Deja vu. Vor einem Jahr hat Dominic Thiem mit dem Einzug ins Semifinale der French Open seinen bisher größten Major-Erfolg gefeiert. Dort war gegen den später erstmals in Roland Garros siegreichen Novak Djokovic Endstation. Ein Jahr später lautet die Hürde am Dienstag im Viertelfinale neuerlich Djokovic. Der Serbe ist der einzige der aktuellen Top Five, den Thiem bisher noch nicht knacken konnte.

"Er liegt mir halt nicht. Ich muss irgendetwas ändern im Vergleich zu den letzten Matches", erklärte Thiem. Was ist am Spiel des Serben anders? "Am besten spiele ich, wenn ich schnell in die Offensive komme. Er returniert halt unmenschlich, sehr, sehr lang und ähnlich wie bei Goffin. Denen macht das Tempo nichts, die spielen schön mit meinem Tempo, das ist unangenehm", erklärte der Weltranglisten-Siebente. Die meisten seiner Gegner setze er mit der Wucht seiner Schläge unter Druck. "Aber ich werde versuchen, da ein bisserl was zu ändern und weniger Fehler zu machen."

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Thiem hat eine 0:5-Bilanz gegen den zwölffachen Grand-Slam-Sieger. Da zählen die tollen ersten vier Runden von Paris, in denen er 12:0-Sätze vorweist sowie nur 30 Games (2,5 Games pro Satz) abgegeben hat, nichts mehr. Für das Selbstvertrauen ist es freilich eine andere Sache. "In den letzten Matches gegen ihn war ich nie gut drauf. Jetzt bin ich das erste Mal in guter Form und in guter körperlicher Verfassung. Jetzt wird es richtig interessant."

Großartig verändern kann Thiem sein aggressives Spiel freilich nicht, sondern wohl eher taktisch. "Von meinem Spiel weiche ich auf keinen Fall ab, das wäre fatal." Er müsse einfach auch weniger Fehler machen.

Schwergewichtsboxer Thiem

Thiem weiß um seine eigenen Stärken. "Ich glaube schon, dass es sehr anstrengend ist, gegen mich zu spielen, weil der Spin ziemlich treibt und die Gegner weite Strecken laufen müssen." Das ist auch ein Grund, warum beispielsweise ein Horacio Zeballos manchmal sehr schlecht aussah. "Er spielt schneller und mit mehr Drall als der Nadal. Er spielt ihm den 'Mörderdrall' auf die Rückhand hin, da schaut jeder patschert aus", meinte Coach Günter Bresnik zur APA dazu. "Dominic ist ein Schwergewichtsboxer", fügte der Niederösterreicher hinzu, diese Kategorie von Spielern seien halt, "wenn man böse ist, Federgewichtler".

Doch ganz oben wird die Luft immer dünner. "Leute wie Djokovic oder Nadal, die brechen halt nicht weg. Die spielen fünf Sätze mehr oder weniger auf dem gleichen Level", erklärte Thiem. Gegen schlechter platzierte Spieler sei das eben anders.

Djokovics Bilanz gegen Thiem ist makellos

Der Favorit am Dienstag ist Djokovic, obwohl sich dieser weit mühevoller in die Runde der letzten acht gekämpft hat. Allerdings liegt dem Serben, der vor einem Jahr in Paris seinen Karriere-Grand-Slam vollendet hat, das Spiel des Österreichers. "Natürlich hilft es ein bisschen, wen man gegen einen Spieler noch nie verloren hat. Aber ich glaube nicht, dass das eine große Rolle spielen wird", meinte Djokovic nach seinem Viertelfinaleinzug.

Der Serbe weiß, dass Thiem nichts unversucht lassen wird, auch ihn zu knacken. "Er wird versuchen, etwas Spezielles zu tun. Ich erwarte, dass er rauskommt und sein bestes Tennis spielt", sagte der "Djoker".

Die Partie im Semifinale von Rom, die Djokovic gegen einen müden und ausgelaugten Thiem 6:0,6:1 gewonnen hat, spielt für Thiem keine Rolle, wie er immer wieder betont. Der Lichtenwörther hatte diese schon beim Abgang abgehakt. Paris, French Open, Grand-Slam-Viertelfinale - das sind ganz andere Voraussetzungen.

Der Verbleib in den Top Ten ist Thiem gewiss

Das Viertelfinale bringt Thiem einmal fix 360 Zähler sowie ein Preisgeld von 340.000 Euro (brutto). Gelingt dem Weltranglisten-Siebenten der erste Sieg über Djokovic, dann holt er 720 Zähler und 530.000 Euro. Im ATP-Ranking steht vorerst nur fest, dass Thiem auch nach den French Open in den Top Ten bleibt.

Das Training mit einem Junior am Montag verlief zur Zufriedenheit Thiems. "Generell passt alles. Ich hoffe, dass ich besser spiele, als die letzten Male gegen ihn", sagte Thiem nach der einstündigen Einheit. Trotz der natürlichen Anspannung während eines Majors, ist es jedenfalls nicht so, dass Thiem ständig an Djokovic denkt, versicherte er. "Nein, ich bin da ganz entspannt. Ich habe gegen andere Gegner auch eine schlechte Bilanz. Irgendwann ist meistens das erste Mal und vielleicht ist es morgen." Zugetraut darf es dem Madrid-Finalisten, der danach in Rom mit einer Superleistung Rafael Nadal förmlich überpowert hat, allemal werden.