Können Sie die Frage nach Ihrem fortgeschrittenen Tennisalter eigentlich noch hören?

Tommy Haas: Ab und zu ist es etwas nervig, weil man sich selbst ja nicht so viele Gedanken darüber macht. Ich komme noch immer mit den gleichen Erwartungen zu Turnieren wie vor 15 Jahren. Nur mit anderen Erfahrungen und anderen Wehwehchen. Aber wenn es dem Körper nicht gut gehen würde, wäre ich nicht hier. Wenn es mit dem Alter schon so wäre, dass ich eine Sondergenehmigung bräuchte, dann wäre die Frage gerechtfertigter. So gesehen höre ich lieber, dass ich noch Hobby-Spieler in meinem Alter inspirieren kann.

Bleiben wir trotzdem noch beim Alter: Wären Sie gerne noch 20 oder wünschten Sie sich, dass die Zeit nun stehen bleiben würde?

Haas: Für meine Tenniskarriere wäre es natürlich toll, wenn ich nochmals 21 wäre, aber meine Erfahrung und mein Wissen von heute hätte. Auf der anderen Seite kann man die Zeit nicht stoppen. Man muss zum Leben eine gute Einstellung haben und es genießen. Dann ist alles gut.

Wie präsent ist bei Ihnen das Thema Endlichkeit?

Tommy Haas: Klar denkt man ab und zu darüber nach. Ich komme jetzt in ein Alter, wo Freunde oder Bekannte sterben. Aber generell versuche ich, positiv nach vorne zu schauen.

Die größten Unterschiede zwischen einem 25-jährigen und einem 35-jährigen Tennisprofi?

Tommy Haas: Im Alter profitierst du von der Erfahrung, als jüngerer Spieler bist du schneller, fitter.

Das Durchschnittsalter in den Top 100 der Welt ist auf 27 Jahre in die Höhe geschossen. Warum?

Tommy Haas: Weil wir Älteren heute viel besser als vor 20 Jahren trainieren. Wir gehen in den Kraftraum, wärmen besser auf, ernähren uns besser, werden besser ärztlich unterstützt - das alles sind Faktoren, um länger das Optimum aus sich herausholen zu können.

Sie waren als Nummer zwei der Welt beinahe am Zenit, wurden oft von Verletzungen ausgebremst - hadern sie mit dem Schicksal?

Tommy Haas: Eigentlich nicht. Natürlich haben mich Verletzungen dreieinhalb Jahre gekostet und natürlich wollte ich die Nummer eins sein, aber ich habe trotzdem viele meiner Träume verwirklicht.

Würden Sie im Tennissport etwas ändern?

Tommy Haas: Die Saison ist sehr lang, sie zu kürzen aber schwierig. Die 25 Sekunden Pause zwischen den Ballwechseln finde ich zu streng ausgelegt. Da wäre es zumindest hilfreich, wenn wie im Basketball eine Uhr mitläuft, damit man sieht, wie viel Zeit einem bleibt.

Ihre Eltern sind Grazer - steckt in Ihnen ein Stück Österreich?

Tommy Haas: Sicherlich. Ich habe viel Zeit in Graz verbracht, aber auch als Kind neun Monate in Wien gelebt - es gibt schon kleine Verbindungen zu Österreich.

Wo und als was sehen Sie sich in 15 Jahren?

Tommy Haas: Da bin ich 50, irgendwo in Kalifornien mit ein paar erwachsenen Kindern - und werde mich Tennisprojekten widmen.