Toll, dass Sie in Graz aufschlagen - aber warum haben Sie sich ausgerechnet hier für ein Comeback auf Sand entscheiden?
Rafter: Graz hat mir ganz gut ins Konzept gepasst. Aber ganz ehrlich: Warum ich zurückgekehrt bin und was ich hier auf Sand zu suchen habe, weiß ich auch nicht.

Hatten Sie eigentlich in den letzten Jahren Kontakt zu ihrem ehemaligen Kollegen?
Rafter: Nein, überhaupt nicht. Ich war die meiste Zeit über in Australien und hatte mit Tennis nicht viel am Hut. Und es ist erschreckend: Man vergisst sehr schnell, wie das Spiel funktioniert.

Sie haben Ihre Karriere bereits mit 29 Jahren beendet - warum?
Rafter: Ganz einfach: Mein Rücken und mein Arm schmerzten ständig, außerdem hatte ich das Reisen und die Hotels satt.

Haben Sie den Sport in den letzten Jahren nie vermisst?
Rafter: Ich habe zwei Kinder - die beanspruchen sehr viel Zeit und lassen mich gar nicht an Tennis denken. Und meine wenige Freizeit habe ich zuletzt mit Surfen und Golf genützt.

Und wie laufen die Geschäfte?
Rafter: Gut. Ich bin bei einer Unterwäschen-Firma beteiligt, wo ich auch schon Model gestanden bin. Außerdem schreibe ich ab und zu für ein Tennis-Magazin.

Australien hat nur zwei Spieler unter den Top 100 - eine Krise?
Rafter: Definitiv. Ich denke, es liegt an unseren Tennisplätzen, die zu schnell sind. Unsere jungen Talente müssten unbedingt nach Europa, um dort auf Sand das Spiel richtig zu erlernen.

Ist Rafael Nadal zu stoppen?
Rafter: Keine Frage, er wird demnächst zur verdienten Nummer eins. Aber ich würde Roger Federer nicht abschreiben, er muss gegen Nadal nur sein Spiel umstellen: Mehr Aggressivität und weniger bei den Rallyes mitgehen.

Der ATP-Tour fehlt es derzeit an charismatischen Typen - sehen Sie das auch so?
Rafter: Na gut, es gibt derzeit vielleicht keinen McEnroe oder Agassi, aber ich finde Nadal, Federer oder Tsonga elektrisierend.

Thomas Muster und Babsi Schett wohnen in Australien ganz in Ihrer Nähe. Laufen Sie sich öfters über den Weg?
Rafter: Tom sehe eigentlich ich nie, Babsi hingegen vier Mal die Woche, wo wir gemeinsam mit ihrem Mann und meinem Freund Joshua Eagle trainieren.

Muster hat scherzhaft gemeint, bei den Champions benötigt man eine gewisse Trinkreife.
Rafter: Feiern werde ich nicht viel, weil mein Kind dabei ist und mich immer sehr früh aus dem Schlaf reißt. Aber Tom soll ruhig feiern. Außerdem habe ich gesehen, dass er ab und zu raucht - das steigert meine Chancen.