Als die ATP beschloss, den Zeitraum zwischen den French Open und Wimbledon von zwei auf drei Wochen zu strecken, hat Stuttgart die Chance erkannt und umgehend gehandelt. Stuttgart – das ist in diesem Fall vorrangig Edwin Weindorfer. Der Grazer fungiert seit 2007 als Turnierdirektor am Weißenhof und steuerte das Event der ATP-250er-Kategorie nun in eine neue Dimension. Der bisherige Termin (die erste Woche nach Wimbledon) wurde gegen die jetzige, 24. Kalenderwoche getauscht, zudem hat man den langjährigen Sandplatz-Klassiker als Vorbereitungsturnier für das dritte Grand-Slam-Spektakel des Jahres in London kurzerhand in ein Rasen-Event umgemodelt.

In grünem Gewande

Obwohl, kurzerhand trifft es nicht ganz – denn geboren wurde die Idee bereits vor drei Jahren. Nach Gesprächen mit Sponsoren und Klubmitgliedern konnte Weindorfer schließlich grünes Licht für die Verwandlung geben. Wurden 2014 die ersten drei Rasenplätze errichtet, so zog man heuer mit zwei weiteren sowie einem 6000 Zuschauer fassenden Center-Court nach. Und so präsentiert sich der Mercedes Cup diese Woche also erstmals in grünem Gewande.

Und mit einem Superstar. Denn dank des neuen Termins (nach Wimbledon waren die meisten Spieler nicht mehr bereit, in Stuttgart nochmals auf Sand zu spielen) gibt sich auch Rafael Nadal, der sich in Stuttgart für Wimbledon einspielen will, ein Stelldichein. Apropos Wimbledon – der „Heilige Rasen“ an der Church Road dient den Schwaben in allen Belangen als Vorbild. So wurden extra die Greenkeeper von Wimbledon als Berater eingeflogen und die Halme wie in London auf exakt acht Millimeter Höhe gestutzt. Sogar die Netzpfosten und die Bälle sind die gleichen wie im Tennis-Mekka an der Themse. Und natürlich fehlen in Stuttgart auch die Erdbeeren mit Schlag nicht.

Dotiert ist das Turnier mit satten 642.000 Euro, der Siegerscheck beläuft sich auf 104.000 Euro. Doch wäre es nicht der Mercedes Cup, würde auf den Gewinner nicht noch zusätzlich ein Mercedes AMG GT S mit eleganten 510 PS und einem Wert von 150.000 Euro warten.

Gute alte Zeiten

Mit all den Neuerungen will Weindorfer, der gemeinsam mit seinem Grazer Freund, Geschäftspartner und Wiener Stadthallen-Direktor Herwig Straka die Event-Firma „Emotion“ leitet, in Stuttgart an die guten alten Zeiten anschließen. Immerhin schlugen in den 80er-Jahren hier Asse wie Björn Borg und Ivan Lendl auf und die Fans kletterten im stets ausverkauften Stadion sogar auf die umliegenden Bäume, um einen Blick auf das Spektakel erhaschen zu können.

Neben Nadal geben sich bei der Stuttgarter Rasen-Premiere aber auch noch andere Asse wie US-Open-Sieger Marin Cilic, Charismatiker Gael Monfils und auch Österreichs Jungstar Dominic Thiem die Ehre. Ebenfalls mit von der Partie ist nach über einjähriger Verletzungspause auch wieder Tommy Haas. Dass der 37-Jährige ausgerechnet in Stuttgart sein Comeback feiert, hat zwei logische Gründe: Erstens ist er Deutscher und zweitens wird er von Weindorfer gemanagt.

ALEXANDER TAGGER