Pünktlich zum Eintreffen des Trosses des Tour de France in Düsseldorf hat der positive Doping-Test von Andre Cardoso auf EPO für reichlich Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Der Portugiese war von seinem Rennstall Trek bei der am Samstag beginnenden 104. Frankreich-Rundfahrt als wichtiger Helfer des einst selbst wegen Dopings gesperrten Mitfavoriten Alberto Contador vorgesehen.
Von Cardoso, dem eine Vierjahres-Sperre droht, gab es die branchenüblichen Unschuldsbeteuerungen. "Ich glaube an den sauberen Sport und habe mich immer als sauberer Sportler verhalten", schrieb der 32-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Er sei am Boden zerstört. Ihm sei bewusst, dass nun vermutet werde, dass er schuldig sei. "Ich möchte aber betonen, dass ich nie illegale Substanzen genommen habe", teilte Cardoso weiter mit. Er habe die Öffnung der B-Probe beantragt. Der Radsport-Weltverband (UCI) sprach eine vorläufige Suspendierung gegen Cardoso aus.
Im Tour-Team von Trek, dem auch der Oberösterreicher Michael Gogl angehört, wurde er durch den Spanier Haimar Zubeldia ausgetauscht. Der 40-Jährige, der einst an der Seite des wegen systematischen Dopings lebenslang gesperrten Superstar Lance Armstrong gefahren ist, kommt damit auf seine 16. Tour-Teilnahme.
"Bedauerlich und saudumm"
Mit Unverständnis reagierte die Konkurrenz. "Das ist sehr bedauerlich für den Radsport und saudumm. Der Doping-Vorwurf betrifft jetzt wieder alle, obwohl sicher alle Teams ihr Bestes tun, damit so etwas nicht stattfindet", teilte der Rennstall Katjuscha mit.
Dass ausgerechnet ein wichtiger Berg-Helfer von Contador erwischt wurde, sorgte für einen Beigeschmack. So ließ es sich Contadors früherer Teamchef Oleg Tinkow nicht nehmen, seine Tiraden gegen den Spanier fortzusetzen. "Hat Cardoso Blut mit Contador verwechselt? Trek schämt euch", schrieb Tinkow auf Twitter. Bis zum vergangenen Jahr war Contador im Team des russischen Geschäftsmannes gefahren, der Tour-Sieg war aber nicht herausgesprungen, was Tinkow verärgerte.
Dreimal hatte Contador die Tour gewonnen, der letzte Triumph 2010 war ihm aber aberkannt worden - wegen Dopings. Dem Spanier war in einer Probe das anabole Mittel Clenbuterol nachgewiesen worden. Der Madrilene hatte dies mit verunreinigtem Kalbfleisch zu erklären versucht - ohne Erfolg: Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) sperrte ihn für zwei Jahre.