Die größten Befürchtungen sind eingetroffen - der Auftritt des nach einer Viruserkrankung geschwächten Dominic Thiem bei den US Open 2019 dauerte gerade einmal 2:23-Stunden. Dann war die bittere 4:6, 6:3, 3:6, 2:6-Auftaktniederlage gegen den Italiener Thomas Fabbiano besiegelt. „Ich habe definitiv den Wettlauf gegen die Zeit verloren“, sagte der schwer enttäuschte Lichtenwörther, der noch immer an den Nachwehen der Erkrankung leidet und daher auch nicht sein volles Leistungspotenzial abrufen konnte. „Ich bin nach zwei Sätzen sehr, sehr müde und erschöpft geworden, war einfach weit weg von den einhundert Prozent“, resümierte der Weltranglistenvierte, dem im Ranking nun ein leichter Rückfall droht.
Für Thiem geht es jetzt wieder zurück in die Heimat, er will sich dort richtig auskurieren. Nächste Stationen wären der Davis Cup auswärts gegen Finnland (13./14. September) und der Laver Cup in Genf (20. bis 22. September). Allerdings ließ Manager Herwig Straka bereits anklingen, dass sein Schützling das Ländermatch auslässt. Um der Anfälligkeit für Erkrankungen entgegenzusteuern, „werden wir die Saisonvorbereitung ändern. Wenn du Top Five bist, musst du viel mehr und länger in den Turnieren spielen, hast nie die Wochen dazwischen, um dich auszurasten. „Der eine hat es bei den Extremitäten, da hat er noch nie ein Problem gehabt. Bei Dominic ist die Schwachstelle eben das Immunsystem“, sagt Straka.
Österreichs Davis-Cup-Arzt Ulrich Lanz ortet den Auslöser für das aktuelle Problem auch in der psychischen Belastung, der Thiem zuletzt ausgesetzt war. „Der Trainer- und Managerwechsel hat einen Einfluss auf sein Immunsystem gehabt. Das war das Loslösen von einem väterlichen Freund - so etwas geht nicht spurlos an einem vorüber. Das lässt sich mit Menschen, die ausgerechnet im Urlaub krank werden, vergleichen - da findet auch ein Loslösen statt, das einen schwächt.“
Dazu habe Thiem in letzter Zeit viel gespielt, sich bei seinem Kitzbühel-Triumph physisch und psychisch ausgegeben und ein Jetlag sei auch noch dazugekommen. Ob man solchen Erkrankungen vorbeugen und das Immunsystem stärken kann? „Viel Wasser trinken. Die Regel lautet 0,35 Milliliter pro Kilogramm pro Tag. Bei Dominic sind das also 2,5 Liter ohne sportliche Betätigung. Dazu noch Nahrungsergänzungsmittel und Vitamin C. Das Problem dabei ist aber: Einen kranken Normalsterblichen kann man mit einer Vitamin-C-Infusion behandeln, bei Profisportlern muss man wegen der Anti-Dopingregeln aufpassen.“
Ein großes Problem sieht Lanz vor allem beim Fliegen. „In einem Flieger und auf dem Flughafen gibt es extrem viele Keime. Dazu kommen noch viele Selfies mit Fans und Umarmungen. Wenn es finanziell möglich ist, wäre ein Privatjet eine Lösung. Denn ein Federer oder Nadal sind kaum krank.“