Bei der Radsport-EM in Trento bietet sich wenige Wochen nach den Olympischen Spielen die Chance zur Revanche. Anna Kiesenhofer bestreitet am heutigen Donnerstag im Zeitfahren ihr erstes Rennen seit dem Sensationstriumph im Straßenrennen von Tokio Ende Juli. Im Vorjahr fuhr die Niederösterreicherin bei der EM im Kampf gegen die Uhr auf Rang elf, 2019 war sie Fünfte gewesen. Aufgrund des Rummels um ihre Person in jüngster Zeit erwartet sie diesmal aber keinen Spitzenplatz.
"Es stand viel am Programm seit der Rückkehr aus Japan für mich, demnach erwarte ich mir kein absolutes Spitzenergebnis. Nachdem ich mich sehr auf das olympische Straßenrennen fokussiert habe, ist die EM jetzt eine Standortbestimmung, wo ich im Zeitfahren stehe", meinte Kiesenhofer vor dem Bewerb über 22,4 km. Titelverteidigerin ist die Niederländerin Anna van der Breggen, auch im Straßenrennen am Samstag ist das Oranje-Team um Annemiek van Vleuten zu favorisieren.
Bei den Männern vertritt im Zeitfahren Felix Ritzinger die rot-weiß-roten Farben. Zu den Medaillenanwärtern zählen Weltmeister und Lokalmatador Filippo Ganna, EM-Titelverteidiger Stefan Küng (SUI), Remi Cavagna (FRA) und der belgische Jungstar Remco Evenepoel. Aber auch Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar muss man auf der Rechnung haben, viel eher dann aber am Sonntag im Straßenrennen.
Aufgrund des nicht besonders schwierigen Streckenprofils könnte es da nach 179,2 km auch zu einer Sprintankunft einer größeren Gruppe kommen, hierbei wäre möglicherweise der mehrfache Weltmeister Peter Sagan zur Stelle. Für Österreich treten Marco Haller, Hermann Pernsteiner, Felix Gall, Sebastian Schönberger und der bei der Vuelta zehntplatzierte Felix Großschartner an. Das Frauen-Rennen (107,2 km) ohne Kiesenhofer bestreiten Sarah Rijkes, Christina Schweinberger und Angelika Tazreiter.
Insgesamt sind 34 ÖRV-Teilnehmer am Start, bis Sonntag stehen 13 Medaillenentscheidungen auf dem Programm. Den Auftakt machen am Mittwoch die Junioren im Zeitfahren und das Mixed-Teamzeitfahren. Im U23-Straßenrennen der Frauen am Freitag wollen die Mountainbikerinnen Mona Mitterwallner und Laura Stigger mitmischen. Mitterwallner hat heuer im Gelände in der U23-Kategorie mit den WM- und EM-Titeln sowie dem Gesamtweltcup-Sieg bisher alles abgeräumt. Cross-Country-Olympiateilnehmerin Stigger will wie 2018 bei der WM in Innsbruck mit dem Junioren-Goldmedaillengewinn überraschen. "Ich freue mich jedenfalls, wieder einmal im Renntempo auf der Straße unterwegs zu sein", betonte die Ötztalerin. Im U23-Männerbewerb sollte Tobias Bayer, der vor seinem Sturz-Aus bei der Vuelta stark aufgezeigt hat, ganz vorne mithalten können.