Ausgerechnet auf jenem Court 18, auf dem John Isner (USA) den Franzosen Nicolas Mahut vor zwei Jahren nach einem legendären 11:05 Stunden-Fight mit 70:68 im fünften Satz niedergerungen hatte, ist es auch für Jürgen Melzer und Philipp Petzschner am Mittwoch heiß her gegangen. Erst nach natürlich vergleichsweise kurzen 4:16 Stunden siegten die als Nummer 10 gesetzten Wimbledonsieger 2010 gegen Michail Elgin/Denis Istomin (RUS/UZB) 6:4,6:4,5:7,6:7(9),16:14.

Marathon auf "Marathon"-Platz

Die österreichisch-deutsche Paarung steht damit zum dritten Mal en suite im Viertelfinale auf dem "heiligen" Rasen und trifft nun bereits am Donnerstag auf Ivan Dodig/Marcelo Melo. Melzer/Petzschner, die ja im Vorjahr bei den US Open triumphiert haben, qualifizierten sich nach zweimaligem Ausscheiden in der dritten Runde heuer erstmals für diese Phase eines Majors. Für Melzer bedeutete der Sieg das insgesamt siebente Viertelfinale im Doppel bei einem der vier Majors.

Der Arbeitstag hätte für die beiden Freunde allerdings weit kürzer dauern können und zwar etwa 105 Minuten weniger lang: Im Tiebreak des vierten Satzes hatten Melzer/Petzschner bereits zwei Matchbälle, ehe sie doch noch in den Marathonsatz gehen mussten.

"Ich habe selbst schon einmal darüber nachgedacht, dass wir auf Platz 18 sind und dann steht's auf einmal 14:14. Ich war am Schluss schon echt müde, weil es mental recht anstrengend ist", sagte Melzer gegenüber der APA - Austria Presse Agentur. "Wir waren 6:4,6:4,4:3 mit Break vorne, da ist alles in unsere Richtung gelaufen. Dann haben sich die anderen aber auch gesteigert."

Das Duo hat freilich noch Lust auf mehr. "Wir wissen, dass wir solche Turniere gewinnen können. Jetzt haben wir eine schwere Aufgabe, die haben uns in Paris ganz gut zerlegt", erinnerte Petzschner an die glatte 3:6,1:6-Niederlage gegen Dodig/Melo im French-Open-Achtelfinale. "Ich habe gegen Melo eine richtig schlechte Bilanz, ich muss ehrlich sagen mir wären Paes/Stepanek lieber gewesen. Aber Rasen ist doch unser Belag", ergänzte Melzer.

Für Petzschner gab es nach dem Doppel auch lange erwartete, gute Nachrichten: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich nun doch entschieden, Petzschner für die Olympischen Spiele zu nominieren. "Ich freue mich darüber, es war immer mein Ziel. Es wird eine Supererfahrung. Ich hoffe nicht, dass wir gegeneinander ausgelost werden", meinte Petzschner mit Blick auf seinen Kumpel. "Das würde heißen, dass einer von uns unter Freunden verliert."

Melzer: "Paszek hat mehr als sieben Leben"

Melzer hat sich am Dienstag auch das Viertelfinal-Match von Tamira Paszek angesehen und war angetan von ihrer Serie. "Sie hat bewiesen, dass sie mehr als nur sieben Leben hat. Wie sie sich immer wieder aus der Affäre gezogen hat. Selbst gestern hatte man beim Rebreak zum 5:5 im zweiten Satz das Gefühl: das gewinnt sie. Auf dem Belag gehört sie sicher zu den Besten."

Der Deutsch Wagramer glaubt aber eher nicht an einen Sieg Paszeks auf dem "grünen Tisch" gegen die Entscheidung des internationalen Tennisverbands (ITF), sie nicht für Olympia zu nominieren. "Sie hat es nicht geschafft, in vier Jahren zweimal (Fed Cup, Anm.) zu spielen. Leider gibt es solche Regeln, an die man sich halten muss. Aber ich hätte natürlich gerne, dass sie spielen kann", sagte Melzer.

Bereits am Montag hatte sich Julian Knowle gemeinsam mit dem Italiener Daniele Bracciali erstmals seit den French Open 2010 wieder für die Runde der letzten acht bei einem Grand-Slam-Event qualifiziert. Das ungesetzte Duo bekommt es nun mit Robert Lindstedt/Horia Tecau zu tun. Das als Nummer 5 gesetzte schwedisch-rumänische Gespann wird ein schwerer Brocken, denn die beiden sind in den vergangenen beiden Jahren jeweils bis ins Endspiel vorgestoßen.