Am 22. Juni 2010 um 18.13 Uhr Ortszeit waren der Amerikaner John Isner und sein französischer Herausforderer Nicolas Mahut auf Court 18 marschiert, um sich in einer vermeintlich normalen Erstrundenpartie zu matchen. Am 24. Juni 2010 um 16.48 Uhr waren sie dann fertig - nach zwei Unterbrechungen wegen Dunkelheit, 183 Games und einer Spielzeit von elf Stunden und fünf Minuten. Allein der fünfte Satz, den Isner schlussendlich mit 70:68 für sich entschied, dauerte länger als ein durchschnittlicher Arbeitstag - nämlich 8:11-Stunden.

Wie es der "Zufall" so wollte, hat die Auslosung des heurigen Wimbledon-Spektakels die beiden wieder in der ersten Runde zusammengeführt (die Wahrscheinlichkeit dafür betrug laut einem Mathematiker gerade mal 1:14.000). Diesmal allerdings auf dem neuen Court 3, weil dieser mehr Zuschauer fasst. Und die Ränge waren auch bis zum Bersten voll, als die beiden einen Tag vor dem einjährigen Jubiläum ihres epischen Duells am Dienstag um 18.16 Uhr Ortszeit unter Beifall und Gejohle der Fans wieder den Platz betraten.

"Sag niemals nie"

In den 364 Tagen, die dazwischen verstrichen sind, hat sich im Leben der Protagonisten so einiges geändert. Allem voran die Tatsache, dass Isner und Mahut seitdem eine dicke Freundschaft verbindet. Sie telefonieren regelmäßig und informieren einander über die jeweiligen Ergebnisse. Mahut hat zudem ein Buch herausgebracht - über seine Begegnung mit Isner. Wenig überraschender Titel: "Das Spiel meines Lebens."

Dass sich die beiden bei ihrer Neuauflage nicht wieder einen unendlichen Tennis-Marathon liefern würden, war bereits vor dem ersten Aufschlag klar. Doch um das ging es auch gar nicht. Als Isner knapp vor Einbruch der Dunkelheit erneut - aber diesmal nach nur 2:03 Stunden - als klarer 7:6, 6:2, 7:6-Sieger vom Platz ging, wurde nicht nur er, sondern auch Mahut bejubelt.

Und zwar als Helden. Denn als solche haben sie sich in den Geschichtsbüchern ihren fixen Platz, den sie wohl nie mehr verlieren werden, erspielt. Obwohl, wie heißt es doch so schön: Sag niemals nie!