Er war Anfang des Jahres auf dem besten Weg zurück in die Top 100 der Tennis-Welt. Seine Form war aufsteigend. Im Prinzip war alles angerichtet. Doch wie so oft im Leben kommt alles anders als gedacht. Tennisspieler Dennis Novak zog sich im Februar einen doppelten Bänderriss im Knöchel zu. Kopfkino war dementsprechend vorprogrammiert, war es noch dazu seine erste richtige Verletzung sowie seine erste Operation.

„Es war schon eine sehr schwierige Zeit, primär für den Kopf, weil ich nicht gewusst habe, was auf mich zukommt. Ein Vorteil war vielleicht, dass ich generell ein geduldiger Mensch bin.“ Als er nach drei Wochen die Krücken in die Ecke stellen konnte, wagte er die ersten Schritte auf den Platz. „Da spielt man zuerst die Schläge nur aus dem Stand, doch so habe ich mich Schritt für Schritt herangetastet“, erklärt der ÖTV-Davis-Cup-Spieler, der seit Juni völlig schmerzfrei ist. Sein größter Halt war in dieser Phase seine Familie. „Der positive Effekt war, dass ich mehr Zeit für meine Söhne Konstantin und Maximilian hatte. Der Tennisschläger ist noch nicht so interessant, eher Autos. Einer von ihnen darf sehr gern in die Fußballrichtung tendieren.“

Der Kampf zurück hat Novak jedenfalls stärker gemacht. „Nach so einem Rückschlag braucht alles wieder seine Zeit. Ich habe überraschend gute Partien gespielt, aber leider auch viele enge Matches verloren. Gewisse Dinge muss man auch einmal akzeptieren.“

"Ich denke viel klarer in den Sachen, die ich mache"

Novak, der 2018 als Qualifikant beim Rasen-Klassiker in Wimbledon die dritte Runde erreicht hat, ist seiner Aussage nach „gereift und erwachsener geworden. Das war auch an der Zeit. Selber bekommt man viele Dinge auch nicht mit, dann muss man auf sein Umfeld hören. Als Junger blödelt man einfach viel rum. Ich denke viel klarer in den Sachen, die ich mache und ich weiß jetzt, wie man Niederlagen besser verkraftet – und aus Fehlern lernt. Als Vater habe ich natürlich Verantwortung und muss schauen, dass ich Geld nach Hause bringe.“

Das „Hadern“ auf dem Platz mit sich selbst hat er inzwischen „viel besser im Griff und körperlich fühlt sich Novak, „so fit wie noch nie. Ich habe zuletzt sechs Kilo abgenommen“. Seit knapp einem Jahr arbeitet der Schützling von Günter Bresnik und Richard Ruckelshausen mit dem ehemaligen Zehnkämpfer Dominik Distelberger zusammen. „Das Training taugt mir total. Ich konnte mich wirklich sehr gut entwickeln“, meint Novak, dessen Return zu seiner größten Stärken zählt.

"Ich gehöre spielerisch in die Top 100"

Beim ATP-Sandplatzturnier in Kitzbühel hatte es der 29-Jährige in der Qualifikation eilig. In der ersten Runde ließ er ÖTV-Youngster Joel Schwärzler keine Chance, am Sonntag zog er nach einem 6:4, 6:3-Erfolg gegen den Brasilianer Thiago Monteiro souverän in den Hauptbewerb ein – als einziger Österreicher, da Lukas Neumayer verlor. „Es war extrem wichtig, da ich eben kein leichtes Jahr hinter mir hatte. Ich habe zwei gute Matches gespielt, die Quali überstanden zu haben, gibt mir sehr viel.“ Die Aufgabe in der Auftaktrunde ist eine lösbare. Sein Gegner ist der Brasilianer Thiago Seyboth Wild, der dank einer Wildcard im Hauptfeld steht.

So oder so ist sein Fokus nach vorne gerichtet. Bis zum Ende des Jahres möchte Novak in der Rangliste zweistellig werden. „Ich habe nicht mehr so viele Punkte zu verteidigen. Von dem her wäre es mein Ziel und manchmal kann es schnell gehen. Wobei ich das rankingmäßige Denken abgelegt habe. Wenn ich meine Leistung bringe, kommt es letztlich von allein. Ich kann gut spielen und ich weiß, dass ich spielerisch in die Top 100 gehöre.“