Zumindest der Zieleinlauf war zu "ebener Erd'": Nach vier Stunden, 21 Minuten und 37 Sekunden hatte Rainer Predl am Sonntag seinen Marathon absolviert. Gelaufen war er ihn an einem extravaganten Ort: In der Aussichtsplattform eines Windrads in Lichtenegg (Bezirk Wiener Neustadt) in 68 Meter Höhe. Rundum verglast zwar, aber nur 13,5 Meter im Durchmesser - nicht viel mehr als ein normaler Küchentisch.

Das hieß für den 29-jährigen Sportartikelhändler aus Niederösterreich: Zunächst die Wendeltreppe des Windradturmes hinauf, oben dann 3125 Runden (kontrolliert durch zwei "Mitzähler"), wieder runter und noch eine kleine Runde, bevor es durchs Ziel ging.

Start zum Windradmarathon
Start zum Windradmarathon © Astrid Knie

"Die Wetterbedingungen rund um das Windrad und die Aussicht waren schöne Begleiterscheinungen, aber ich habe ähnlich wie im Flugzeug auch Turbulenzen gespürt, was den Lauf zu einer großen Challenge machte“, so Predl.

Kreislauf als Herausforderung für den Kreislauf

Die Turbulenzen kamen nicht nur vom Wind, sondern auch vom eigenen Kreislauf. Denn eigentlich war geplant, alle 74 Runden die Laufrichtung zu ändern. "Mir wurde aber bei jedem Wechsel schwindlig" (Predl), weshalb die Etappen in jeweils eine Richtung auf 200 Runden erhöht wurden, "um es erträglicher zu machen".

Predls "Laufbahn": Ein 68 Meter hohes Windrad in Niederösterreich
Predls "Laufbahn": Ein 68 Meter hohes Windrad in Niederösterreich © Predl

Anfängliche Bedenken bezüglich Schmerzen in den Knien erwiesen sich als unbegründet, auch die Belastung der Sprunggelenke blieb überschaubar. "Aber die Sohlen haben durch die Schräglage gebrannt", sagt Predl. Die größte Herausforderung sei ohnehin auf mentaler Ebene gelegen. Speziell trainiert hat der Niederösterreicher für diesen Lauf nicht. Es blieb bei den "normalen" 100 bis 300 Kilometer pro Woche, die er als Ultraläufer regelmäßig absolviert.

Alle 200 Runden wurde die Richtung gewechselt
Alle 200 Runden wurde die Richtung gewechselt © Astrid Knie

Für ihn war es ohnehin nicht der erste derartige Lauf an einem außergewöhnlichen Ort. Unter anderem hält er den siebentägigen Laufband-Weltrekord mit 852 Kilometer oder hat auch schon einen 10km-Lauf in einem Kreisverkehr absolviert. Ähnlich verrückte Projekte stehen am Rennrad in der Leistungsbilanz Predls: eine Stunde im Kreisverkehr Tulln oder zwölf Stunden mit dem Rennrad im Wiener Riesenrad, wo er auf einer Walze 302 Kilometer abspulte. 

Auch auf "normalem" Terrain lassen sich die Leistungen Predls sehen. Der 2014-Sieger des legendären Saharamarathon in der Algerischen Wüste (2:50 Stunden) hat am Halbmarathon 1:12, am Marathon 2:39 als persönliche Bestzeiten stehen.