Ironman-Athleten bezeichnen sich als außergewöhnliche Spezies. Spielt da Wiedergeburt eine Rolle?

Jan frodeno: Nicht bei mir, wieso?

Manche behaupten, Ihr früheres Leben hat sich auf Hawaii abgespielt, nachdem Sie dort bereits zwei Mal in Folge Ironman-Weltmeister geworden sind...

Die klimatischen Bedingungen liegen mir wirklich. Vielleicht hängt das auch mit meiner Kindheit zusammen, die ich in Kapstad verbracht hatte. Aber zu den Seriensiegern der 1980er- und 1990er-Jahre fehlt schon noch einiges.

Woher nehmen Sie eigentlich die Motivation, sich nach so vielen Siegen und Titeln immer wieder acht Stunden lang körperlich zu quälen?

Ganz einfach, das liegt an meinem Trainingspartner Nick Kastelein. Unsere Einheiten sind gezeichnet von Ehrgeiz, wir befinden uns täglich auf dem Prüfstand.

Das heißt, sie peilen den nächsten Weltmeistertitel an?

Von außen sieht alles immer so einfach aus. Aber jedes Rennen ist, als drückt man einen Reset-Knopf. Und wenn man nur eine Nuance nachgibt, dann hätte 2016 Sebastian Kienle vermutlich neue Kraft geschöpft und wäre an mir vorbeigezogen.

Nicht nur Ihr Trainingsplan ist stakkatoartig organisiert. Warum haben Sie sich für das Rennen in Klagenfurt entschieden?

Hawaii ist mein Saisonziel und Klagenfurt lässt mir etwas länger Zeit zum Erholen als Frankfurt. Und ich suche mir Rennen aus, auf die ich eben Lust habe. Die Gastfreundschaft hier soll einzigartig sein.

Das klingt, als wären Sie zum ersten Mal in Österreich?

Wir wollten schon immer hier Urlaub machen. So habe ich das eben verbunden. Ich kannte nur das „Schloss am Wörthersee“ mit Roy Black. Erst nach meiner Zusage habe ich gesehen, wie schön es hier sein muss.

Ein Frodeno-Sieg scheint am Programm zu stehen. Wollen Sie auch den Weltrekord attackieren?

Moment. Mein Sohn brachte das volle Virenprogramm aus dem Kindergarten, mich hatte es richtig erwischt. Erst vor 15 Tagen konnte ich wieder trainieren. Das war alles andere als eine optimale Vorbereitung. Rekord wird es sicher keinen geben.

Sie haben sich auf Twitter hinsichtlich „Operacion Puerto“ (Namen der Dopingsünder wurden nicht veröffentlicht, Anm.) kritisch geäußert. Warum?

Profisport ist ein Privileg. Jeder hat nur eine Chance verdient. Nicht nur Ausdauersport ist von Doping betroffen, sondern auch Mannschaftssport. Aber dieser hat eben mehr Einfluss. . .

Odyssee bei der Anreise

Alle Ironman-Athleten legen viel Wert auf die perfekte Vorbereitung. Im Fall des zweifachen Weltmeisters und Weltrekordlers (7:35:39 Stunden bei Challenge-Serie in Roth) Jan Frodeno waren dieses Mal nicht nur eiserne, sondern stählerne Nerven gefragt. In Barcelona verpasste der Deutsche seinen ersten Flug, in München einen weiteren und in Wien infolgedessen noch einmal zwei.

In München musste der 36-Jährige fast eine Stunde im Flugzeug auf dem Rollfeld ausharren. Erst am späten Abend landete der Ausnahme-Triathlet in Klagenfurt, wo noch weitere Sponsor-Termine auf dem Plan gestanden sind. „Ich hatte eh genug Zeit zum Ausruhen“, nahm es ein lockerer Frodeno mit Humor.