Österreichs Davis-Cup-Kapitän nahm nach neuerlichen Zwischenfällen in einem Doppel in Umag gegen Julian Knowle und Jürgen Melzer Daniel Köllerer aus dem Team für das Weltgruppen-Playoff in Chile (18. bis 20. September). Für die Zukunft hält Schaller, der sich das Erstrundenmatch von Köllerer bei den US Open gegen Rui Machado angesehen hat, die Davis-Cup-Tür für den Heißsporn aber offen, wie er im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur in New York bestätigte.

APA: Daniel Köllerer ist derzeit mit Abstand zweitbester Spieler Österreichs. Kann es sich das ÖTV-Team leisten, in Chile auf ihn zu verzichten?
GILBERT SCHALLER: "Warum er nicht dabei ist, ist ganz einfach erklärt. Er hat sich nicht an die Abmachung gehalten, die wir getroffen haben. Davis Cup ist ein Teambewerb. Für mich als Kapitän ist wichtig, dass ein Spieler sich an Abmachungen hält, speziell da wir auswärts in Chile spielen, wo es vom Temperament her sicher sehr heiß werden wird. Daher ist er nicht dabei."

Es gibt Stimmen, dass es auch in den Zeiten Muster-Skoff-Antonitsch Animositäten gegeben hätte. Muss man im Profitennis denn nicht solche Streitigkeiten hintanstellen?
SCHALLER: "Daniel muss Profi genug sein. Wenn er etwas sagt, muss er zu seinem Wort stehen. Ich habe nie behauptet, dass er gut Freund sein muss mit den restlichen Teammitgliedern. Wenn es so ist, ist es natürlich besser, wenn nicht, ist mir das auch egal. Was zwischen uns beiden passiert, das muss klappen."

Ist damit die Karriere des Daniel Köllerer im Davis Cup, die noch gar nicht begonnen hat, für Sie schon vorbei?
SCHALLER: "Ich habe mit ihm hier ein langes Gespräch geführt, auch um diese Vorwürfe auszuräumen, es laufe hier ein Komplott gegen ihn. Das stimmt absolut nicht. Für mich ist er jetzt gegen Chile nicht dabei, sollte ich weiter Davis-Cup-Kapitän sein nach dem Match gegen Chile, ist er für mich nach wie vor ein Thema und ich setze mich immer wieder gerne mit ihm zusammen."

Was können Sie Daniel Köllerer denn sagen, wenn Sie sein Temperament kennen?
SCHALLER: "Ich schaue ihm gerne zu, ich mag es, wenn ein Spieler temperamentvoll ist, aber es muss natürlich ein gewisser Stil beibehalten werden, der gewisse Grenzen nicht überschreitet. Die Linie ist bei ihm immer sehr eng gezogen und wenn ich das Gefühl habe, er fightet, es sind viele Emotionen im Spiel, habe ich überhaupt kein Problem damit. Schlimm wird's, wenn halt gewisse Dinge vorfallen, die nicht mehr im Ordnung sind."

Neue Nummer zwei im Team ist Routinier Stefan Koubek. Ist Koubek als zweiter Einzelspieler gut genug in Form für Chile?
SCHALLER: "Das hoffe ich. Er hat zuletzt einige Turniere gespielt, die Ergebnisse waren nicht berauschend, aber nach Daniel Köllerer ist Stefan sicherlich für mich der nächstbeste Spieler. Stefan hat Erfahrung und zuletzt gegen Deutschland Schüttler geschlagen und im Davis Cup fast durchwegs seine Leistung gebracht. Ich gehe davon aus, dass er sich in Chile sehr gut präsentieren wird."

Nicht nur Österreich tritt nicht in der bestmöglichen Besetzung an, Chile muss sogar die Nummer 1, Fernando Gonzalez, vorgeben. Wie hat dies die Ausgangslage verändert?
SCHALLER: "Sollte Gonzalez nicht spielen, ist es ein Riesenunterschied. Die nächsten beiden Spieler Capdeville und Massu sind gleich stark, unsere Chancen steigen damit sicherlich."