Als sich Andy Murray und Roger Federer zuletzt gegenüberstanden, erlebte Murray ausgerechnet vor heimischem Publikum eine der schlimmsten Demütigungen seiner Karriere. 0:6,1:6 verlor der Brite im vergangenen November beim ATP-Saisonfinale in London und musste sich daraufhin viel Spott und Häme gefallen lassen.

Knapp acht Monate später werden vor dem Halbfinal-Gipfel in Wimbledon am Freitag die Geschichten und Schlagzeilen von damals wieder hervorgekramt. "Es war eine heftige Niederlage, ohne Zweifel", sagte der 28-jährige Schotte vor dem insgesamt 24. Vergleich mit Federer und ergänzte: "Aber ich habe versucht, auf die richtige Art und Weise damit umzugehen."

In der Tat hat der als Grübler geltende Murray einen geeigneten Weg gefunden, mit den Dämonen der Vergangenheit umzugehen. Einerseits schaut er sich Matches gegen Federer wie das verlorene Wimbledon-Endspiel 2012 oder das gewonnene Olympia-Finale drei Wochen später jetzt noch einmal auf Video an. Andererseits sagt er: "Ich glaube nicht, dass die Partien, die wir in der Vergangenheit gegeneinander gespielt haben, all zu viel Einfluss auf Freitag haben werden." In der Bilanz führt Federer noch hauchdünn - 12:11.

Der 33-jährige Federer, der gegen Gilles Simon locker 6:3,7:5,6:2 siegte, wartet mittlerweile seit knapp drei Jahren auf einen Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Den bisher letzten feierte der 18-fache Gewinner von Major-Turnieren ausgerechnet in Wimbledon. Der Schweizer sehnt sich sehr nach der achten Wimbledon-Krone.

Im zweiten Halbfinale der 129. Wimbledon-Auflage trifft der serbische Weltranglistenerste Djokovic auf Überraschungsmann Gasquet. Der 29-jährige Franzose rang Paris-Sieger Stan Wawrinka in einem Fünf-Satz-Marathon nieder. "Es ist unglaublich, inmitten dieser drei Spieler im größten Turnier der Welt zu sein", sagte Gasquet, der in seinem zweiten Wimbledon-Halbfinale nach 2007 aber nicht als Überraschungsgast gesehen werden will. "Ich bin kein Eindringling, ich verdiene es im Halbfinale zu stehen. Ich komme ja nicht aus dem Nichts."

Aus dem Nichts kommt Gasquet zwar nicht, sein Halbfinal-Einzug ist aber dennoch eine Überraschung. Es scheint, als habe der früher als Mega-Talent geltende Spieler das dunkelste Kapitel seiner Karriere abgehakt. 2009 wurde er wegen einer positiven Kokain-Probe gesperrt und verpasste die French Open und Wimbledon. Gasquet beteuerte stets seine Unschuld und sorgt nun endlich wieder für sportliche Schlagzeilen.

"Ich habe nichts zu verlieren", sagt er nun. In Paris ging Gasquet zuletzt gegen Djokovic 1:6,2:6,3:6 unter. Seine Bilanz gegen den Serben lautet 1:11. Für Freitag versprach der 29-Jährige sein Heil in der Flucht nach vorne zu suchen: "Ich muss offensiver spielen als in Paris."