Die drei Österreicher sind im Feld der 104. Tour de France Begleitschutz der Stars ihrer Mannschaften. Bernhard Eisel soll Mark Cavendish zu neuerlichen Sprintsiegen ziehen. Marco Haller ist zum dritten Mal als Windschatten-Geber für den Norweger Alexander Kristoff im Einsatz. Michael Gogl fungiert als einer der Helfer von Mitfavorit Alberto Contador.

Während Gogl seinem Tour-Debüt entgegenfiebert, sieht Eisel dem alljährlichen Höhepunkt ziemlich gelassen entgegen. Den 36-Jährigen kann nach 17 Profijahren mit elf absolvierten Frankreich-Rundfahrten nichts mehr aus der Ruhe bringen. "Ich gehe sehr entspannt an die Sache heran. Aber wenn man auf der Startrampe in Düsseldorf steht, dann spürt man die Anspannung natürlich schon", meinte Eisel im Gespräch mit der APA.

Sein Auftrag besteht darin, den 30-fachen Etappensieger Cavendish in den Sprints zu unterstützen und den Briten möglichst kräfteschonend über die Berge zu bringen. Die Erfolgsaussichten sind aufgrund der dreimonatigen Pause des Ex-Weltmeisters wegen Pfeiffer'schen Drüsenfiebers ungewiss. 2016 gelangen Cavendish in Topform vier Etappensiege. Außerdem trug er für einen Tag des heiß begehrte Gelbe Trikot.

Erfahrung und das richtige Timing

Der Kampf um die Sprints, den sein langjähriger Teamkollege schon so oft spielerisch leicht aussehen hat lassen, ist aber so oder so alles andere als ein Kinderspiel. "Radsport ist nicht Playstation-Spielen. Es geht um Erfahrungswerte, die man hat und das richtige Timing", sagte Eisel über den oftmals hart geführten Positionskampf bei Höchstgeschwindigkeit.

Trotz der Unklarheit über Cavendishs tatsächlichen Formzustand ist die Zielvorgabe in der Mannschaft von Dimension Data klar. "Ein Etappensieg ist das Minimum", bekräftigte Eisel. Als schärfste Rivalen erwartet er "die üblichen Verdächtigen" um die Deutschen Andre Greipel und Marcel Kittel sowie den Franzosen Nacer Bouhanni. Auch Kristoff will mithilfe von Haller mitmischen. Eisels 26-jähriger Trainingskollege Haller ist von Katjuscha nach einem Ende April erlittenen Schlüsselbeinbruch zum dritten Mal in Folge für die "Große Schleife" nominiert worden.

Gogl misst sich hingegen erstmals beim bedeutendsten Rennen mit den Besten. "Natürlich ist die Tour etwas Spezielles. Ich weiß, was auf mich zukommt und da geht man schon mit Respekt an die Sache heran", sagte Gogl zur APA. Dank gezielter Vorbereitung, zuletzt in Osttirol, und guter Form sei er aber bestmöglich gerüstet. Contador vertraut dem 23-Jährigen vor allem in den schnellen Passagen. "Meine Aufgabe ist, dass ich auf den Flach- und Hügeletappen für Alberto größtmögliche Arbeit verrichten kann".

Rechtzeitig ins Ziel

Auch in der Schlussphase der schnellen Etappen ist der Windschatten des Oberösterreichers für Contador wichtig. "Ich soll ihn auch in den Sprints durchpilotieren. Er und ich sind da schon ein Team, er fährt direkt hinter mir. Seit der Dauphine im Vorjahr verlässt er sich da auf mich. Dementsprechend Verantwortung lastet auch auf mir", meinte Gogl. In den letzten Anstiegen der Gebirgsetappen wird der Wolfsegger aber nicht mehr an der Seite des zweifachen Toursiegers sein. Da kommen im Trek-Aufgebot die Bergfahrer Bauke Mollema und Jarlinson Pantano ins Spiel.

Auch Eisel und Haller wird man da längst nicht mehr im Spitzenfeld sehen. Für die Sprinter geht es im "Gruppetto" darum, vor dem Ablauf der Karenzzeit anzukommen. Dabei orientieren sich viele der abgehängten Fahrer stets an Eisel, der genau weiß, wie man rechtzeitig das Ziel erreicht. "Da geht es viel um das richtige Gefühl. Oft entscheiden zwei Kilometer, die man noch am Feld dranbleiben kann, ob es ein guter Tag wird. Wenn wir früher 'fliegen gehen', dann wird es ein harter Tag", erläuterte Eisel.

Dass Contador oder andere Sieganwärter wie Richie Porte und Nairo Quintana gegen Froome bestehen können, glaubt Eisel übrigens nicht. "Porte hat noch nie drei Wochen durchgezogen, für Quintana wird es nach drei Wochen Giro nicht leicht. Froome ist einfach der Frischeste und er hat die beste Mannschaft", meinte Eisel über seinen ehemaligen Sky-Teamkollegen.