Dominic Thiems erste Niederlage im dritten Duell mit Taylor Fritz hatte das Team Europa beim Laver Cup in Genf unerwartet mit 7:11 ins Hintertreffen gebracht. Nachdem schon das Doppel zu Beginn des Schlusstages des Teambewerbs an die Crew von Kapitän John McEnroe gegangen war, konnte Thiem für das Team Europa das Blatt nicht wenden. Der 26-Jährige unterlag Fritz 5:7,7:6(3),5:10.
Damit standen die vom Schweden Björn Borg betreuten Europäer in den verbleibenden Einzeln unter Siegzwang, um die höchste Führung für ein Team Welt in der Laver-Cup-Geschichte umzudrehen. Den ersten Schritt dorthin setzte der Schweizer Roger Federer, der sich vor der Heim-Kulisse gegen den US-Amerikaner John Isner mit 6:4, 7:6 durchsetzte und damit auf 10:11 verkürzte. Damit musste das letzte Einzel zwischen Alexander Zverev und dem Kanadier Milos Raonic um den Sieg entscheiden. Und da behielt Zverev mit 6:4, 3:6 und 10:4 die Oberhand - damit gewann Europa das Prestigeduell mit 13:11 und sicherte sich wie bereits 2017 in Prag und 2018 in Chicago auch die dritte Auflage des Laver Cups. 2020 wird das Prestige-Duell in Boston über die Bühne gehen.
Nadal mit Handgelenksproblemen
Thiem war unerwartet zu seinem zweiten Einsatz an diesem Wochenende gekommen. Nach seinem Sieg im Eröffnungseinzel im Match-Tiebreak gegen den Kanadier Denis Shapovalov war er nicht mehr nominiert, musste dann aber für den an einer Entzündung in der Hand laborierenden Spanier Rafael Nadal einspringen. Auch der ursprüngliche Gegner stand mit dem Australier Nick Kyrgios nicht auf dem Platz. McEnroe stellte stattdessen Fritz für dieses wichtige Match auf.
Die davor gespielten Duelle mit Fritz hatte Thiem jeweils bei den US Open gewonnen. 2017 in der zweiten und 2018 in der dritten Runde setzte sich der Niederösterreicher jeweils in vier Sätzen durch. Ausschlaggebend für die erste Niederlage gegen den 21-jährigen Kalifornier war die schlechte Chancenauswertung. Keinen seiner sieben Breakbälle nutzte Thiem, Fritz auch nur einen von acht. Der reichte aber zum Gewinn des ersten Satzes, danach entschied eben jeweils ein Tiebreak.
Fünfte Satzball von Fritz saß
Schon in den ersten beiden Returnspielen hatte Thiem einige Breakchancen, so richtig bitter wurde es für den 26-Jährigen aber bei bzw. ab 5:5. Nachdem sich der Weltranglistenfünfte als Rückschläger ein 40:0 erarbeitet hatte, vergab er alle drei Chancen auf das vielleicht entscheidende 6:5. Danach kam der zweifache French-Open-Finalist bei seinem Aufschlag ins Hintertreffen, wehrte sich noch nach Kräften, der fünfte Satzball von Fritz saß aber per Rückhand-Passierschlag.
Einen Breakball Thiems auch gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs beantwortete Fritz mit einem seiner zehn Asse, sein Gegenüber kam da übrigens auf sechs Stück. Jubel auf und bei Europas Bank unter den mitfiebernden Federer, Nadal, Zverev, Tsitsipas, Fabio Fognini (ITA), Ersatzspieler Robert Bautista Agut (ESP) und natürlich Borg brandete auf, als Thiem bei 1:2 und 0:40 mit fünf Punkten en suite zum 2:2 ausglich.
Der Amerikaner kam in Fahrt
In der Folge ging es ins Tiebreak, in dem der zuletzt wochenlang gesundheitlich angeschlagen gewesene Österreicher rasch für klare Verhältnisse sorgte. Da ließ es sich auch verschmerzen, dass nach einer 6:1-Führung erst der dritte Satzball saß. Thiem nahm das Momentum vorerst auch mit, lag im Match-Tiebreak mit Mini-Break 2:1 in Front. Dann aber kam Fritz in Fahrt, distanzierte seinen Gegner mit starken Bällen mit 8:3, ehe er bei 9:5 seinen ersten Matchball verwertete.
Nach der Niederlage hatte sich Thiem mit gemischten Gefühlen den Interviews gestellt: "Ich bin einerseits wütend, dass ich verloren habe. Aber andererseits habe ich ein gutes Match gespielt." Es sei eine gute Partie gewesen. "Im Endeffekt haben ein paar Sachen den Ausschlag gegeben. Wir waren beide auf der Höhe. Es war sicher mein bestes Match, seit ich von den US Open zurückgekommen bin."
Späte Bekanntgabe des Gegners
Erst 10 bis 15 Minuten vor dem Match habe er erfahren, dass Fritz statt Kyrgios spielen werde. Thiem selbst habe hingegen bereits in der Früh gewusst, dass er bereit sein müsse. "Rafa hat schon sehr viel und intensiv gespielt bei den US Open", gab Thiem Einblick. "Aber es wird hart, dass er alle drei Tage spielt. Deswegen hat er gesagt, es soll jeder bereit sein. Heute in der Früh hat er gesagt, es wird für ihn nicht gehen."
Das Format des Laver Cup sei sensationell. "In der Halle kann jeder gegen jeden gewinnen. Es ist alles sehr, sehr eng zusammen, da alle gut servieren. Das Spielen, die Zeit verbringen mit diesen Legenden - es ist eine unvergessliche Woche jedes Mal. Der Event hat sich wahnsinnig gut etabliert."