Der muskelbepackte Hüne mit seinen wie ein gelber Tennisball gefärbten Haaren fällt nicht wirklich in die Kategorie "vertrauenswürdig". Und wenn er seinen Satz in die Menge plärrt, zuckt man jedes Mal unweigerlich zusammen. "Nehmen Sie ein Taxi nach Wimbledon für nur 2,50 Pfund!" Der Hobby-Marktschreier wird jedoch ignoriert - und so wälzen sich die Menschen im zehnminütigen Marsch von der U-Bahn-Station "South Fields" Richtung Tennis-Mekka.

Auf dem Weg, der über eine kleine Anhöhe führt, wird man von Ständen mit Wimbledon-Utensilien regelrecht erschlagen. Für einen entsprechend tiefen Griff ins Geldbörserl gibt's für den Fan quasi alles. Ob nun Wimbledon-Zuckerln (3,40 Euro), einen Wimbledon-Bieröffner (9,10), Wimbledon-Servietten (10,20) oder ein schmuckes Wimbledon-Kapperl (20,50).

Geordnetes Chaos

Nach dem Passieren der Drehkreuze (beim Eingang werden Taschen penibelst gefilzt, auch Polizisten mit Sprengstoff-Suchhunden "schnüffeln" durch die Gegend) taucht man in ein unüberschaubares Menschen-Gewirr ein. Doch hat alles seine Ordnung - dafür sorgen die Uniformierten der hiesigen "Security Company" sowie die "Honorary Stewards".

Um punkt 10.30 Uhr wird den Besuchern der Einlass zu den Plätzen gewährt. Ein beeindruckendes Schauspiel, wenn die Absperrungsseile fallen und die Fans mit Gejohle losjagen, als ginge es ums nackte Überleben. Unfälle sind bei dieser Sprintmeisterschaft nicht auszuschließen, doch ist vorgesorgt: So gibt's sowohl eine Apotheke als auch eine Erste-Hilfe-Station.

Ebenso findet man im wie eine Kleinstadt anmutenden Wimbledon eine Bank, ein Museum und Restaurants. Dort kommt man an den berühmten Erdbeeren mit Schlag nicht vorbei. Das Körbchen (es müssen zumindest zehn Stück drinnen sein) gibt's ab 2,79 Euro. Wie erdbeerenverrückt die Briten sind, beweist die Tatsache, dass im Vorjahr 28 Tonnen verputzt wurden.

Und will man sich als Andenken keine Wimbledon-Zuckerln mitnehmen, kann man um 3,40 Euro eine Dose mit den von den Stars weichgedroschenen Bällen erwerben. Alles für den guten Zweck: Der Erlös kommt dem Tennis-Nachwuchs zugute, damit die Insel nicht weitere 75 Jahre auf einen britischen Wimbledonsieger warten muss.