Herzlichen Glückwunsch zur geschafften Qualifikation! Ist heute so ein Tag, an dem man ganz besonders weiß, warum man sich denn das alles nochmal angetan hat, mit 35 Jahren auf die Tour zurückzukehren?
JÜRGEN MELZER: Ja, klar. Ich freue mich riesig drüber und dass sich die ganze, harte Vorbereitungszeit ausgezahlt hat, aber gestern gegen Taro Daniel war's irgendwie fast cooler, weil ich aus einem Guss gespielt habe, wirklich sehr, sehr gutes Tennis gezeigt habe. Bei Ram heute, da habe ich gewusst, dass das gegen ihn gar nicht geht. Auch, da es zu windig war. Heute hat nur gezählt, als Sieger vom Platz zu gehen. Und das habe ich gemacht.
Wie ordnen Sie es jetzt in der Liste Ihrer Erfolge ein, beim - wie Sie ja selbst sagen - schwersten Comeback Ihrer Karriere?
MELZER: Es ist sicher ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Es wird zwar so (Betonung auf "so"; wegen der schweren Auslosung im Hauptfeld; Anmerkung) schwierig, weitere ATP-Punkte zu holen. Aber das Ziel, die Qualifikation zu überstehen, habe ich erreicht. Wichtig ist für mich aber, dass ich auch wieder ganz ordentlich Tennis spiele. Da freue ich mich darüber, und ich merke außerdem, dass die Leute inzwischen schon gut spielen müssen, wenn sie mich besiegen wollen.
Einzig Ihr Los hätte aus sportlicher Sicht besser sein können: Es wartet nun Roger Federer.
MELZER: Es hätte um einiges besser sein können. Es hätte ein paar Draws gegeben, wo ich mir echt zugetraut hätte, weit zu kommen. Ich bin natürlich Außenseiter, aber mal sehen, wie er so ins Turnier hineinfindet, nach der langen Zeit. Er hat zwar den Hopman Cup gespielt, aber das hat mehr Exhibition-Charakter. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben, und dann werden wir am Montag sehen, was dabei herauskommt.
Und was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie erfahren haben, dass es gegen Federer geht?
MELZER: Als Erstes natürlich mal: "Na, bitte nicht." Aber man kann's ja nicht ändern und muss nehmen, was kommt - und das Beste daraus machen. Witzig ist, dass ich ihn heute, als ich auf mein Match gewartet habe, erstmals seit langem wieder gesehen habe. Er hat mir "viel Glück" für mein Spiel gewünscht und dann gesagt: "Wir sehen uns im Hauptfeld." Ich habe ihm noch geantwortet: "Hör' auf mit dem Scheiß." Er hat's wohl verschrien. (lächelt)
Wie kann man so einen Alleskönner wie Federer ärgern?
MELZER: Das Wichtigste ist, dass man daran glaubt, gewinnen zu können. Wenn du reingehst, nur um gegen ihn zu spielen, dann wird's extrem schwer.
Was nehmen Sie sich fürs Match nun vor? Das einfach zu genießen, wieder mal vor so einer Kulisse in der Rod Laver Arena zu spielen?
MELZER: Ja, klar. Aber wenn er einen vom Platz schießen sollte, genießt man keine Sekunde. Das kann man nur dann, wenn man ein gutes Match spielt und sich seine Chancen erarbeitet. Das ist das Ziel.
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