Die richtigen Berge sind wir noch gar nicht gefahren“, merkte Ineos-Fahrer Geraint Thomas an. Es klingt ein wenig nach dem letzten Strohhalm, nach der letzten Hoffnung, dass Tadej Pogačar und sein Team UAE irgendwann doch noch Schwäche zeigen. Doch in Wahrheit scheint der Slowene erneut unbezwingbar. Er führt nach der Ankunft in Lausanne weiter souverän das Gesamtklassement an, vor dem Dänen Jonas Vingegaard (+0:39 Min.). Im Sprint der achten Etappe musste sich der zweifache Tour-Sieger aber Wout Van Aert geschlagen geben.
Der Kärntner Marco Haller (Bora-Hansgrohe) sieht es schon realistischer. „Pogačar ist ultrastark. Es ist nicht absehbar, dass er zu stoppen wäre. Alleine wie er die Roubaix-Etappe gefahren ist. Aber wir geben nicht auf“, merkt der 31-Jährige an. Bereits heute warten neuerlich knackige Hürden, etwa mit dem Col de la Croix oder dem Pas de Morgins. Haller ortet Chancen: „Natürlich ist der Zeitverlust unseres Kapitäns Alexander Vlasov markant. Aber er erhält unsere volle Unterstützung. Die Chance aufs Podium lebt, man darf nichts abschreiben.“
Einerseits, weil in der zweiten Woche das Hochgebirge wartet. Vor allem aber, weil jederzeit mit neuen Coronafällen im Peloton zu rechnen ist. Die Teams testen zwar laufend, heute allerdings stehen ein weiteres Mal offiziell Tests an. Speziell im Pogačar-Team herrscht Nervosität, musste doch am Samstag mit Vegard Stake Laengen ein UAE-Kollege mit leichten Symptomen die Tour beenden. Wie auch Geoffrey Bouchard. „Wichtig ist, dass bei positiven Tests schnell reagiert wird“, so Haller, der sich physisch ausgezeichnet fühlt, abgesehen von normalen Verschleißerscheinungen wie Sitzproblemen. „Ich kann das Team super unterstützen – wie es meine Aufgabe auch vorsieht.“ Zum bisherigen Charakter der Tour meint der Klagenfurter: „Wir sind brutal schnell unterwegs. Auf der längsten Etappe (220 Kilometer, Anm.) fuhren wir mit 50 km/h im Schnitt.“