Im Jahr 2008 hatte man die radikale Lösung ins Visier genommen. Weil vorrangig die Tauben (aber auch anderes ungebetenes Gefieder) zum hartnäckigen Problem auf der altehrwürdigen Anlage von Wimbledon wurden, planten die Veranstalter, Scharfschützen auf die Vögel anzusetzen. "Die Tauben stellen gerade im Restaurantbereich ein Gesundheitsrisiko dar. Weil unser Vorhaben aber die Tierschützer auf den Plan rief, haben wir das Ganze wieder abgeblasen", erinnert sich Wimbledons Pressesprecher Johnny Perkins zurück.

Die Gefahr vonseiten der Menschen ist also gebannt. Trotzdem können die Tauben vor allem während des zweiwöchigen Turniers kein fideles Leben führen. Dafür sorgen schon Wayne Davies von "Avian Control", seines Zeichens Falkner von Beruf. In seinem Auftrag zieht Greifvogel "Rufus" in schwindelerregenden Höhen über Wimbledon seine Kreise.

R ufus ist darauf abgerichtet, die Tauben, die mit ihrem Kot den "Heiligen Rasen" verunreinigen und sogar beschädigen, zu vertreiben und vom Nestbau abzuhalten. Die Vögel in vollem Flug abzuvollieren, ist dem tierischen Ordnungshüter jedoch nicht erlaubt - etwaige Blutspritzer sollen in der Royal Box nicht so gut ankommen. "Nein", lacht Davies, auf dessen Arm sich die gefiederte "Jagdmaschine" gerade mit einem die Augen verdeckenden "Lederkapperl" auf dem Kopf festkrallt. "Rufus macht den Tauben nicht den Garaus. Er schwebt nur über ihnen. Das reicht schon, damit sie ein paar Tage Angst haben und Wimbledon meiden."

Das Revier des Falken befindet sich in einer Höhe von 120 bis 300 Metern über den Courts. Davies: "Dann ist er kaum noch zu sehen, aber er sieht mich haargenau. Ich brauche dann nur einen Köder auf den Boden zu schmeißen, dann stürzt er schon mit bis zu 300 km/h herunter."

Dieser drohenden Gefahr sind sich auch die Tauben bewusst. Daher überlassen sie die Lufthoheit Rufus und sehen sich die Spiele in Wimbledon mit einer gehörigen Portion Respektabstand an.