Sie wurden nach dem Ableben von Gerhard Hofbauer einstimmig zum neuen Präsidenten des österreichischen Handball-Bundes (ÖHB) gewählt. Welche Ziele und Visionen für den Handballsport verfolgen sie? Was soll und wird sich ändern?
MARKUS PLAZER: In Zeiten einer Pandemie ist es natürlich nicht einfach, so eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Durch die Strukturreform und die daraus resultierende Trennung von Breiten- und Spitzensport so gewährleistet sein, dass beide Bereiche in keiner Weise zu kurz kommt. Im Breitensport wollen wir viel stärker wieder in die Öffentlichkeit gehen. Das hängt freilich von vielen Faktoren ab: wie viele Sportstätten stehen zu Verfügung, wie viele Funktionäre oder Trainer haben wir. Man kann nicht mehr Spieler oder Mitglieder suchen, ohne eine Basis geschaffen zu haben. Wo kann man trainieren, wer unterstützt uns dabei. Das muss jetzt parallel erfolgen. Gemeinsam mit den Landesverbänden. Österreichweit sind durch die Pandemie rund 25 Prozent an potenziellen Handball-Aktive verloren gegangen. Und da muss man alle bestehenden Vereine an Bord holen. Wir haben zum Beispiel früher auf vielen, vielen Freiplätzen gespielt, das wollen wir wieder fördern. Weil man auch öffentliche Freiplätze ordentlich installieren kann - und das zu überschaubaren Kosten. Im Spitzensport wird vermehrt an der Ausbildung gearbeitet. Wir haben die neue Meisterliga auf zwölf Vereine aufgestockt, wir werden aber die neue Struktur evaluieren, ob wir einen Mehrwert gewinnen. Auch für die HLA-Challenge, die zweite Liga. Da könnte eine Zweiteilung erfolgen. Vor allem, wenn wir Salzburg wieder aus der Deutschen Liga zurück bekommen.
Und welche Erfolge werden vom Nationalteam erwartet?
Ha, ganz einfach, eine Medaille bei einem Großevent. Nein, Spaß beiseite. Wichtig wäre es, sich konstant für Welt- oder Europameisterschaften zu qualifizieren. Das haben wir ganz gut hinbekommen. Und dann die Leistung so steigern, dass wir auch Vorrunden überstehen. Das ist unser großes Ziel.
Die Pandemie hat ja gerade die Hallensportarten stark gebremst?
Ja, natürlich, deshalb denke ich auch um vermehrte Freiplätze. Da kann man im Freien trainieren. Oder sogar Spiele austragen. Warum eigentlich nicht?
Wie steht es um die Hallen in Österreich?
Nun, nicht so gut. Vor allem wenn es um die Austragung internationaler Bewerbe. Da sind die Auflagen schon sehr, sehr hoch. Wien ist ein Thema, Graz verfügt nun über einen ausgezeichneten Sportpark. Aber da sind wir schon fast am Ende.
Apropos Graz. Einst eine Hochburg im österreichischen Handball. Das kann man heute nicht mehr sagen. Woran liegt das?
Da muss ich lachen. Graz hat das damals gut gemacht, mit dem Import Kärntner Spieler, wie Seebacher, Niederbichler, die Legionäre haben sie uns abgezogen. So wie Sándor Vass. Nein, aber sie haben sehr viel getan und tun es auch heute noch, vor allem mit Landessportkoordinator Didi Peißl. Ein Wunschtraum wäre es, wenn jedes Bundesland so eine starke Führungspersönlichkeit hätte. In Kärnten hoffen wir, dass der SC Ferlach weiter so ein großartiger Verein bleibt, der viele Menschen anzieht.
Die Angst vor einer weiteren Corona-Welle bleibt?
Ja, natürlich. Das Damoklesschwert hängt über uns. Die Spieler sind zwar fast durchgeimpft. So hoffen wir, dass der Spielbetrieb aufrecht bleiben kann. Auch mit allen unseren Präventionsmaßnahmen.