Österreichs Davis-Cup-Team geht heute und Samstag in Espoo gegen Finnland als klarer Favorit ins Rennen. Das Play-off in der 6.000 Zuschauer fassenden Metro Areena eröffnet der Star dieses Länderkampfs, Dominic Thiem, gegen die finnische Nummer zwei, Patrik Niklas-Salminen (17.00 Uhr MESZ/live DAZN). Im Anschluss bekommt es Sebastian Ofner (der Steirer ersetzt den erkrankten Dennis Novak) mit Emil Ruusuvuori zu tun.
Ein Kuriosum ist die Tatsache, dass der erst am Mittwoch angereiste Thiem bis zur Auslosung noch gar nicht auf dem Center Court, sondern auf einem Nebenplatz trainiert hat. "Natürlich ist es kurios, dass er bis zur Auslosung noch nicht da gespielt hat, aber der Platz in der Trainingshalle war sehr ähnlich. Dominic ist ein Profi und ist da sehr unsensibel, was das betrifft", meinte Stefan Koubek gegenüber der APA dazu. Thiem hatte am Donnerstagnachmittag aber noch zwei Einheiten auf dem Match-Platz eingeplant.
Vorsicht vor Ruusuvuori
Auf den Boden holen muss Koubek seine als haushohe Favoriten geltende Truppe, eine Seltenheit bei einem Auswärts-Davis-Cup, übrigens nicht. "Die sind Profis genug und sehr viele waren letztes Jahr in Russland dabei, und wissen, was alles möglich ist. Das kann umgekehrt auch laufen. Aber ich bin hier sehr positiv gestimmt, weil die Truppe sehr gut drauf ist. Man muss fokussiert in das Wochenende gehen."
Für ÖTV-Davis-Cup-Rekordmann Jürgen Melzer ist es schon sein 36. Länderkampf. Gemeinsam mit Oliver Marach könnte er am Samstag (13.00 Uhr) schon für die Entscheidung sorgen. "Das wäre ein Traum, wenn wir das schon beenden könnten, aber man muss erst die Spiele spielen. Vor allem der Einser von ihnen kommt mit viel Selbstvertrauen", warnte auch der Routinier und erinnerte ebenfalls an den Russland-Trip 2018. "Wir waren letztes Jahr das beste Beispiel, dass an so einem Wochenende sehr viel passieren kann. Vor allem beim 'best of three' ist das nicht immer so eine 'g'mahte Wiesn'. Da muss man schon auf der Höhe sein." Von der umfunktionierten Eishockey-Halle in Espoo schwärmte Melzer. "Die Halle ist echt cool, ein traumhaftes Venue. Wir können von so etwas nur träumen."
Melzer-Wiedersehen mit Nieminen
Für Melzer ist der Davis Cup auch etwas Besonderes, weil sein guter Freund Jarkko Nieminen als Davis-Cup-Kapitän der Finnen vor Ort ist. "Es war schön, ihn wiederzusehen, da sind viele alte Geschichten hochgekommen."
Für Thiem ist es nach der wegen einer Verkühlung verpatzten Nordamerika-Tour das wettkampfmäßige Comeback. Der Weltranglisten-Fünfte war ja bei den US Open in New York gleich zum Auftakt gescheitert. "Es ist ein guter Wiedereinstieg, aber die Gegner sind zu stark, als dass man da nicht 100 Prozent gibt", erklärte der Lichtenwörther im Vorfeld. Trotz der klaren Favoritenrolle will Thiem den Gegner keinesfalls unterschätzen. "Finnland ist stark, vor allem Ruusuvuori hat auf Challenger-Ebene sehr gut gespielt", warnte der zweifache French-Open-Finalist. "Aber es ist eine sehr gute Vorbereitung, um für die letzte Saison-Phase wieder in diesen Spiel- und Match-Rhythmus zu kommen."
Thiem wird ja nun innerhalb von knapp dreieinhalb Monaten gleich drei Teambewerbe spielen. Neben dem Davis Cup steht danach der Laver Cup in Genf im Team mit u.a. Roger Federer und Rafael Nadal auf dem Programm und Anfang Jänner wird Thiem im neu geschaffenen ATP Cup wieder an der Seite von Österreichern spielen. "Wir haben ein super Team, wo ich mich mit jedem einzelnen gut verstehe. Die Woche ist einfach einmal was anderes, fürs Team zu spielen als für sich selbst. Deshalb ist Davis Cup, Laver Cup, ATP Cup, was es jetzt neu gibt, eine coole Sache", sagte Thiem.
Thiem macht sich keine Sorgen um ATP-Finals
Der aktuell Fünfte im "Race to London" macht sich übrigens um seine vierte Teilnahme beim "Masters" in der britischen Hauptstadt keine Sorgen. "Ich glaube, dass das erledigt ist, wenn ich ehrlich bin. Ich habe jetzt schon mehr Punkte als in den ganzen drei Jahren, da war ich auch immer dabei. Ich glaube nicht, dass ich jetzt bis Paris null Punkte mache. Selbst wenn es so wäre, wäre ich glaube ich dabei."
Nicht zuletzt wegen des neuen ATP Cups wird Thiem Österreich lange Zeit nicht sehen. Erstens verlegt er seine Jahre lang auf Teneriffa abgehaltene Saisonvorbereitung nun offiziell nach Miami, zweitens reist er danach direkt nach Australien weiter. In rund zweieinhalb Wochen will er in Florida mit Fitnesscoach Duglas Cordero die Basis für 2020 legen. "Wir werden dieses Jahr früh nach Australien anreisen. Mein Papa, Nico (Massu) werden mit Ofi (Sebastian Ofner) und Dennis (Novak) hinkommen", erzählte Thiem. "Dann werden wir dort auch noch einmal zwei, zweieinhalb Wochen richtig gute Tennisvorbereitung haben und am 3. Jänner beginnt dann der ATP Cup."
Doch zunächst gilt freilich die Konzentration dem Davis Cup. Ein Sieg in Espoo bedeutet den Platz in der Qualifikationsrunde Anfang März 2020. Ein schwieriger Termin für Thiem unmittelbar vor seiner Titelverteidigung in Indian Wells. Doch für das gesamte ÖTV-Team ist die Teilnahme am lukrativen Finalturnier in Madrid, die dieses Jahr verpasst wurde, ein hohes Ziel. Dazu wäre eben auch ein Sieg im März nötig.