Hier geht es zu den Livescores von Kitzbühel

Der Ansturm bei der Auftakt-Pressekonferenz in Kitzbühel mit Österreichs Superstar Dominic Thiem war enorm. Der Niederösterreicher präsentierte sich locker und war zu Scherzen aufgelegt. Doch bevor die Nummer vier der ATP-Rangliste ins Turniergeschehen eingreift, will die nächste Generation in der Gamsstadt für Furore sorgen. Mit dem Quartett Dennis Novak, Sebastian Ofner, Lucas Miedler und Jurij Rodionov hat Österreich vier vielversprechende Talente in ihren Reihen.

Auf der Suche nach dem größten Manko steht ein entscheidender Faktor ganz oben: Konstanz. In dieser Hinsicht sind sich alle einig. Dass der Weg an die Weltspitze kein leichter ist, die mentale Komponente nicht zu unterschätzen ist und immer wieder der Verletzungsteufel zuschlägt, macht es nicht einfacher. Aber die rot-weiß-roten Tennis-Asse wissen um ihre Stärken und Schwächen. Jeder Einzelne hat seine Qualitäten. In einem direkten Duell spielte Novak am Montag seine besser aus. Der 25-Jährige bezwang den 20-jährigen Rodionov glatt in zwei Sätzen.

Heute steigt in Kitzbühel mit dem Duell zwischen Ofner und Miedler das nächste rot-weiß-rote Kräftemessen. Dem Sieger winkt ein Duell mit Vorbild und Topstar Thiem.  Zum Aufwärmen gibt's hier eine Analyse der vier ÖTV-Asse in der "zweiten Reihe":

Dennis Novak

Der „Best Buddy“ von Dominic Thiem durchlief eine durchwachsene Saison. Eine Verletzung beim Davis Cup warf die erste Hälfte seines Turnierplans komplett über den Haufen. „Ab dem Challengersieg im April in Asien ging es bergauf. Einzig die Paris-Quali hab ich in den Sand gesetzt, aber bis jetzt kann ich zufrieden sein“, sagt der 25-Jährige, der enorm von seinem neuen Touringcoach Julian Knowle profitiert. Der ehemalige Doppel-Grand-Slam-Triumphator setzte neue Impulse und gibt ihm Rückhalt. „Es ist definitiv noch ein Schritt bei mir weitergegangen. Ich bereite mich ganz anders auf ein Match vor, auch taktisch, und kann das Spiel danach mit ihm resümieren. Manchmal sind solche kleinen Sachen ausschlaggebend für Erfolg.“ Bis April hat Novak lediglich 120 Punkte zu verteidigen. Der Einzug in die Top 100 kann nur eine Frage der Zeit sein.

Sebastian Ofner

Der Steirer erlebte eine Achterbahn der Gefühle. Der 23-Jährige erwischte einen guten Saisonstart, bis sich der Wurm einschlich. „In den vergangenen Wochen hatte ich Probleme mit meinem Spiel. Mir fehlte das Vertrauen in meine Schläge. Das ist natürlich nie von Vorteil“, sagt die Nummer 167 der Weltrangliste. Seinem Heimturnier in Kitz fiebert Ofner entgegen. Auch deshalb, weil es sein erstes Turnier unter seinem neuen Coach, Doppel-Spezialist Alex Peya, ist: „Er ist ein ruhiger, gelassener Typ, der Erfahrung mitbringt. Von ihm kann ich mir viel abschauen. In den ersten Trainingswochen ging viel voran.“ Nur seiner aktuellen Ranglistenposition kann der Steirer wenig abgewinnen, „aber so ist der Sport, nach dem Challenger-Sieg im April war ich 126, jetzt fielen Punkte heraus und es ging 45 Plätze runter“. Der Blick ist nach vorn gerichtet.

Lukas Miedler

Die neue ATP-Punkte-Regelung wurde dem Tullner Lucas Miedler zum Verhängnis. „Das war bitter. Man kämpft sich auf Rang 200 vor, wäre in der Grand-Slam-Qualifikation – und ist dann nur noch knapp unter den 300. Das war für den Kopf nicht leicht.“ Der 23-Jährige ließ sich dadurch nicht unterkriegen, auch wenn er oft in knappen Partien den Kürzeren zog. „Meist fehlt wirklich nur ein Aitzerl. Inzwischen hab ich gelernt, damit umzugehen.“ Sein neuer Betreuerstab – Miedler wird seit letztem Dezember vom Trio Werner Eschauer, Roland Berger und Pasqual Brunner trainiert – gab ihm neue Motivation. „Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, jemanden an der Seite zu haben. Vergangenes Jahr war ich nur allein unterwegs“, so Miedler, der sein Spiel auf Sand immens weiterentwickeln konnte. „Ich muss nur aufhören, zu viel erzwingen zu wollen.“

Juri Rodionov

Der Niederösterreicher zählt in Expertenkreisen zu den größten Nachwuchstalenten Österreichs. 2019 begann für den 20-Jährigen bei den Australian Open äußerst vielversprechend. „Danach ging es auf und ab. Höhepunkt war definitiv der Davis Cup, auch wenn ich ihn leider nicht positiv beenden konnte. Die zwei Niederlagen haben geschmerzt, letztlich war es eine Riesenerfahrung“, sagt der Schützling von Martin Gattringer. Die Folge war ein Formtief, wo in erster Linie der Kopf eine wesentliche Rolle spielte. „Ich hab versucht, nicht mehr negativ zu denken. So hab ich es geschafft, mich in den letzten Wochen wieder aufzurappeln.“ Letztes Jahr begeisterte er nach seiner erfolgreichen Quali das heimische Publikum. Starkes Service, solide Grundschläge und sein Ehrgeiz machen ihn zu einem unberechenbaren jungen Spieler.