D ie Tour ist aus, Sie selbst sind in den Ergebnislisten nicht vorne zu finden. Ihr Fazit?

BERNHARD EISEL: Ich bin sehr zufrieden. Das war meine beste Tour - und ich habe meine Arbeit bestens erledigt. Und die lautet nicht, vorne dabei zu sein. Ich musste Mark Cavendish über die Berge ziehen, ihn gefahrlos bis Paris bringen und ihm die Sprints anfahren. Und das hat geklappt.

Kratzt das nicht am Ego, das man nicht um Siege fährt?

EISEL: Nein, das ist der Deal. Ich werde dafür bei den Klassikern unterstützt. Und ehrlich: Ich hätte schon eine Etappe als Zweiter oder Dritter beenden können. Aber gegen Cavendish hat keiner eine Chance. Da ist es doch besser, ich fahre für ihn, oder? Und dazu kommt: Es gibt einige, die mir dankbar sind, weil sie sich oft genug an mir angehängt haben. Weil sie wussten, dass ich dafür verantwortlich bin, Mark über die Berge innerhalb der Karenzzeit ins Ziel zu bringen.

Irgendwelche Blessuren?

EISEL: Das war meine siebente Tour - und ich bin erstmals nie gestürzt, was diesmal sehr ungewöhnlich war. Denn ein paar haben richtig Sonnencreme gespart; da war vor lauter Abschürfungen wenig Haut zum Einschmieren übrig. Und Lance Armstrong ist überhaupt fünf Mal gelegen.

Gibt es eine achte Tour?

EISEL: Hoffentlich. Ich würde gerne bei Mark bleiben, also auch beim Team. Wir verhandeln gerade, es sieht gut aus. Dann würde ich mich wieder auf die Klassiker konzentrieren und dann bei der Tour versuchen, Mark zu vielen Siegen zu verhelfen.

Wie geht's jetzt weiter?

EISEL: Jetzt folgen ein paar Kriterien in Österreich, dann Eintagesrennen. Und dann geht es zur Vuelta, wieder mit Mark Cavendish. Im September wartet dann die WM in Melbourne, ein erklärtes Saisonziel von mir.

Was sagen Sie zu Sieger Alberto Contador?

EISEL: Er hat alles richtig gemacht, auch die Attacke, als Andy Schleck Defekt hatte. Das ist Radsport. Aber er war nicht mehr so souverän wie etwa im Vorjahr, die Form war nicht so gut.

Und was sagen Sie zum "Boss" Lance Armstrong?

EISEL: Ich hab' viel mit ihm geredet. Er ist wirklich froh, dass es jetzt vorbei ist. Nach den Stürzen hat ererstmals die Lust verloren.

Gibt es eigentlich eine Belohnung für die Tour?

EISEL: Nicht direkt. Aber ich habe vor einiger Zeit einen Porsche Boxster Spyder bestellt - den hab ich gerade abgeholt, jetzt kann ich sozusagen oben ohne fahren.