Patrick Konrad hat seinen ersten Podestplatz in der Gesamtwertung einer großen Radrundfahrt geschafft. Der 27-jährige Niederösterreicher hielt am Sonntag auf der Schlussetappe der 83. Tour de Suisse seine zwei schärfsten Konkurrenten Tiesj Benoot (BEL) und Jan Hirt (CZE) in Schach und beendete die Schweiz-Rundfahrt auf Rang drei. Den Gesamtsieg holte sich der Kolumbianer Egan Bernal (Ineos).

Konrad war mit acht Sekunden Vorsprung auf Benoot und neun auf Hirt in die schwere Schlussetappe über 101,5 km rund um Ulrichen mit drei Bergwertungen der höchsten Kategorie und über 3.000 Höhenmetern gegangen. Der Profi von Bora-hansgrohe ließ sich von dem Duo nicht abschütteln und kam gemeinsam mit seinen zwei Konkurrenten als Etappen-Neunter mit 2:15 Minuten Rückstand auf den britischen Tagessieger Hugh Carthy (Education First) ins Ziel.

Im Kampf um den Rundfahrtsieg verteidigte Bernal seine Führung sicher und unterstrich damit seine Rolle als Mitfavorit bei der am 6. Juli startenden Tour de France. Der 22-Jährige kam unmittelbar hinter seinem Verfolger Rohan Dennis als Dritter ins Ziel und sicherte sich den Gesamtsieg mit 19 Sekunden Vorsprung auf den australischen Zeitfahr-Weltmeister.

Konrad lag in der Endabrechnung 3:04 Minuten hinter Bernal, knapp vor Benoot (3:12) und Hirt (3:13). Nach Platz sieben beim Giro d'Italia 2018 und der Baskenland-Rundfahrt 2017 schaffte der starke Kletterer nun erstmals bei einer großen Rundfahrt den Sprung unter die Top Drei.

Konrad ist "für die Tour bereit"

"Ich bin natürlich superhappy mit diesem Podium. Die ganze Woche war hervorragend und ich denke, ich bin für die Tour bereit", resümierte der Sohn von Wien-Marathon-Chef Wolfgang Konrad. "Das Team hat heute sehr gut für mich gearbeitet. Am Anfang, als einige gefährliche Fahrer in der Gesamtwertung attackiert haben, haben sie alles unter Kontrolle behalten, und es war wichtig, Lukas (Pöstlberger) bis zum letzten Anstieg dabei zu haben. Dort konnte ich mit den Besten gut mithalten, die Attacken von Hirt und Mas habe ich pariert, der letzte Kilometer war dann hart. Ich habe mich auf meine Kontrahenten in der Gesamtwertung konzentriert, als Dennis und Bernal weggegangen sind", erklärte Konrad.

Hochzufrieden war auch Jan Valach, der sportliche Leiter des deutschen Bora-Teams. "Wir wollten natürlich alles geben, um Patricks Podiumsplatz abzusichern, und das Team hat unglaublich gut gearbeitet. Patrick hatte die Beine, ist klug gefahren, und konnte die wichtigen Attacken kontern. Dieses Podium hat er mehr als verdient", sagte Valach.

Große Freude herrschte auch bei Gesamtsieger Bernal. "Das ist eines der größten Rennen, das ich gewonnen habe. Das gibt mir Zuversicht für die nächsten Rennen", sagte der Kolumbianer, der in diesem Jahr bereits die traditionsreiche Rundfahrt Paris-Nizza gewonnen hatte. Bei der Tour de France bildet er zusammen mit Titelverteidiger Geraint Thomas die Doppelspitze beim Ineos-Team.

Thomas war in der Schweiz auf der vierten Etappe gestürzt und musste danach aufgeben. Schwerwiegende Verletzungen erlitt der 33-Jährige aber nicht. "Die Dinge änderten sich, als er stürzte. Danach war ich der Kapitän im Team", sagte Bernal, der sich bei der Tour aber nicht in der Chefrolle sieht: "Geraint wird unser Leader sein. Ich werde versuchen, ihm zu helfen. Ich habe damit kein Problem. Ich bin erst 22 Jahre alt. Es warten noch einige Tour-de-France-Teilnahmen auf mich."