Die Abenddämmerung hatte eingesetzt, die Dunkelheit war nicht mehr aufzuhalten. Aber die 18 des Golfclubs Montgomerie Maxx Royal in Belek nahe Antalya ist mit einer Flutlichtanlage ausgestattet. Der Österreicher Matthias Schwab und der Engländer Tyrrell Hatton brachen, von Kunst- und Mondlicht beschienen, zum vierten Stechen auf. Und hier hatte Hatton den besseren Durchblick. Schwab brachte den Ball aus einem Meter nicht unter, mit dem Bogey verpasste der Steirer seinen ersten großen Sieg, letztlich hauchdünn. Aber auch der zweite Platz ist ein großartiger Erfolg für den Schladminger.

Das Finale des Millionen-Golf-Turniers an der türkischen Riviera war an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Schwab, mit drei Schlägen Vorsprung auf die letzte Runde des zweiten Turniers der European-Tour-Finalserie gegangen, musste nach einer eher verhaltenen 70er-Runde in ein Stechen, an dem gleich sechs Spieler teilnahmen. Tyrrell Hatton (ENG), Kurt Kitayama (USA), Erik van Rooyen (RSA) sowie die Franzosen Benjamin Hebert und Victor Perez hatten allesamt zum Österreicher aufgeschlossen.

Die Entscheidung entwickelte sich zum Krimi. Die 18, ein Par 5, wurde in Angriff genommen, Hatton, der sich auf dem letzten Loch mit einem Chip-in zum Eagle ins Stechen gerettet hatte, Kitayama und Schwab - aus schwieriger Lage nach keineswegs perfektem Abschlag - schafften ein Birdie, womit dieses Trio die zweite Runde des Stechens in Angriff nahm. Alle drei mussten sich mit einem Par begnügen, wobei Kitayama einen sehr kurzen Putt daneben setzte. Im dritten Anlauf lochte Schwab mit einem langen Putt zum Birdie ein, Kitayama schob daneben, Hatton verwertete aus kurzer Distanz und forderte Schwab zum finalen Duell. 

Ein Schlag zuviel

Der Rohrmosser war standesgemäß mit einem Schlaggewinn in die finale Runde gestartet. Auf Loch eins (Par 5), wo er in den Runden zwei und drei jeweils Eagle gespielt hatte, gelang ihm gleich ein Birdie. Ansonsten scorte der Steirer nicht mehr so tief, schien sein Spiel mehr auf Sicherheit auszulegen und seine Führung zu verteidigen. Die Konkurrenz lag ihm dicht an den Fersen - zwischenzeitlich hatte er gar fünf Golfer, die nur einen Schlag hinter ihm lauerten.

Auf Loch vier (Par 5) spielte er das zweite Birdie des Tages, unmittelbar darauf verzeichnete der Österreicher bei einem Par 3 das einzige Bogey am Finaltag. Seine Flightpartner Hatton und Hebert waren lange Zeit seine schärfsten Konkurrenten auf den Sieg, er hielt sie zunächst knapp auf Distanz, aber auf der 18 schob sich das Feld zusammen. Kitayama, Van Rooyen und Perez schlossen mit 64er- bzw. 65er-Runden zu Schwab auf. Dem Österreicher gelang kein Birdie mehr.  Und dann kam das Stechen.

Bernd Wiesberger musste sich mit Rang 49 begnügen, verteidigte aber seine Führung im Race to Dubai erfolgreich. Schwab schob sich auf Rang 14 nach vorne und wird auch in der Weltrangliste (102) wieder einen großen Sprung vollziehen, erstmals die Schallmauer der Top 100 knacken.