Österreichs Tennis-Team hat den Aufstieg in das Viertelfinale des ATP Cups verpasst. Statt des für den Aufstieg unbedingt erforderlichen Siegs über Polen kassierte die rot-weiß-rote Truppe am Mittwoch in Sydney ein 1:2. Dennis Novak war Kacper Zuk unterlegen, danach verlor Dominic Thiem ebenso in drei Sätzen gegen Hubert Hurkacz. Oliver Marach und Jürgen Melzer holten gegen Hubert Hurkasz/Lukasz Kubot mit einem 6:7(3),6:3,11:9 den Ehrenpunkt. Zwischen Argentinien und Kroatien ging es im Anschluss daran um den Gruppensieg. "Schön, dass wir gewonnen haben. Aber natürlich wollten wir eigentlich weiterkommen", sagte Marach. 

Erfreulich: Abseits der Courts haben Thiem und ATP-Cup-Kapitän Thomas Muster eine künftige Zusammenarbeit fixiert. Diese gilt vorerst für die Saison 2020. Der French-Open-Triumphator 1995 wird Thiem bei den Turnier-Highlights in dieser Saison wie den Grand Slams oder den ATP-Masters-1000-Events zusammen mit Headcoach Nicolas Massu betreuen.

"Die Arbeit mit ihm wird mir echt weiterhelfen"

"Ich bin sehr froh darüber, dass die Zusammenarbeit mit Tom jetzt fixiert ist, das wird sicher eine geile Zeit! Wir haben schon in den letzten Tagen zusammen trainiert, und das hat sehr gut funktioniert. Tom entwickelt als Betreuer eine unglaubliche Energie, er gibt uns auch als Captain sehr, sehr wertvolle Ratschläge. Die Arbeit mit ihm wird mir echt weiterhelfen. Wir sind sehr motiviert und werden alles dafür tun, um unsere Ziele auch zu erreichen", sagte Thiem, der nach zwei Finalteilnahmen bei den French Open (2018, 2019) den Gewinn eines Grand-Slam-Titels im Visier hat.

"Ich freue mich, dass ich Dominic in diesem Jahr bei wichtigen Turnieren unterstützen und meine Erfahrungen einbringen kann, die ihm hoffentlich weiterhelfen, um sein Tennis zu verbessern und damit eine weitere Leistungssteigerung zu erreichen. Das alles wird gemeinsam mit Nicolas Massu passieren, der unverändert sein Hauptcoach bleibt. Ich glaube, dass wir uns sehr gut ergänzen und für Dominic das Beste herausholen können", ist Muster überzeugt.

Zurück zum ATP Cup. Da hatte Thiem beim 6:3,4:6,6:7(5) gegen den Weltranglisten-37. fulminant begonnen. Mit druckvollem Spiel und äußerst guten und effektiven Returns entschärfte er die Aufschlagstärke seines Gegners im ersten Satz. Nach einem Break zum 3:2 ließ er letztlich noch ein zweites Break folgen. Besonders sehenswert und begeisternd ein "Tweener" des Niederösterreichers bei einer 4:2-Führung mit folgendem Punktschlag durch einen Rückhand-Longline.

Zwei Doppelfehler bremsten Thiem

Auch im zweiten Durchgang ging es in dieser Tonart vorerst weiter, doch zwei Doppelfehler bremsten Thiem abrupt ein und bescherten Hurkacz das Break zur 4:3-Führung. Danach servierte der 1,96-m-Mann aus. Auch wenn die Polen schon vor dieser Partie ausgeschieden waren, ging es für Hurkacz doch um etliche Weltranglistenpunkte. Hurkacz gewann alle seine drei Einzel bei diesem Event. Für einen Erfolg gegen jemand vom Kaliber Thiems gibt es Extra-Bonuspunkte.

Thiem hingegen bilanzierte bei diesem neuen Event durch die zweite Niederlage im zweiten Spiel gegen Hurkacz (davor Niederlage in Miami 2019) mit einer 1:2-Bilanz. Die Chance auf den Sieg war am Mittwoch im dritten Satz da, nach vergebenen Breakchancen ging es ins Tiebreak. Da haben Kleinigkeiten entschieden, letztlich half auch das bekannt emotionale Coaching von Muster von der österreichischen Bank aus nicht mehr entscheidend.

Deutlich mehr hatte der Steirer ohnehin bei Novak zu tun gehabt. Der 26-Jährige war gegen seinen erst 20-jährigen Gegner anders als in seinen beiden Partien zuvor als Favorit in das Match gegangen. Zuk hatte als Weltranglisten-448. allerdings schon am Montag gegen Marin Cilic in seinem allerersten Match auf ATP-Niveau trotz Niederlage eine starke Leistung geboten. Gegen Novak feierte der als Ersatzmann zum Zug gekommene Youngster nun seinen größten Erfolg.

"Es war von Anfang an der Wurm drinnen", resümierte der Niederösterreicher. Er habe sich durch die Favoritenrolle belastet gefühlt. "Es war ein schweres Match für mich. Ich habe es probiert, auszublenden. Es ist mir aber nicht ganz gelungen. Jeder hat gesagt, wir brauchen einen 3:0-Sieg. Aber ich muss mich dieser Situation stellen. Ich habe genug Chancen gehabt, das auch zu gewinnen. Der Fehler war am Anfang der Partie, da darf ich ihn nicht reinkommen lassen."

Thiem könnte Platz vier noch verlieren

Die Niederlagen wie das Ausscheiden aus dem Bewerb könnten für Thiem und Novak noch ranglisten-technische Folgen haben. Thiem liegt in der Weltrangliste nur noch 30 Punkte vor Daniil Medwedew auf Rang vier, nachdem dieser seine bisherigen drei Spiele gewonnen hat. Der Russe hat im Viertelfinale die Chance, an Thiem vorbeizuziehen. Damit würde der seine Top-4-Setzung bei den Australian Open verlieren, was ihm vor dem Halbfinale einen der Top Drei bringen könnte.

Novak wiederum sieht seinen sicher geglaubten erstmaligen Einzug in die Top 100 noch einmal in Gefahr. Nach seinem Erfolg am Montag gegen den Argentinier Guido Pella im virtuellen Ranking 91., war er nach dem Zuk-Match nur noch auf Platz 98 zu finden. Etliche Spieler in seinem Bereich hatten nämlich beim ATP Cup sowie bei Challengern gepunktet, und können das teilweise in dieser Woche weiter tun. Ziehen drei weitere an Novak vorbei, bleibt er außerhalb der Top 100.

Coach Wolfgang Thiem kündigte gegenüber ServusTV an, dass er mit Dennis Novak und Sebastian Ofner am Freitag nach Melbourne anreisen werde, wo es für beide zu Wochenbeginn in die Qualifikation der Australian Open geht. "Dominic kommt Sonntag oder Montag nach", berichtete er über seinen Sohn. Und zu dessen Leistungen beim ATP Cup: "Dominic hat gut gespielt, aber nicht stabil genug. Es fehlt ihm die Matchpraxis, grundsätzlich bin ich aber nicht unzufrieden."