Natürlich ist die lebenslange Sperre von Daniel Köllerer hinter den Kulissen in Wimbledon durchaus auch ein Thema. Schließlich hat es eine derartige Strafe wegen Spiel-Manipulationen bisher noch nicht gegeben. Österreichs Nummer 3 bei den Herren, Martin Fischer, fand im Gespräch mit der APA durchaus kritische Worte für das Wettgebaren, zweifelt aber nicht an der Schuld von Köllerer.

"Es ist ein ganzes Team aufgestellt worden, um eineinhalb Jahre nachzuforschen. Ich glaube nicht, dass es jetzt einen Unschuldigen getroffen hat", sagte der 24-jährige Vorarlberger, der sich nach erfolgreicher Qualifikation am Montag dem Italiener Simone Bolelli in drei Sätzen hatte geschlagen geben müssen. "Es ist einfach eine Gefahr in unserem Sport, weil es eine Einzelsportart ist", spricht Fischer Spielmanipulationen an. "Es geht sehr schnell, man kann sehr viel Geld damit verdienen. Damit der Sport nicht in Verruf kommt, wäre es schön, ihn sauber zu halten."

Die Problematik sieht Fischer jedenfalls vorhanden, nicht umsonst geht die Tennis Integrity Unit (TIU), die Antikorruptions- und Manipulationsbehörde im Tennis, so rigoros vor. "Der Daniel ist sicher kein Unschuldiger, das wird er wahrscheinlich auch selbst wissen. Aber Daniel ist sicher nicht der Einzige, das ist uns allen bewusst", versichert der Vorarlberger. Er selbst hat nur passive Erfahrungen im Zusammenhang mit dieser Thematik gemacht. "Ich habe schon einmal quasi Bedrohungen gekriegt. Wenn man halt einmal nicht gut spielt, dann schaut's vielleicht gleich einmal für einen, der vielleicht auf einen wettet, so aus. Das sind keine feinen Sachen. Prinzipiell ist es eine tragische Geschichte."

Wetten einschränken?

Müsste man dann das Wetten im Tennis nicht einschränken? "Das würde ich sowieso. Wenn ich ein Wettbüro hätte, würde ich vielleicht die Grand-Slam-Turniere anbieten. Weil, wer da die Spiele verkauft, ist selber schuld, aber ich verstehe nicht, warum man für Future-Turniere Wetten anbietet", fragt sich Fischer. Für einen Future-Titel bekomme man gerade einmal 1.500 Dollar, und diese Summen könne man schnell einmal angeboten bekommen. "Das ist für mich völlig sinnlos, da haben sich sicher die Wettbüros selbst an der Nase zu nehmen."

Turnierveranstalter Herwig Straka, der neben dem Erste Bank Open in Wien auch in Stuttgart organisiert, spricht sich vor allem für Buchmacher und gegen Wettbörsen aus. "Der Schaden sind die legalen oder illegalen Wettbörsen, wo Leute ohne Limit bis ins Endlose wetten können, und damit einer Manipulation Tür und Tor geöffnet ist. Es sind vor allem die Spieler anfällig, die wenig Preisgeld kriegen oder nicht so weit kommen. Das ist die Gefahr und das gehört verboten."

In Wettbörsen schaukeln sich die Quoten beliebig hoch, während bei Buchmachern die Wetten zentral kontrolliert werden, erläuterte Straka. Wettfirmen treten im Tennis-Sport mittlerweile auch stark als Sponsoren im Sport auf und sind für manche Turniere auch nötige Geldgeber. Straka möchte das Wetten nicht generell verdammen. "Wetten gehört prinzipiell zum Sport dazu, auch Tennis ist da beliebt. Die Frage ist: Muss ich Millionen wetten können auf den Ausgang eines zweiten Satzes? Das darf nicht sein."

"Verfahren nicht ganz durchsichtig"

Etwas differenziert sieht der gelernte Jurist Straka den "Fall Köllerer": "Das Verfahren ist für mich nicht ganz durchsichtig. Bei den Beweisen sind lediglich Aussagen von Spielern hergenommen worden. So weit mir bekannt ist, gibt es bis dato keinen wirklich objektiven Beweis. Das ist verfahrenstechnisch schon zu hinterfragen", meinte der Steirer. Sich nur auf Spieleraussagen zu verlassen, findet er schon "ein bisserl dubios, weil er (Köllerer, Anm.) natürlich bei den Spielern keine Freunde hat. Ohne, dass ich ihn jetzt verteidigen möchte. Aber jeder hat das Recht auf ein faires Verfahren."

Straka war dieser Tage in London und ist noch auf der Suche nach Spielern, auch für Wien. "Das Turnier ist nach dem Einstieg der Erste Bank wieder safe, und wir haben einen sehr guten Termin", sagte der Steirer. Gegen zusätzliche Geldgeber zur Verpflichtung großer Namen hätte er freilich nichts. "Wir wollen das Turnier ja weiter ausbauen, und wir waren in den letzten zwei Jahren sehr erfolgreich", erklärte Straka, dessen Vertrag mit der Stadthalle noch weitere vier Jahre läuft.