Die hiesige, derzeit leider typisch britische Wetterlage bot für die Platzwarte gestern ein ideales Training. Da einander Regen und Trockenphasen alle halben Stunden die Hand gaben, mussten die braven Helferlein immer wieder ausrücken und im Schnellverfahren die schützenden Regenplanen aus- und einrollen. Für den ersten Turniertag wurde ein noch mieseres Wetter in Form von unnachlässigem Landregen prognostiziert. Daher steht hinter den angesetzten Erstrunden-Partien auch ein großes Fragezeichen. Und die Platzwarte könnten im schlechtesten Fall tatenlos in ihrem schützenden Häuschen sitzend dem Dauerregen zuschauen.

Kampf um die Krone

Fix ist hingegen, dass Rafael Nadal als Titelverteidiger auf dem (seit 2009 zum Glück überdachten) Center Court um 14 Uhr gegen den US-Boy Michael Russell die 125. Auflage von Wimbledon offiziell einläutet. Seinem Anlauf, sich zum dritten Mal nach 2008 und 2010 die Krone im Tennis-Mekka aufzusetzen, blickt der 25-Jährige gelassen entgegen. Nach dem überraschenden Viertelfinal-Aus beim traditionellen Vorbereitungsturnier in Queen's (gegen Jo-Wilfried Tsonga) flog der Spanier in seine Heimat Mallorca, erholte sich dort im Kreise seiner Liebsten, feierte eine Party und spielte "zwei tolle Runden Golf."

Überhaupt plauderte der dem Englischen nach wie vor nicht unbedingt mächtige Iberer vor seinem Auftakt lieber über Dinge, die nicht mit seinem persönlichen Tennisbefinden zu tun haben. So deklarierte sich Nadal als eingefleischter Fan von Golf-Ass Rory McIlroy, der sich in der Nacht auf Montag anschickte, erstmals die US Open zu gewinnen: "Ich schätze ihn sehr. Er ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Und seine momentane Überlegenheit inspiriert mich."

Apropos Inspiration - es sei der Tennissport als Gesamtes gewesen, der Nadal dazu brachte, in jungen Jahren erstmals zum Schläger zu greifen. Denn Idole hatte er keine. "Tennis bietet so viele emotionale Momente überall auf dieser Welt. Und ich habe mir die Möglichkeit erarbeitet, diese Emotionen auf wunderschönen Orten wie hier in Wimbledon zu leben", sinnierte der Weltranglisten-Erste.

"Was für ein Zufall"

Worte fand der Spanier aber auch darüber, dass sich heuer in der ersten Runde erneut der Amerikaner John Isner und der Franzose Nicolas Mahut auf Court 18 gegenüberstehen werden. Zur Erinnerung: Die beiden lieferten einander vergangenes Jahr ein episches Match, das mit Unterbrechungen nach zwei Tagen und einer Nettospielzeit von 11:05-Stunden erst mit einem 70:68 im fünften Satz für Isner ein Ende fand. "Was für ein Zufall, dass das Los die beiden wieder zusammengeführt hat. Es tut mir leid für die zwei", grinste Nadal. Nachsatz: "Letztes Jahr lieferten sie sich ein Match für die Ewigkeit. Ich denke nicht, dass sie das heuer wiederholen können."