Sie haben in Ihrem ganz persönlichen Tennismärchen mit dem Sieg über Jack Sock ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Konnten Sie Ihren sensationellen Drittrunden-Einzug denn schon realisieren?
Ehrlich gesagt noch nicht ganz. Das alles hier ist einfach unglaublich und es wird wohl noch ein wenig dauern, bis ich kapiert habe, was mir hier gelungen ist.

Das Match gegen Sock hat bis nach 21 Uhr englischer Zeit gedauert. Wann sind Sie ins Bett gekommen?
Erst um 00.30 Uhr. Ich hatte noch ein paar Interview-Termine. Geschlafen habe ich aber sehr gut, nach der Fünfsatz-Partie war ich doch ziemlich geschafft.

Nachdem Sock in Sätzen auf 2:2 ausgleichen konnte, sind da bei Ihnen Zweifel aufgekommen?
Überhaupt nicht. Ich habe ja gut gespielt. Nur das Service hatte mich in den Sätzen drei und vier etwas verlassen. Das passiert mir immer wieder einmal, dass Kleinigkeiten plötzlich nicht passen. Vor dem Entscheidungssatz habe ich mir vorgenommen, nochmals alles reinzulegen – es hat geklappt.

Nach dem Match mussten Sie viele Autogramme und Interviews geben – auch etwas ganz Neues für Sie?
Ja, aber das taugt mir voll, weil ich es eben noch nie hatte. Natürlich ist es auch anstrengend, aber ich genieße es. Man weiß ja nicht, wann es das alles das nächste Mal geben wird.

Gab’s auch schon Gratulationen von anderen Spielern?
Ja, von ein paar, die ich kenne. Star war aber keiner darunter. Außer Domi (Anm.: Thiem). Das taugt mir sehr, weil er muss das nicht machen. Doch er hat sich sehr für mich gefreut.

Ihr Handy geht vor lauter SMS wahrscheinlich über.
Es sind schon sehr viele Glückwünsche gekommen. Leider konnte ich noch nicht alle beantworten.

Wo wohnen Sie in Wimbledon?
In einem Hotel nahe der Anlage. Dort sind die ganz nett, ich hatte noch kein Problem, weil ich immer mein Zimmer verlängern musste.

Ihre Eltern sind auch da?
Ja, die sind vor dem Match gegen Sock hergeflogen. Und sie werden sich auch noch die Partie gegen Zverev anschauen.

Viele Top-Spieler legen großen Wert auf gesunde Ernährung. Ist das bei Ihnen auch so?
Ich versuche schon, darauf zu achten, aber da werde ich wohl in Zukunft noch ein größeres Augenmerk darauf richten müssen. Derzeit esse ich vor allem viel Pasta mit verschiedensten Saucen.

Wegen Ihrer Frisur werden Sie bereits mit Falco verglichen ...
(Lacht.) Ich wollte einfach einmal eine neue Frisur. Und die zurückgegelten Haare sind jetzt im Trend. Das mit Falco habe ich noch nicht gehört, aber es stört mich natürlich nicht, mit einer Legende verglichen zu werden.
Durchaus möglich, dass Ihnen noch mehr Damenherzen zufliegen werden.
Schauen wir mal, wie es ist, wenn ich nach Österreich zurückkehre. Momentan bin ich zwar nicht unbedingt offen für eine Freundin, doch vielleicht ist das in ein paar Monaten anders.

Apropos Heimat: Dort ist hinsichtlich Ihrer Ausbildung eine Diskussion um Ihre Zugehörigkeit entbrannt.
Ich habe schon immer gesagt, dass ich seit meinem 14. Lebensjahr beim ÖTV bin. Seit eineinhalb Jahren trainiere ich unter Wolfgang Thiem in der Bresnik-Akademie, bin aber nach wie vor ein ÖTV-Spieler.

Gegen Sock haben Sie Schuhe, Hose, Shirt und Schläger von vier verschiedenen Ausstattern getragen ...
Ja, und ich benutze seit dem ersten Quali-Match dieselben Dressen und komme mit dem Waschen gar nicht richtig nach. Doch vielleicht findet sich nach diesem Turnier eine Firma, die mich ausstatten will.

Neben den bisher gewonnenen 102.260 Euro Preisgeld haben Sie bereits 115 Punkte gesammelt. Damit werden Sie in der neuen Weltrangliste von Platz 217 ungefähr auf Position 150 vorstoßen. Ändert das nicht Ihre gesamte Saisonplanung?
Grundsätzlich war es für heuer das Ziel, sich in den Top 200 zu etablieren. Jetzt kann ich den Blick natürlich ein bisschen weiter nach oben richten. Doch ich will mich damit jetzt eigentlich gar nicht auseinandersetzen, sondern einfach schauen, was passiert.

Heute wartet mit Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev der Weltranglisten-Zwölfte. Wird Ihre Reise weitergehen?
Er ist Favorit, aber er kann sich schon einmal warm anziehen. Unterschätzen darf er mich auf alle Fälle nicht, denn ich bin nicht so weit weg von ihm.