Stefanos Tsitsipas schert die teils heftige Kritik von Alexander Zverev in Cincinnati oder nun bei den US Open durch Andy Murray kaum etwas. Der als Nummer 3 gesetzte Grieche nahm sich im Zweitrunden-Match gegen den Franzosen Adrian Mannarino wieder eine überlange Toilettenpause nach dem verlorenen dritten Satz, ehe er auch dank 27 Assen mit 6:3, 6:4, 6:7(4), 6:0 in die Runde der letzten 32 einzog.
Tsitsipas nutzte eine wohl vorhandene Lücke im Regulativ neuerlich schamlos aus und war wieder fast acht Minuten in einer Toilettenpause. Darüber hatten sich Zverev zuletzt in Cincinnati und in Flushing Meadows Altstar Murray bitter beschwert, doch der Mitfavorit tat es erneut. Tsitsipas wurde diesmal mit Buh-Rufen durch das Publikum wieder auf dem Platz begrüßt und auch noch beim Aufschlag gestört, doch mit sechs Games en suite brachte er diese schnell zum Schweigen. Tsitsipas meinte später, er wäre völlig durchschwitzt gewesen und die Pause sei wichtig für ihn gewesen, um sich frisch zu fühlen.
"Ich habe nichts Falsches gemacht, also verstehe ich es nicht", sagte der Grieche. Er liebe die Fans, aber einige Leute würden einfach nicht verstehen. "Manchmal brauchen wir eine kurze Pause." Mannarino kritisierte Tsitsipas nicht direkt, aber die Offiziellen sollten die Regeln überdenken. Zudem gab es zuletzt auch indirekte Vorwürfe, dass Tsitsipas auch sein Handy mitnehmen könnte und dadurch unerlaubtes Coaching erhalten könne.
Überraschend ausgeschieden ist der als Nummer acht gesetzte Norweger Casper Ruud. Letzterer musste sich dem weniger bekannten Niederländer Botic van de Zandschulp (NED) mit 6:3, 4:6, 3:6, 4:6 beugen. Der 25-jährige Qualifikant ist Nummer 117 im ATP-Ranking.
Dominic Thiem als Analyset
Der verletzte US-Open-Titelverteidiger Dominic Thiem beobachtet das Turnier aus der Ferne, allerdings diesmal auch als Analyst für den TV-Sender Tennis Channel. Er hatte schon nach dem Match gegen Murray ein Zeitlimit gefordert. "Besonders bei den Bedingungen in New York muss man rausgehen können, besonders bei einem Fünf-Satz-Match mindestens zweimal. Du musst deine Hosen wechseln, besonders wenn man so viel schwitzt. Aber es sollte ein Zeitlimit dafür geben, weil das dauert nicht länger als drei, vier, maximal fünf Minuten", meinte Thiem in der Analyse. Für den auf dem Platz verbliebenen Spieler sei es schwierig. "Man kühlt aus, wird steif, das ist überhaupt nicht leicht."
Ex-US-Open-Siegerin Sloane Stephens, die Jungstar Cori "Coco" Gauff in Runde zwei ausschaltete, forderte ebenfalls eine Regeländerung und nannte dieses Verhalten unsportlich. "Sie machen Änderungen für kleinere Dinge, sie haben uns zum Beispiel eine Minute beim Aufwärmen weggenommen", meinte die US-Amerikanerin. "Wenn jemand für neun Minuten auf die Toilette geht, sagt keiner was", meinte die US-Open-Siegerin von 2017.
Extremes Wetter
Für Unruhe der anderen Art sorgte das extreme Wetter in New York, das sogar zur Ausrufung des Notstandes führte. Ausläufer des Hurrikans "Ida" brachten der Metropole ein heftiges Unwetter mit Tornadowarnung und beeinträchtigen auch den Spielplan. In das eigentlich überdachte Louis Armstrong Stadium regnete es trotz Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb dort zunächst auf unbestimmte Zeit ausgesetzt werden musste. Das in diesem Stadion begonnene Match zwischen dem Südafrikaner Kevin Anderson und Diego Schwartzman aus Argentinien wurde beim Stand von 5:5 im ersten Satz zunächst unterbrochen. Nachdem der Platz getrocknet worden war, wurde das Spiel fortgesetzt, im zweiten Durchgang aber erneut unterbrochen.
Schließlich entschieden die Organisatoren, die Partie im anderen Stadion mit einem Dach, dem größeren Arthur Ashe Stadium fortzusetzen. Von den Einzelpartien konnte aber bis auf jene der Ex-Weltranglisten-Ersten Angelique Kerber (GER) gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine alle beendet werden.
Betroffen war allerdings ein Österreicher: Jürgen Melzer, der mit dem Australier Marc Polmans zumindest seine Grand-Slam-Karriere beendet, liegt gegen das französische Duo Jeremy Chardy/Fabrice Martin (FRA) 3:6, 2:1 zurück. Auch Oliver Marach/Philipp Oswald vertreten Österreich im Männer-Doppel, sie sind voraussichtlich am Freitag erstmals im Einsatz.