Dominic Thiem hat am Montag die Chance, als vierter Österreicher das Viertelfinale der Australian Open zu erreichen, vergeben. Der 23-jährige Niederösterreicher unterlag im Achtelfinale dem als Nummer 11 gesetzten Belgier David Goffin nach Satzführung und 2:43 Stunden mit 7:5,6:7(4),2:6,2:6. Thiem war erstmals in der Runde der letzten 16 des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres gestanden.
Der Weltranglisten-Achte leistete sich nicht weniger als 58 unerzwungene Fehler und hielt seine zunächst erfolgreiche, variantenreichere Taktik gegen Goffin nicht durch. Goffin hat damit im insgesamt neunten Duell mit dem Niederösterreicher zum sechsten Mal gewonnen. Auch im Vorjahr war er in Melbourne, damals in der dritten Runde, zum Stolperstein für Thiem geworden. Goffin ist der erste Belgier überhaupt, der es beim ersten Major des Jahres ins Viertelfinale geschafft hat.
"Bei Fünf-Satz-Matches ist es halt ein Riesenunterschied, ob man 2:0 in Sätzen vorne ist oder 1:1, vor allem nach so einem langen und knappen Satz", meinte Thiem zur Wende dieses Spiels. "Ich habe das Gefühl gehabt, dass das Match dann wieder offen war und er dann in den Sätzen drei und vier davongezogen ist." Den Hauptunterschied sah er freilich im Verhältnis Winner/unerzwungene Fehler: "Es gibt ein ganz klares Ding: Ich habe 13 Fehler mehr gemacht als Winner und er neun Winner mehr als Fehler, da kommt dann das Ergebnis zustande."
Goffin begann das Match stark und schaffte gleich ein Break zum 2:0, ehe Thiem mit drei Games en suite zum 3:2 stellte. Thiem musste sogleich wieder seinen Aufschlag abgeben. Danach steigerte er seine Aufschlagleistung und begann auch Asse zu schlagen. Im elften Game gelang Thiem das Break zum 6:5 und nach 44 Minuten die 1:0-Satzführung. Nach fünf Breaks im ersten Durchgang gab es im zweiten gar keines. Thiem wehrte bei 4:5 nicht weniger als vier Satzbälle ab und erreichte das Tiebreak, in dem er aber mit 4:7 unterlag. Nach 98 Minuten begann das Match sozusagen wieder von vorne.
Der zweite Satz war der Schlüssel
Allerdings bedeutete das verlorene Tiebreak bei sehr schwülen Bedingungen in der Rod Laver Arena im Nachhinein die Wende. So sah es auch Sieger Goffin. "Der zweite Satz war der Schlüssel, das war ein schwerer Satz, aber ich habe gekämpft und einen sehr guten Tiebreak gespielt. Danach wurde ich immer besser und besser und habe sehr stabil aufgeschlagen. Mental bin ich jetzt sehr ausgelaugt", erklärte der Belgier noch auf dem Platz.
Im dritten Satz verlor Thiem, der mit sehr hohem Risiko und viel Geschwindigkeit immer fehleranfälliger wurde, die Kontrolle über das Match. In den ersten beiden Sätzen hatte Thiem variantenreicher gespielt und Goffin auch mit Slicebällen in Verlegenheit gebracht. "Er hat dann sein Level angehoben und ich war vielleicht doch ein bisserl down wegen des Verlustes vom zweiten Satz, weil ich doch bei 5:5, 30:30 ganz gute Chancen auf das Break gehabt habe", gestand der siebenfache Turniersieger.
Während Goffin konstant weiterspielte, überpowerte Thiem nun teilweise seine Schläge und musste Breaks zum 2:3 und 2:5 hinnehmen. Satz drei war schnell eine Beute Goffins, der auch im vierten schnell ein Break zum 2:1 schaffte. Thiem wirkte zu diesem Zeitpunkt schon klar auf der Verliererstraße, die Körpersprache ließ jedenfalls nicht an eine Wende glauben. Und Goffin ließ sich den Erfolg auch nicht mehr nehmen.
Mit seinem zweiten Matchball sicherte er sich 440.000 Australische Dollar (311.725,12 Euro) Preisgeld brutto, Thiem musste sich mit der Hälfte trösten. Der Lichtenwörther verpasste das zweite Grand-Slam-Viertelfinale seiner Karriere nach dem Halbfinale bei den French Open 2016.
Zwiespältige Bilanz
Thiem hat aber zumindest sein "Primärziel" erreicht und sich zum vierten Mal für ein Major-Achtelfinale qualifiziert. Doch es wäre mehr möglich gewesen. "Man zieht immer zwiespältig Bilanz. Einerseits ist hier die zweite Woche das erste Mal erreicht zu haben ein gutes Ergebnis, andererseits war ich von einer 2:0-Satzführung nicht weit entfernt und dann weiß auch niemand, was passiert", erklärte Thiem. "Es sind noch viele Dinge in meinem Spiel, die nicht gut sind und die auch heute nicht gut waren. Es heißt einfach weiterarbeiten und auf keinen Fall dem Ergebnis da hinterherzutrauern."
Das Credo in der Vorbereitung, den Speed der Grundlinienschläge zu erhöhen, wirkt sich aktuell noch in teils überzogenen Schlägen aus. "Ein paar Bälle habe ich sicher überpowert, es ist ein bisserl problematisch", erklärte Thiem. "Ich habe mein Spiel diese Saison noch nicht genau gefunden, von dem her ist es eh schon okay. Es war noch kein Match wirklich herausragend."
Seine nächsten genannten Turniere sind nun in Europa Sofia und Rotterdam. Ob er im April Davis Cup spielen wird, weiß er noch nicht.