Wild schleudert Richard Carapaz sein goldenes Cannondale LAB71 SuperSix EVO unter seinem schmalen Körper hin und her, wenn er im Wiegetritt den Berg hinauf spurtet. Das Gold der Lackierung ist eine Hommage an seinen größten Triumph: 2021 gewann er Gold bei den Olympischen Spielen von Tokio. Der Wiegetritt erinnert an ein Hüpfen, ein Springen, wenn sich der Ecuadorianer von „EF Education - EasyPost“ aus dem Sattel hebt und die Konkurrenz mutig attackiert. Aus der Ausreißergruppe heraus tat er das auch im steilsten Abschnitt des Col du Noyer und er zerlegte damit Simon Yates („Jayco“), den letzten Wegbegleiter.

Die letzten Kilometer der 17. Etappe der Tour de France nach SuperDévoluy hinauf ließ sich der Giro-Sieger von 2019 seinen Etappensieg nicht mehr entreißen. Im Vorjahr brach er sich auf der ersten Etappe noch die Kniescheibe und nun ist er in einem elitären Kreis angekommen: Mit 31 Jahren gewann er Etappen bei allen drei Grand Tours. Es war zugleich der erste Etappensieg bei der Frankreichrundfahrt für sein Heimatland.

Richard Carapaz feierte zum ersten Mal den Sieg bei der Touretappe
Richard Carapaz feierte zum ersten Mal den Sieg bei der Touretappe © AFP

Auch Tadej Pogačar packte im Steilen des Col du Noyer den Hammer aus. Wieder einmal. Er verlängerte seine Attacke schlagartig, als Remco Evenepoel und Jonas Vingegaard nachkamen. In der Abfahrt zeigte Pogačar zwar höchste Kunst auf dem Rad, wurde aber wieder gestellt. Evenepoel nutzte die Gunst eines angeschlagenen Vingegaard und holte zwölf Sekunden auf den Zweitplatzierten heraus. Es ist eine Warnung: Mit so einem Punch kann der Belgier Platz zwei bestimmt noch angreifen.

Ein wahrer Meister der Abfahrt stattete vor dem Start Felix Gall und seiner Mannschaft einen Besuch ab. Cyprien Sarrazin fachsimpelte mit dem Osttiroler. Der Doppelsieger von Kitzbühel ist in Gap geboren worden, wo heute die 18. Etappe gestartet wird. Gall (40.) kam mit weiteren Spitzenfahrern ins Ziel und hielt den elften Platz. Sarrazin sah sich das Rennen aus dem Auto von Tourdirektor Christian Prudhomme an.

Cyprien Sarrazin wollte Österreichs Sportler des Jahres treffen
Cyprien Sarrazin wollte Österreichs Sportler des Jahres treffen © Yves PERRET