Das epische Doppel-Finale in Wimbledon an der Seite von Mate Pavic 11:13 im fünften Satz verloren, insgesamt nur zwei Punkte weniger gemacht als die Gegner. Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute auf dieses Erlebnis zurück?
OLIVER MARACH: Es war am Ende bitter und ich war schon sehr traurig. Mate hat sogar geweint, weil er das entscheidende Break kassiert hat. Aber durch das Schließen des Daches bei 11:11 war es plötzlich ein anderes Turnier – die Lichter rundherum, der Ball klingt anders. Es war schwierig. Ich denke heute noch: "Ach, hätte ich doch den einen oder anderen Ball anders gespielt." Aber auf der Tour sagen wir, das Wort „if“ gibt es nicht. Es tut weh, doch wir hätten auch schon im Halbfinale verlieren können ...

In den letzten Wochen hat Sie immer wieder Ihr Handgelenk geplagt. Wie geht es Ihnen jetzt gesundheitlich?
MARACH: Momentan bin ich schmerzfrei. Ich muss es mir aber anschauen lassen, weil eine Zyste drinnen sein könnte. So gesehen war es ein Wunder, dass ich überhaupt in Wimbledon antreten konnte.

Rückblickend auf Ihre bisherige Karriere wurde diese leider immer wieder von körperlichen Problemen begleitet.
MARACH: Ich will nicht sagen, dass es ein Fluch ist. Aber jedes Mal, wenn ich ein gutes Jahr habe, bin ich in der nächsten Saison verletzt. Ich weiß aber nicht, woran es liegt. Glücklicherweise waren es aber nie so gravierende Verletzungen wie etwa bei Andreas Haider-Maurer oder Janko Tipsarevic, die jeweils fast zwei Jahre verloren haben.

Dabei haben Sie 2012 nach dem Unfall in Hamburg, wo Sie während eines Matches über ein Metallrohr gestolpert sind, auch sieben Monate pausieren müssen. Sie haben damals geklagt – wie ist da der Stand der Dinge?
MARACH: Die drei Beteiligten sind vor zwei Monaten das zweite Mal schuldig gesprochen worden. Jetzt geht es nur noch darum, in welcher Höhe ich wegen meines Einkommensverlustes entschädigt werde. Die ganze Geschichte war sehr belastend und ich hoffe, dass es jetzt bald endgültig vorbei ist.

Sie wohnen mit Ihrer Frau Jessie und Ihren beiden Töchtern Leah und Amelie in Panama City. Wie ist das Leben dort?
MARACH: Als ich das erste Mal dort war, habe ich gesagt: "Wie verwöhnt seid ihr denn hier alle." Es ist sehr relaxed. Gehört man dem Mittelstand an, ist es dort fast normal, ein Kindermädchen und einen Butler zu haben. Dazu kommen das tolle Wetter und die Strände. Neben unserem Haus in der Hauptstadt haben wir noch eineinhalb Stunden entfernt ein Strandapartment, wo Freunde ein Projekt mit Golf- und Tennisplätzen sowie sieben Pools betreiben und wo wir eine schöne Zeit verbringen können. Aber ich liebe auch Österreich und komme immer wieder gerne hierher.

Welche Rolle spielt die Familie in Ihrem Leben?
MARACH: Eine extrem große. Ich bin ein Familientyp. Deswegen ist es für mich auch sehr schwer, wenn ich die Kinder durch das Tennis nicht so oft sehe. Gott sei Dank gibt es Skype. Bei den US Open sind aber alle dabei.

Zurück zum Tennis: Was macht einen guten Doppelspieler aus?
MARACH: Ein gutes Service, ein guter Return und eine gute Hand beim Volley. Zudem müssen sich die Partner ergänzen, dürfen nicht dieselbe Spielart haben. Im Doppel muss man variieren können und einen Plan A und B haben. Es ist ein sehr taktisches Spiel. Darin liegt eine meiner Stärken, weil ich erkenne, wer das Zeug zu einem guten Spieler hat. Das habe ich damals bei Lukasz Kubot bewiesen, und auch bei Fabrice Martin.

Würden Sie einem Spieler zu einer Doppelkarriere raten?
MARACH: Na ja, da ist eben das Problem mit dem Geld. Im Vergleich zum Einzel ist Doppel ein Armutssport. In Wimbledon gab es für die dritte Runde im Einzel mehr Preisgeld als für den Finaleinzug im Doppel. Wenn man in der Doppel-Weltrangliste auf 80 steht, verdient man abzüglich Quartier, Flug und Betreuer kein Geld. Dabei ist es eh schon besser geworden.

Sie haben sich aber mit Ihrem Verdienst in Panama ein zweites Standbein aufgebaut?
MARACH: Unser Standbein heißt Immobilien. Ich habe mir dort ein paar Sachen gekauft. Für mich ist das Wichtigste, dass meine Kinder eine super Ausbildung haben. Und das kann ich ihnen garantieren.

Thema Davis Cup: Sind Sie im Herbst gegen Rumänien dabei?
MARACH: Das ist bei mir ein heikles Thema. Beim letzten Davis Cup gegen die Niederlande hat sich Präsident Robert Groß nach der Doppel-Niederlage beleidigend gegenüber mir geäußert und sich bis heute noch nicht dafür entschuldigt. Das hat mich sehr enttäuscht. Auch die interne Kommunikation funktioniert nicht wirklich. Aber prinzipiell stehe ich zur Verfügung.

Bei welchen Turnieren schlagen Sie als Nächstes auf?
MARACH: Nächste Woche spiele ich mit Philipp Oswald in Gstaad. Kitzbühel lasse ich aus, fliege stattdessen nach Washington, wo ich mit Nikola Mektic spiele. Ab Montreal ist dann Mate wieder mein Partner. Dann folgen Cincinnati, vielleicht Winston Salem und die US Open.

Werden wir Oliver Marach auch 2018 noch auf der Tour sehen?
MARACH: (Lacht) Ja, jetzt muss ich noch ein Jahr anhängen. Durch die gewonnenen Wimbledon-Punkte bin ich jetzt einmal abgesichert. Aber es kommt darauf an, wie es läuft.