Zweiter Fünf-Satz-Krimi, wieder ein Happy End: Sebastian Ofner hat auch in der zweiten Runde der Tennis-French-Open einen 0:2-Rückstand wettgemacht und den als Nummer 20 gesetzten Argentinier Sebastian Baez mit 3:6,3:6,6:4,7:5,7:6(10:5) niedergerungen. Nach 4:13 Stunden Spielzeit verwandelte der Steirer seinen ersten Matchball und erarbeitete sich damit ein Drittrundenduell mit dem Franzosen Corentin Moutet, der den Kasachen Alexander Schewtschenko in vier Sätzen bezwang. Das Spiel wurde als 4. Partie nach 11 Uhr angesetzt.
Österreichs Nummer eins ließ sich auch von drei Regenunterbrechungen nicht aus dem Konzept bringen und zeigte neuerlich Comeback-Qualitäten. Das auch deswegen, weil ausgerechnet im fünften Satz der Aufschlag am besten funktionierte. Für seinen 3:6,4:6,7:6(2),6:2,7:5-Erfolg in der Auftaktrunde gegen den Franzosen Terence Atmane hatte der Vorjahres-Achtelfinalist 3:35 Stunden benötigt, nun war er noch länger auf dem Platz. „Ich bin jetzt ziemlich erledigt“, sagte Ofner im Servus-TV-Interview. Mitte des Champions-Tiebreaks hätten sich beginnende Krämpfe in beiden Oberschenkeln bemerkbar gemacht. „Das Spiel noch so zu drehen ist ein Wahnsinn. Das Gefühl ist unbeschreiblich“, meinte der ÖTV-Akteur.
Im ersten Duell mit Ofner erwischte der nur 1,70 m große Baez auf dem Court 3 mit einem frühen Break den besseren Start, Ofner kämpfte sich aber zurück. Just als der Weltranglisten-45. den Anschluss zum 2:3 schaffte, riss aber der Faden. Der immer wieder mit seiner Vorhand punktende Baez schaffte das Rebreak und profitierte dann von vielen Fehlern seines Kontrahenten. Ofner stemmte sich gegen den Satzverlust, wehrte insgesamt fünf Satzbälle ab, musste den Satz aber dennoch abgeben.
Baez erwischte Ofner auch im zweiten Durchgang auf dem falschen Fuß. Nach 2:1 für den Argentinier hieß es einmal zusammenpacken. Ein Regenschauer kam auf, die Spieler verschwanden in den Kabinen. Nach etwas mehr als 50 Minuten ging es weiter. Ofner erarbeitete sich noch die Breakchance zum 4:5, die sein Gegenüber aber abwehrte. Der 28-Jährige war in Folge wie gegen Atmane mit 0:2 in Sätzen zurück.
Im zweiten Anlauf
Er nahm im dritten Satz daraufhin mehr Risiko und wurde belohnt. Breaks zum 2:1 und - nach einer kurzen zweiten Regenpause - 5:2 ebneten ihm den Weg zum Satzgewinn, ehe erneut Schluss war. Knapp drei Stunden dauerte es diesmal, bis wieder gespielt werden konnte. Ofner vergab auf dem tiefen Platz seine erste Chance, Baez kam heran. Im zweiten Versuch servierte der Steirer aber zum Satzgewinn aus.
Den Schwung nahm er mit, schaffte gleich ein Break und hielt diesen Vorteil bis zum Rebreak von Baez zum 4:4. Ofner ließ die Chance aus, seinem Gegner gleich wieder den Aufschlag abzunehmen, holte das aber zum 6:5 dank Netzglück nach und servierte in der Folge aus. „Ofi“-Sprechchöre von den Rängen sorgten immer wieder für zusätzliche Motivation.
Im fünften Satz konnte Ofner bei größtenteils Sonnenschein bei 0:1 vier Breakchancen abwehren und in der Folge mit einem Zu-Null-Break zum 2:1 erstmals im Match in Führung gehen. Bei 4:3 agierte der Steirer bei mehreren Ballwechseln zu fehlerhaft und bekam mit dem Aufschlagverlust die Rechnung präsentiert. Dadurch konnte Baez wieder vorne weg servieren, Ofner rettete sich aber ins Champions-Tiebreak.
„Man muss immer raedy sein“
Dort zog er vor seinen mitfiebernden Eltern vorne weg und spielte seinen Vorteil cool nach Hause. Und das gegen einen sechsfachen ATP-Turniersieger, der dieses Jahr in Santiago de Chile und Rio de Janeiro Titel gewonnen hat. „Ich habe in den ersten zwei Sätzen zu passiv gespielt, ein paar Fehler zu viel gemacht und er hat wirklich gut gespielt. Dann habe ich bei den Schlägen ein bisschen mehr abgemischt und gemerkt, dass er ein bisschen ‚struggled‘, Fehler einstreut. Es war richtig tough“, resümierte Ofner. Das auch aufgrund der Unterbrechungen. „Man weiß nie, wann es weitergeht, muss immer ready sein. Das war mental alles andere als einfach.“
Nichts zu holen gab es unterdessen für Filip Misolic. Der Steirer war gegen den als Nummer 23 gesetzten Argentinier Francisco Cerundolo beim 2:6, 6:7, 0:6 chancenlos. Trotzdem konnte der Grazer mit seinem erstmaligen Einzug in einen Grand-Slam-Hauptbewerb und dem Erreichen der zweiten Runde zufrieden sein.