Die ersten zwei Schritte hat Dominic Thiem bei den French Open in Paris gemacht. Auch wenn die Zielsetzungen des Weltranglisten-Siebenten mittlerweile höher sind als das Erreichen der zweiten Major-Woche, so geht es zunächst am Freitag um den Achtelfinal-Einzug. Im Weg steht ihm der US-Amerikaner Steve Johnson, gegen den Thiem das bisher einzige Duell 2014 in Nizza gewonnen hat.

Thiem hat zwar einerseits in den ersten beiden Runden noch nicht sein bestes Tennis gezeigt, andererseits aber erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die letzten 32 nach zwei Drei-Satz-Siegen sicher erreicht. Das gibt Hoffnung, dass sich der hinter Rafael Nadal und Novak Djokovic zum engeren Favoritenkreis gezählte Thiem auch weiter steigern wird.

Bresnik kritisch

Coach Günter Bresnik sah es wie oft auch kritisch, wie sein Schützling am Mittwoch gegen Simone Bolelli aufgetreten ist. "Für das Niveau, das er momentan hat, war es eine schwache Leistung, aber er gewinnt trotzdem in drei Sätzen", erklärte Bresnik im Gespräch mit der APA.

Thiem war vor allem mit dem Aufschlag und der Chancenauswertung gegen Bolelli nicht auf bestem Level, spielte teilweise auch zu passiv. "Das ist gegen diese Leute gestattet, gegen die ganz Guten nicht mehr. Wenn er selbst ein ganz Guter werden möchte, dann muss er mit gewissen Dingen aufhören", bezog sich Bresnik auf Thiems Spiel mit "angezogener Handbremse". So habe Thiem in den ersten beiden Sätzen kaum über 200 km/h serviert. Und auch beim Return stand der Lichtenwörther teilweise wieder viel zu weit hinter der Grundlinie.

"Was ich schon lange kritisiere ist, dass Dominic oft nach Stand spielt. Wenn er sein Spiel durchziehen würde, kann es sein, dass so ein Match in eineinhalb Stunden vorbei ist", kritisierte Bresnik. "Wenn er gegen Djokovic so spielt, dann kriegt er 0 und 0, auch gegen Goffin kann er hinten nicht so herumeiern", meint der 56-jährige Niederösterreicher, hält seinem Schützling aber auch zugute, dass dieser "immer da ist, wenn man ihn braucht".

Für Thiem geht es um wichtige Punkte

Für den French-Open-Halbfinalisten 2016 geht es um den Einzug in sein insgesamt fünftes Major-Achtelfinale nach den US Open (2014, 2016), den French Open (2016) und den Australian Open (2017). Thiem hat bisher 118.000 Euro Preisgeld brutto sicher, ein Achtelfinale brächte ihm 200.000 ein. Noch wichtiger sind für Thiem natürlich die zumindest 180 ATP-Punkte, die ihm die Runde der letzten 16 einbringen würde.

Aus dem Vorjahr hat der Chelsea-Fan ja 720 Zähler zu verteidigen. Dank seiner Final-Teilnahmen in Madrid und Barcelona bzw. dem Halbfinale in Rom hat sich Thiem aber diesbezüglich einigen Druck genommen.

Setzt sich Thiem durch, dann könnte es am Sonntag zum Achtelfinal-Hit gegen David Goffin kommen, danach könnten ihm im Viertelfinale Titelverteidiger Novak Djokovic bzw. im Halbfinale der neunfache Paris-Champion Rafael Nadal blühen.

Der emotionalste Spieler des Turniers

Doch dies ist noch immer Zukunftsmusik, denn zunächst muss Österreichs aktuell einziger Top-100-Spieler einmal den vielleicht emotionalsten Spieler des Herren-Turniers bezwingen. Steve Johnsons Vater ist vor drei Wochen im Alter von 58 Jahren überraschend im Schlaf verstorben, Johnson schluchzte nach dem fast Vier-Stunden-Kampf und Sieg über Borna Coric auf dem Court. "Ich vermisse einfach meinen Vater. Ich weiß, dass er mir von oben zugesehen hat und mir für den letzten Punkt Kraft gegeben hat", sagte Johnson noch beim Abgang auf dem Platz.

Die normalerweise übliche Frage nach seiner Physis beantwortete Johnson eindeutig: "Körperlich bin ich okay, aber emotional geht es mir katastrophal."

Johnson hatte nach der Todesnachricht seines Vaters sein Antreten in Rom abgesagt und sich dann in Genf mit seiner Mutter, seiner Schwester und seiner Freundin getroffen. Der Paris-Trip der Familie war nach der erfolgreichen College-Absolvierung seiner Schwester seit Jahren geplant gewesen. "Dass sie hier sind, macht es gleichzeitig einfacher und schwerer. Es ist hart", so Johnson.

Thiems Rezept gegen den Weltranglisten-26. am Freitag ist der Weg über die Rückhand, den schwächsten Punkt im Spiel des 27-jährigen Kaliforniers. "Er ist ein sehr gefährlicher Spieler: super Aufschlag, super Kick vor allem, und eine der besten Vorhände."