Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem ist am Donnerstagabend mit dem Abflug nach Halle in die Rasen-Saison gestartet. In den nächsten beiden Wochen hat er die Events bei den dortigen "Gerry Weber Open" sowie in Antalya auf seinem Turnierkalender stehen. Danach geht es ab 3. Juli in den Grand Slam von Wimbledon, bei dem er in bisher drei Anläufen nicht über die zweite Runde hinausgekommen ist.

Konträr erfolgreich war es dem Niederösterreicher aber im Vorjahr unmittelbar vor dem dritten Major des Jahres gegangen, als er in Stuttgart den ersten Titel eines Österreichers auf Rasen geholt und in der Woche darauf bis ins Semifinale von Halle vorgestoßen war. Die Ausgangslage ist für den 23-Jährigen heuer allerdings eine andere, auch wenn er erneut als Halbfinalist der French Open aus der Sand-Saison herausgekommen ist. Denn Thiems Spiel ist gefestigter als noch vor einem Jahr.

Ein gelöster, lachender Thiem

Und Thiem und sein Coach Günter Bresnik haben nach Paris diesmal bewusst auf ein Stuttgart-Antreten verzichtet. Den Vorjahres-Titelgewinn in der Schwaben-Metropole hatte Bresnik zuletzt als "Pyrrhus-Sieg" bezeichnet, da es bei seinem Schützling danach bis spät in die Saison kaum mehr nach Wunsch lief. Nun sollen die Tage der Ruhe und des Abschaltens nach der Heimkehr von Roland Garros den Unterschied ausmachen. Bresnik sprach direkt vor dem Abflug von einem gelösten, lachenden Thiem.

Der Coach selbst wird in der Rasen-Saison vorerst nicht mit dabei sein. "Dominic wird von Gary Muller betreut", erklärte Bresnik. "Das hat heuer schon gut funktioniert und sie verstehen sich auch gut." Der Abflugtermin noch am Donnerstag wurde gewählt, um den Freitag mit zwei, drei Einheiten bereits als vollen Trainingstag nutzen zu können. Bresnik. "Es geht darum, dass sich Dominic an den Untergrund gewöhnt, sich auf dem Belag wieder zu bewegen lernt."

Noch in der Südstadt ließ Bresnik Thiem zur Wochenmitte mit rutschigen Schuhen trainieren. "Das ist gut fürs Eingewöhnen auf Rasen", begründete der Langzeit-Trainer. "Mir geht es darum, dass er in den nächsten Wochen sein Rasenspiel verbessert, dass er danach besser serviert, returniert und volliert." Es gehe darum, dass der Weltranglisten-Achte viele Rasen-Matches in die Beine bekomme. Daher wird Thiem in Halle auch im Doppel antreten, und zwar mit dem Deutschen Philipp Kohlschreiber.

In der Türkei ist Thiem die Nummer eins

Aufgrund von Thiems starkem Abschneiden auf Rasen 2016 automatisch auf ein ebensolches oder sogar besseres in den kommenden Wochen zu schließen, sei laut Bresnik nicht vorauszusetzen. "Auf Rasen gibt es so viele Spieler, gegen die man verlieren kann", sagte der 56-Jährige. Daran ändere sich auch nichts, wenn man sich großartig auf die Rasen-Saison vorbereite. Als Beispiel nannte Bresnik die jüngste Stuttgart-Niederlage des Schweizers Roger Federer gegen den Deutschen Tommy Haas.

Während Thiem laut Nennliste in Halle mit Federer, dem Japaner Kei Nishikori und dem Deutschen Alexander Zverev drei Konkurrenten aus den Top Ten haben wird, wird er beim neuen Event in der Türkei nach aktuellem Stand laut Ranking die klare Nummer eins sein. Dass es danach direkt nach Wimbledon gehen wird, sieht Bresnik nicht als Nachteil. "Wenn Dominic die Woche davor kein Turnier spielen würde, reist er früher zum Training nach Wimbledon an und hat dann auch keine richtige Pause."

Eine Finalteilnahme in Antalya und die daraus resultierende knappe Anreise nach London wäre daher nicht mehr als ein Luxusproblem. Eine Turnierpause ist beim achtfachen Sieger von ATP-Turnieren nach der kurzen Rasen-Saison sowieso eingeplant, und zwar eine je nach Wimbledon-Abschneiden zumindest zweiwöchige. Denn anders als in den vergangenen Jahren lässt Thiem Kitzbühel bzw. die Sand-Sommerturniere aus, setzt sein Jahr in der Woche ab 31. Juli in Washington auf Hartplatz fort.