47 unerzwungene Fehler waren zu viel: Dominic Thiem hat seine Generalprobe für die am Montag beginnenden Australian Open verpatzt. Der in Sydney topgesetzte, 23-jährige Niederösterreicher unterlag am Donnerstag im Viertelfinale dem aufstrebenden Briten Daniel Evans nach 2:02 Stunden mit 6:3,4:6,1:6. Nach einer in den Sätzen zwei und drei viel zu fehlerhaften Leistung.
Bis Melbourne wird sich Thiem steigern müssen. Vielleicht steckte dem Schützling von Günter Bresnik noch ein wenig das 2:39-Stunden-Match vom Vortag gegen Gastao Elias in den Knochen. Dabei hatte das erste Duell mit Evans ganz nach dem Geschmack Thiems und seiner Fans begonnen: Schon nach 20 Minuten hatte der Lichtenwörther eine komfortable 4:2-Führung, nach 33 Minuten den ersten Satz in der Tasche.
Zwei bittere Breaks
Satz zwei verlief dann ungewöhnlich, denn Thiem, dessen Aufschlag auch nicht mehr besonders gut gelang, musste gleich zum Auftakt zwei Breaks zum 0:3 hinnehmen. Dank Rebreaks zum 1:3 und 3:3 sah es zwar bald wieder nach der aus der Sicht des Niederösterreichers richtigen Weichenstellung aus, aber im siebenten Game musste Thiem neuerlich den Aufschlag abgeben. Schon da hatte sich die Quote der unerzwungenen Fehler von sieben im ganzen ersten Satz auf 14 nach sieben Spielen im zweiten Durchgang erhöht.
In dieser Tonart sollte es für Österreichs Nummer eins weitergehen. Nach Abwehr eines Satzballs bei 3:5 schaffte Thiem die Kehrtwende nicht mehr. Nach 94 Minuten gelang Evans der Satzgleichstand und in der Folge dominierte der Weltranglisten-67. das Match, Thiem wirkte platt. Nach zwei weiteren Serviceverlusten zum 0:1 und 0:3 war das Match zugunsten des 26-Jährigen aus Birmingham vorentschieden.
Nicht Topstar Thiem, sondern Evans trifft nach seinem ersten Sieg über einen Top-Ten-Spieler in seinem ersten ATP-Halbfinale auf Andrej Kusnezow. Der Russe hatte zuvor den als Nummer vier gesetzten Spanier Pablo Carreno Busta mit 2:6,6:4,6:1 eliminiert.
Zwei Siege, zwei Niederlagen
Thiem wird damit früher als erwartet seine unmittelbare Vorbereitung auf die am Montag beginnenden Australian Open in Melbourne beginnen. Der Weltranglisten-Achte fährt nach seinen zwei Vorbereitungsturnieren in Brisbane und Syndey mit je zwei Siegen und Niederlagen zum ersten Saisonhöhepunkt.
Freitagfrüh kennt Thiem, der in Australien u.a. auch von seiner Mutter Karin begleitet wird, seinen Erstrunden-Gegner beim mit 50 Millionen australischen Dollar dotierten ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Die Auslosung erfolgt in der Nacht auf Freitag MEZ. Bei seinem vierten Antreten beim "Happy Slam" ist Thiem erstmals als Achter unter den Top 8 gesetzt. Er wird sich allerdings doch steigern müssen, will er sein bisher bestes Melbourne-Resultat toppen: Im Vorjahr war er in der dritten Runde gegen David Goffin (BEL) ausgeschieden, 2015 in Runde eins und 2014 nach erfolgreicher Qualifikation in Runde zwei.
Er und Gerald Melzer tragen vorerst die Hoffnungen der Österreicher beim ersten Major des Jahres: Verstärkung könnte aus der Qualifikation nur noch von Altstar Jürgen Melzer kommen, der allerdings noch zwei Hürden überwinden muss. Bei den Damen ist keine ÖTV-Spielerin im Einzel dabei, denn Barbara Haas musste sich gleich zum Aufscheidungsauftakt der als Nummer drei gesetzten Chang Kai-chen mit 6:1,1:6,2:6 beugen.