Rushern der Abschied. Insbesondere Quinn hatte eine exzellente Saison Zudem wird auch Defensive Tackle Maliek Collins Free Agent, der ebenfalls seit längerem eine feste Größe an der Front in Texas ist.
Immerhin könnte hier der langjährige Starter Tyrone Crawford nach langer Verletzungspause nachrücken. Letzterer ist nach zwei Hüft-Operationen allerdings auch ein veritabler Cut-Kandidat mit nur noch einem Jahr an Vertragslaufzeit auf dem Konto.
Darüber hinaus werden auch Starting-Strong-Safety Darian Thompson sowie der eigentliche Starter Jeff Heath Free Agents, was auch hier die langerwartete Investition in die Safety-Position erforderlich machen könnte. Viele Experten vermuten, dass Dallas hier im Draft aktiv werden wird.
Den Cowboys und Teameigner und General Manager Jerry Jones steht also erhebliche Arbeit ins Haus in den kommenden Wochen und Monaten.
5. Wie könnte die Draft-Strategie der Dallas Cowboys 2020 aussehen?
Die Cowboys werden Verstärkungen brauchen und diese nicht nur in der Free Agency finden. Der Draft wird eine erhebliche Rolle dabei spielen müssen, den Kader für 2020 und darüber hinaus zu bestücken.
Aktuell verfügen die Cowboys über sechs eigene Draftpicks, lediglich der Sechstrundenpick ist weg. Wahrscheinlich wird noch ein zusätzlicher Compensatory-Pick (5. Runde) für den Verlust von Cole Beasley (Buffalo Bills) im Vorjahr dazu kommen, die Cowboys gingen somit mit sieben Picks in den Draft.
Freilich ist es noch zu früh für eine klare Prognose, welche Bereiche sie im Draft angehen werden; aber angesichts der großen Verluste, die defensiv drohen und angesichts der finanziellen Mittel die schon bald zusätzlich in der Offense stecken könnten, scheint Defense der Weg zu sein.
Der höchste Pick der Cowboys ist der 17. in Runde 1. Entsprechend wird es wohl schwer, den Pass-Rush in diesem Bereich anzugehen. Vielleicht findet sich dann ein solider Interior Defensive Lineman wie Javon Kinlaw (South Carolina) oder ein Cornerback wie C.J. Henderson (Florida). Der sexy Pick jedoch wäre - sofern er solange verfügbar sein - Safety Grant Delpit von LSU.
Cowboys: Defensive Verstärkung im Draft?
Delpits Präsenz in der Mitte des Feldes wäre genau das, was den Cowboys schon seit Längerem abgeht. Auch fängt er des Öfteren eine Interception, was zuletzt keine Spezialität der Cowboys mehr war. 2019 standen nur sieben Interceptions zu Buche, der schlechteste Wert der Liga.
In den weiteren Runden sollte es dann darum gehen, für Kadertiefe zu sorgen. Dabei wird man sich in erster Linie daran orientieren, was nach der Free Agency noch ansteht. Soll es etwa Pass-Rush durch die Mitte sein, könnte ein Justin Madubuike (Texas A&M) weiterhelfen und in Runde 2 noch verfügbar sein. Ein möglicher Lee-Nachfolger wäre etwa Malik Harrison (Ohio State), der von The Athletic in einem kürzlich veröffentlichten Mock Draft ins Spiel gebracht wurde.
Grundsätzlich aber scheint es auch wirtschaftlich am sinnvollsten, den Draft zu nutzen, um die Defense zu stärken. Speziell dann, wenn es gelingt, neben Prescott auch Cooper zu halten. Kurzfristige Lösungen für die Offensive lassen sich zudem auf dem aktuellen Markt womöglich leichter in der Free Agency finden.