Der südafrikanische Tennisprofi Kevin Anderson steht zum zweiten Mal in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Finale. Der 32-Jährige setzte sich am Freitag im zweitlängsten Wimbledon-Match aller Zeiten nach 6:36 Stunden 7:6(6),6:7(5),6:7(9),6:4,26:24 gegen John Isner (USA) durch. Im Finale am Sonntag trifft Anderson auf den Sieger des Duells zwischen Rafael Nadal (ESP) und Novak Djokovic (SRB). Deren Match wurde um Mitternacht beim Stand von 6:4, 3:6, 7:6 aus Sicht des Serben abgebrochen.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll", meinte der Weltranglisten-Achte beim Verlassen des Centre Courts. "Einer muss gewinnen. John ist ein großartiger Typ, ich habe wirklich Mitleid mit ihm." Anderson steht damit zum zweiten Mal nach den US Open im letzten Jahr in einem Major-Finale.
Fraglich bleibt der Fitnesszustand von Anderson. Bereits im Viertelfinale musste er gegen den achtmaligen Wimbledon-Champion Roger Federer Überstunden machen. Erst nach 4:14 Stunden und einem 13:11 im entscheidenden Satz stand der Sieg am Mittwoch fest. "Ich versuche so frisch wie möglich zu sein", sagte der Wimbledon-Finalist. Er sprach sich für eine Regeländerung aus und dafür auch am "Heiligen Rasen" den fünften Satz mit einem Tiebreak zu beenden.
Anderson, der im entscheidenden fünften Satz dem Break durchwegs näher war, nutzte die insgesamt sechste Breakchance zum 25:24. Zuvor musste dreimal das Tiebreak die Satzentscheidung bringen. Das längste Halbfinale in Wimbledon war zugleich das zweitlängste Spiel in Wimbledon. Bisher war das, das Drittrundenspiel 2012 zwischen Marin Cilic aus Kroatien und Isners Landsmann Sam Querrey.
In seinen zuvor fünf diesjährigen Partien im Südwesten Londons hatte Aufschlagspezialist Isner, der die mit Abstand meisten Asse im Turnier serviert hat, nicht einmal seinen Aufschlag abgegeben. Auch Anderson gelang erst nach rund zweieinhalb Stunden ein erstes Break, Isners imposante Serie endete nach 111 Aufschlagspielen. Isner holte sich das Break jedoch sofort zurück. So ging auch der dritte Satz zwischen dem 2,03 Meter großen Anderson und dem 2,10 Meter großen Isner ins Tiebreak.
Allein der fünfte Satz zog sich dann über 175 Minuten. Isner legte stets vor, mit stoischer Ruhe zog Anderson immer wieder nach. Bei 24:24 gelang dem Südafrikaner dann ein kurioser Punktgewinn, als er auf den Rasen fiel, sich aufrappelte, den Schläger für einen Schlag in die linke Hand nahm und dann von einem Fehler seines Gegenübers profitierte. "Das bringt mich zum Lachen. Das war am Ende offensichtlich ein wichtiger Punkt für mich", sagte Anderson.
Kurz darauf stand es 0:40 bei Isners Aufschlag, einen Breakball wehrte er noch ab, dann landete eine Rückhand im Netz. Bei eigenem Aufschlag ließ sich Anderson den Finaleinzug nicht mehr nehmen und ist nun erster Südafrikaner im Endspiel des bedeutendsten Tennis-Turniers der Welt seit Brian Norton im Jahr 1921.
Isner bleibt der schwache Trost nun bei den zwei längsten Spielen in Wimbledon als Aktiver dabei gewesen zu sein. 2010 zog sich sein Erstrundenduell mit dem Franzosen Nicolas Mahut über drei Tage. Nach einer Nettospielzeit von 11 Stunden 5 Minuten trug der Amerikaner mit einem 70:68 im fünften Satz damals den Sieg davon.
Auch Peya steht im Endspiel
Österreichs Doppelspezialist Alexander Peya hat mit seiner US-amerikanischen Partnerin Nicole Melichar das Mixed-Finale beim Tennis-Grand-Slam in Wimbledon erreicht. Das Duo setzte sich am Freitag gegen Michael Venus/Katarina Srebotnik (AUS/SRB) glatt in zwei Sätzen 6:4,6:4 durch. Für Peya ist es nach 2015 - damals mit der Ungarin Timea Babos - das zweite Wimbledon-Finale im Mixed.
Dort wartet am Sonntag die weißrussisch-britische Paarung Viktoria Asarenka/Jamie Murray auf den 38-jährigen Wiener und seine 14 Jahre jüngere Partnerin.