Dominic Thiem ist nach Mauthausen gekommen, um das heute beginnende Challenger-Turnier zu gewinnen. „Diesmal bin ich der Favorit, in den vergangenen Wochen gegen Rune, Fritz oder Tsitsipas war der Druck bei den Gegnern“, sagte der topgesetzte 29-jährige Lichtenwörther. „Die Gefahr, dass ich verliere, ist immer da. Aber mittlerweile sind die Erwartungen wieder gestiegen“, betonte der ehemalige US-Open-Champion, der aktuell auf Position 96 der Weltrangliste weilt.

 Benjamin Ebrahimzadeh
Benjamin Ebrahimzadeh © imago/Hasenkopf

Aus Thiem spricht endlich wieder jenes Selbstvertrauen, das ihm seit seiner im Juni 2021 erlittenen Handgelenksverletzung abhandengekommen ist. Einen großen Anteil hat Neo-Coach Benjamin Ebrahimzadeh, mit dem Thiem über die French Open hinaus zusammenarbeiten möchte. Der Deutsch-Iraner kann durchaus als Schleifer bezeichnet werden. Das ist nach dem Geschmack von Thiem, der unter Vorgänger Nicolas Massu ein bisschen die Zügel schleifen hat lassen. „Intensität und Umfang sind in den vergangenen vier Wochen viel höher geworden. Benny sagt mir die Dinge gerade ins Gesicht und zeigt mir, wie ich an mein Leistungslimit kommen kann“, berichtete der Niederösterreicher. Nachsatz: „Es hat sofort klick gemacht.“ Und auf Deutsch lässt es sich definitiv besser auf Details eingehen.

Thiem wirkt fitter und schlanker als zuvor, sein schärfster Kritiker war er schon immer. „Im Februar und März war ich noch nicht so weit. Ich bin unbewusst in einen Schlendrian reingekommen. Ich habe nicht das gemacht, was es braucht, um voll matchfit zu sein. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber im tiefsten Inneren wusste ich, dass ich nicht alles gebe, was ich habe“, gestand der 17-fache ATP-Turniersieger, der seine Kontrahenten wieder das Fürchten lehren möchte. Nicht nur in Mauthausen, sondern auch in Roland Garros, wo er zweimal das Finale erreicht hat, aber auch im Vorjahr mit dem Erstrunden-Aus einen Tiefpunkt erreicht hat, der ihn veranlasste, einen Mentalbetreuer zu engagieren. Dessen Name bleibt unter Verschluss.

Heuer würde er in Roland Garros nicht automatisch eine dritte Runde unterschreiben, die Ansprüche sind gestiegen, aber auch von der Auslosung abhängig. „Das Ziel ist es, fünf Stunden voll auf die Kugel raufzuhacken.“ Ebrahimzadeh wacht mit Argusaugen über die Prozesse. „Es ist anstrengend, aber es macht wieder viel mehr Spaß – und das ist zufriedenstellend. Die erste Woche mit Benny in Monte Carlo war echt hart, da wusste ich nicht, wie mir geschieht.“

Jetzt scheint es wieder Normalität zu sein für Thiem, der an vergangene Glanzzeiten anknüpfen möchte. „Die Rechnung ist einfach: Wenn man mehr macht als die anderen, wird man besser spielen. Ich habe sicher noch zwei, drei Jahre, in denen ich explosiv bin und keine Alterserscheinungen habe. Zurzeit spüre ich eine Aufbruchstimmung.“ Daran soll sich auch diese Woche in Mauthausen nichts ändern.