Ob der Auftritt von Dominic Thiem am Freitagabend gegen den Weltranglisten-Achten Jo-Wilfried Tsonga die Geburtsstunde eines neuen österreichischen Stars war, wie manche meinten, wird sich weisen. Doch die Begeisterung in Österreichs Tennis-Szene, ebenso wie bei jenen, die dieses Match verfolgt haben, war groß. Dominic und sein Vater Wolfgang Thiem blieben hingegen auf dem Boden. Sie wissen: Der Weg in Richtung Tennis-Weltklasse ist noch ein weiter.

Dennoch: Selten hat man nach einer knappen Niederlage eines Österreichers derart euphorische Kommentare gehört. "Ich habe in der Halle teilweise Gänsehaut bekommen. Ich bin seit 1982 immer in der Stadthalle und kann mich an keine dreimal erinnern, wo so eine Stimmung war", schwärmte Alexander Antonitsch von der tollen Atmosphäre in der Wiener Stadthalle.

Angetan war der frühere Davis-Cup-Spieler aber auch von der Leistung Thiems. "Das ist fantastisch fürs österreichische Tennis, fantastisch für den Jungen. Der kann ganz nach vorne kommen. Er hat auch gezeigt, was in Zukunft möglich ist", sagte der Kärntner gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. Stark empfand er auch, dass Thiem die große Bühne gar nichts macht. "Es gibt oft Spieler, die haben Angst da draußen - ihm macht das Spaß! Das spüren die Leute. Ich bin vollauf begeistert, und das ist wohl jeder, der die Partie gesehen hat."

"Bald sehr hoch im Ranking"

Auch ÖTV-Sportdirektor und Davis-Cup-Kapitän Clemens Trimmel hat den Leistungssprung Thiems live miterlebt. "Das war ein beeindruckendes Match vom ersten bis zum letzten Ballwechsel. Wir haben immer gewusst, was der Dominic draufhat, und dass er ein Riesentalent ist", sagte der Wiener. Trimmel wünscht dem 20-jährigen Niederösterreicher, dass dieser gesund bleibt und weiter so konsequent seinen Weg weitergeht. "Ich bin überzeugt, dass wir ihn relativ bald sehr viel weiter oben im Ranking sehen werden."

Thiems Fitnesscoach Sepp Resnik war für seine Verhältnisse sprachlos: "Unvergesslich für mich. Wir haben die Möglichkeit gehabt bis zur Stadthalle gemeinsam acht Monate zu verbringen - Dankeschön."

Der Jungstar selbst versuchte, trotz aller Zufriedenheit, alles ein bisschen herunterzuspielen. "Es war toll zu sehen, dass ich mitspielen kann mit so einem Gegner, aber ich bin noch immer die Nummer 149. Es ist ein langer Weg", weiß Thiem, der sich auf großen Bühnen einfach wohler fühlt. "Ich muss schauen, dass ich das auf kleineren Bühnen auch so rüber bringe. Können tu ich es, das habe ich jetzt gezeigt."

Zufriedener Vater

Sein Vater Wolfgang Thiem war natürlich sehr zufrieden. "Im Wettkampf war das schon eines seiner besten Matches, aber da geht schon mehr." Dennoch wollte er von der Geburtsstunde eines künftigen Stars nichts hören. "Nein, das ist noch ein weiter Weg. Er steht jetzt auf 150. Aber so wie es ausschaut, ist er auf dem richtigen Weg."

Wie erfolgshungrig Dominic Thiem ist, zeigte sich am späten Abend trotz all der durchlebten Emotionen auch noch im Doppel: An der Seite von Maximilian Neuchrist erreichte er mit einem 6:3,6:4 über die Doppelspezialisten Jamie Murray/John Peers (GBR/AUS-4) überraschend das Halbfinale.

Im Einzel pausiert Thiem kommende Woche, spielt danach noch in Casablanca und Bratislava. Danach freut er sich schon sehr auf die Qualifikation bei den Australian Open, die Saisonvorbereitung wird möglicherweise wieder auf Teneriffa stattfinden.