Mit zwei so einseitigen Herren-Halbfinali bei den Australian Open hat niemand gerechnet. Rafael Nadal war am Donnerstag in nur 106 Minuten über Jungstar Stefanos Tsitsipas hinweggebraust, Novak Djokovic toppte das am Freitag sogar. Der Weltranglisten-1. machte das erste Major-Semifinale des Franzosen Lucas Pouille beim 6:0,6:2,6:2 in 83 Minuten zu dessen Alptraum. Melbourne hat sein Traum-Finale.
Am Sonntag (9.30 Uhr/live ServusTV, Eurosport) kommt es zum großen Showdown zweier Superstars dieses Sports: Zum 53. Mal werden sich der 31-jährige Serbe und der ein Jahr ältere Spanier gegenüber stehen. Djokovic zog in sein siebentes Melbourne-Endspiel ein, die bisherigen sechs hat er allesamt gewonnen. Mit Titel Nummer sieben wäre er der alleinige Rekordhalter des ersten Tennis-Grand-Slams des Jahres.
24 Winner bei nur fünf unerzwungenen Fehlern: Djokovic wirkte am Freitag wie in Trance und war selbst von seinem Auftritt begeistert. "Das war definitiv eines der besten Matches, das ich je gespielt habe. Alles hat so funktioniert wie ich es mir vorgestellt habe", konstatierte Djokovic, den auch nur noch ein Sieg vom Major-Hattrick trennt. Er hatte zuletzt auch in Wimbledon und bei den US Open triumphiert.
Im Head-to-Head mit Nadal führt der "Djoker" knapp mit 27:25. Einer dieser 27 Siege war ein episches Finale 2012 genau in jenem Melbourne Park: Nach 5:53 Stunden hatte sich der damals 24-jährige Djokovic 5:7,6:4,6:2,6:7(5),7:5 durchgesetzt und seinen fünften Major-Titel gewonnen. Am Sonntag geht es nun schon um seinen 15., für Nadal wäre es Nummer 18. "Ich würde mir definitiv ein Ticket für das Match kaufen", meinte Djokovic nach seiner Kurzvorstellung zu den Fans.
Mittlerweile gäbe es aber den Super-Tiebreak, der den fünften Satz ja vorzeitig beende, meinte er, und konnte sich wohl nicht mehr erinnern, dass es 2012 von den Games her im fünften Satz ein "normales" Ergebnis gegeben hatte. Das Wichtigste ist ihm aber ohnehin der Ausgang. "Hoffentlich geht es genauso aus wie damals", sagte Djokovic.
Vor einem Jahr noch hatte Djokovic an gleicher Stelle im Achtelfinale verloren und musste sich dann am Ellbogen operieren lassen. Ein Jahr später geht er als Nummer eins der Welt auf seinen dritten Major-Titel en suite los. "Das Wichtigste war es, dass ich immer an mich geglaubt habe, das ist der Schlüssel", erklärte Djokovic. Nadal hat bisher erst einmal "down under" die Trophäe gewonnen: vor exakt zehn Jahren mit einem Fünf-Satz-Erfolg über Roger Federer.