Jan Ullrich hat eine umfassende Aufarbeitung seiner Vergangenheit noch einmal bekräftigt. "Es ist wie ein Eiterpickel, den man ausdrücken muss, und dann geht es erst besser", sagte der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger im Podcast "Alle Wege führen nach Ruhm". Über den nach seiner Karriere durch zahlreiche Eskapaden auffällig gewordenen 48-Jährigen dreht der Streamingdienst "Amazon Prime Video" gerade eine vierteilige Dokumentation, die 2023 veröffentlicht werden soll.
Darin will Ullrich offenbar auch über Doping reden: "Da ist natürlich Ehrlichkeit und diese ganzen Sachen, wie es wirklich war. Dass man da wirklich auch die Hose runterlässt." Der Gang in die Öffentlichkeit soll vorwiegend ihm selbst bei der Vergangenheitsbewältigung helfen. Noch vor zwei Jahren habe er sich nicht vorstellen können, dass er dies tue. "Aber mein Umfeld hat mich motiviert und gesagt: Mit deiner Art von Verarbeitung hast du es eben nicht geschafft und bist abgedriftet in Alkohol und Drogen. Das war der falsche Weg. Versuch's doch mal so. Natürlich habe ich schlaflose Nächte", sagte Ullrich.
Die Liebe für den Radsport hat Ullrich offensichtlich an seine zwei Söhne weitergegeben. "Toni und Benno sind ihr erstes Radrennen gefahren. Sie haben eine Tageslizenz gebucht und sind in Wangen das Rad-Kriterium gefahren", sagte Ullrich. Er finde es toll, wenn Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben. Er sei sehr stolz gewesen.
Ullrich hatte vor 25 Jahren das wichtigste Radrennen der Welt gewonnen und einen Radsport-Boom in Deutschland ausgelöst. 2006 ging die Karriere des mehrmaligen Weltmeisters abrupt zu Ende, nachdem seine Verbindung zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes publik geworden war. Dafür wurde er auch vom Internationalen Sportgerichtshof CAS später gesperrt. Danach sorgte Ullrich auch privat für viele Negativ-Schlagzeilen.
Vor der Tour de France in diesem Sommer hatte eine ARD-Dokumentation für große Resonanz gesorgt. Darin war der Olympiasieger von 2000 aufgrund des Amazon-Vertrags aber selbst nicht zu Wort gekommen.