Sie leben nur 20 Kilometer von Codogno entfernt, dem Wohnort des mutmaßlichen „paziente zero“, also des ersten Patienten, bei dem in Italien das Coronavirus diagnostiziert wurde.
ALEXANDER BERGER: Piacenza, wo ich wohne, ist zum Glück kein Quarantänegebiet wie Codogno, in das man nicht rein und nicht rauskommt. Bei uns sieht man keine Carabinieri, ich bin auch gerade im Freien spazieren. Man ist also nicht eingesperrt.
Wie kann man die Stimmung in der Region beschreiben?
BERGER: Es gibt Menschen, die alles gelassen sehen und andere, die in Panik verfallen. Bei mir ist gerade einer mit einem Rad vorbeigefahren mit Mundschutz und Handschuhen, wie sie Ärzte bei einer OP tragen. Ich denke, dass hier medial sehr viel aufgebauscht worden ist. Es wurde Panik gemacht und verbreitet, dass alles zusperrt. Also alle öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Supermärkte oder Einkaufszentren.
Panikkäufe waren die Folge?
BERGER: Die Leute sind in die Supermärkte gerannt und haben alles leer gekauft. Das Ministerium hat dann eine Meldung herausgegeben, dass die Läden offen bleiben und Grundnahrungsmittel immer erhältlich sein werden. Ich war am Vormittag im Supermarkt, da gab es kein Brot, keinen Tropfen Wasser, kein Obst oder Gemüse. In einem anderen Geschäft am Nachmittag war dann alles wieder erhältlich.
Ihre Familie (Ehefrau ist Ex-Schwimmerin Mirna Jukic und die Kleinkinder Marin und Ariana, Anm.) ist also versorgt.
BERGER: Mirna und die Kinder sind in Wien, ich bin alleine hier.
In der Volleyballliga wurden alle Spiele bis 1. März ausgesetzt. Gibt es einen aktuellen Fall in eurer Mannschaft.
BERGER: Nein, keinen einzigen, wir sind auch gar nicht vorsorglich durchgecheckt worden. Die Klubärzte haben uns erklärt, dass diejenigen, die sich schlecht fühlen, sich melden sollen, damit sie daheim untersucht werden. Für Kontrollen soll man auf keinen Fall ins Krankenhaus fahren, weil man sich dort leichter eine Infektion holen könnte.
Trainiert wird auch nicht?
BERGER: Doch, seit gestern Nachmittag. Aber nur hinter verschlossenen Türen, die zugesperrt sein müssen. Es wird auch überlegt, dass Meisterschaftsspiele zumindest unter Ausschluss der Öffentlichkeit wieder stattfinden könnten.
Sie haben also keine Angst?
BERGER: Nein, man darf sich nicht verrückt machen lassen. Diejenigen, die hier gestorben sind, waren schon alle älter und hatten auch Krankheiten. Ich bin 31, das Sterberisiko in meinem Alter liegt bei 0,2 Prozent. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung. Auch nicht bei meinen Kollegen, die kleine Kinder haben. Für Kinder unter zehn Jahres ist laut den Ärzten sowieso jedes Virus neu und es müssen erst Antikörper gebildet werden.
Was raten Sie Menschen, die vielleicht schon bald in eine ähnliche Situation kommen?
BERGER: Auf keinen Fall panisch werden. Und schauen, dass genug Wasser zu Hause ist. Aber das ist in Österreich sowieso leichter, weil man nur die Wasserleitung aufdreht und nicht wie hier Wasserflaschen kauft.