Können Sie inzwischen wieder auf die Straße gehen? Oder werden Sie auf Schritt und Tritt schief angeschaut?
BERNHARD KOHL: Sagen wir so: Mein Bekanntheitsgrad ist gestiegen, von relativ unbekannt über sehr bekannt durch die Tour de France bis zu überdrüber bekannt durch die ganze Geschichte. Natürlich werde ich heute überall erkannt. Es war früher leichter.
Weil Sie den Bonus Ihres Geständnisses nun auch verspielt haben?
KOHL: Die Stimmungslage nach meinem Geständnis war durchaus gut. Es war für mich auch die einzige Möglichkeit, um mich wieder in der Öffentlichkeit bewegen zu können. Um den Leuten wieder ins Gesicht schauen zu können. Aber was dann von der Verhandlung alles publiziert wurde, war natürlich nicht förderlich.
Weil Ihnen vorgeworfen wird, dass Sie dort ein zweites Mal alle bedackelt haben.
KOHL: Es wurde sehr viel falsch berichtet. Und so etwas wird durch die Medien zu einem Selbstläufer. Diese Stimmungsmache, das war echt brutal.
Was wurde denn aus Ihrer Sicht so falsch interpretiert?
KOHL: Die Aussagen von Herrn Schwab (Anm., Geschäftsführer der Anti-Doping-Agentur Nada), dass ich nichts gesagt hätte. Klar, dass man in dieser Situation ihm glaubt. Aber wenn ich nichts gesagt hätte, wäre die Verhandlung in fünf Minuten vorbei gewesen. Warum hat sie dann zweieinhalb Stunden gedauert?
Sie haben angekündigt, Hintermänner zu nennen. Das haben Sie offenbar nicht gemacht?
KOHL: Nein. Weil auch das nicht stimmt. Das Wort Hintermänner wurde mir auch in den Mund gelegt. Ich habe versprochen zu erklären, wie ich zu dem Zeug gekommen bin - und das habe ich umfassend dargelegt.
Die Doping-Richter haben das aber anders gesehen.
KOHL: Ich habe alles gesagt. Nur der letzte Name ist nicht gefallen. Weil es hier um einen Einzeltäter geht. Er ist im Dopingkampf völlig irrelevant. Daher wollte ich sein Leben und das seiner Familie nicht zerstören, nur um ein paar Monate weniger Sperre auszufassen. Diese Person hat das Mittel ja nicht freiwillig rausgerückt, sondern erst auf mein Drängen gehandelt.
Sie sehen sich also auch selbst als Art Gelegenheitstäter?
KOHL: Bei der Verhandlung wollten halt alle hören, dass ich Mitglied in einem riesigen Dopingring bin. Dass ich da nirgends drinnen stecke, dass ich keinen Dopingring aufgedeckt und gesprengt habe, darüber war man dann offensichtlich sehr enttäuscht. Und daher habe ich auch die Höchststrafe (2 Jahre, Anm.) bekommen.