48 Stunden nach dem Remis gegen den Olympia-Zeiten Island (37:37) steht für die ÖHB-Auswahl am Samstag das Entscheidungsspiel in der Gruppe B gegen Serbien auf dem Programm (18.00 Uhr). Österreich benötigt im bisher wichtigsten Herren-Spiel der Verbandsgeschichte zumindest ein Remis, um den großen Traum vom Einzug in die Hauptrunde der besten zwölf Teams Europas zu schaffen. Durch den dichten Zeitplan bleibt trotz der körperlichen Belastungen nur wenig Zeit zum Analysieren, Vorbereiten und Wunden lecken. "Die Situation für die Spieler wird jetzt immer schwieriger und komplizierter. Es ist schwer, mit der Lage umzugehen, das wird ein großer Kampf in den Köpfen. Die zwei Spiele haben viel Kraft gekostet, wir mussten an unsere Grenzen gehen. Aber wir müssen konzentriert weiterarbeiten und uns auf den nächsten Zweikampf vorbereiten", so Sigurdsson.

"Die Spieler wissen, dass wir noch etwas drauflegen müssen, um Serbien zu schlagen", forderte Sigurdsson, der fürs Samstagmatch Flügelspieler Michael Jochum als 16. Mann in den Kader holte. Am meisten Luft nach oben ist bei Österreichs Leistungen noch in der Defensive, gegen Dänemark kassierte man 33 und gegen Island sogar 37 Tore. Gegen Serbien soll die Zusammenarbeit zwischen der Abwehr und Goalie Nikola Marinovic, der in Belgrad und somit in Serbien geboren wurde, verbessert und ein Schlüssel zum Erfolg werden. Das hofft auch Markus Wagesreiter, der gegen Island vier Sekunden vor Schluss den Ausgleich erzielte. "Das Angriffsspiel funktioniert wirklich sehr gut. Aber wir müssen schauen, dass wir noch aggressiver in die Zweikämpfe kommen. Dann haben wir alle Chancen, dass wir gegen Serbien gewinnen."

Ähnlich wie für Sigurdsson das Match gegen Island ist nun die Partie gegen Serbien für den 33-jährigen Marinovic kein alltägliches. "Ich bin in Serbien geboren und aufgewachsen, habe dort zum Handballspielen begonnen. Und meine Eltern leben noch immer dort", erzählte Marinovic, der in den bisherigen beiden Partien - für seine Verhältnisse - eher durchschnittlich gehalten hat. Die serbischen Spieler kennt Marinovic bestens. "Mit 70 oder 80 Prozent des Teams habe ich zusammengespielt, das ist sicher kein Nachteil." Die Stimmung im serbischen Lager ist angespannt. Davon hat sich auch Marinovic via Zeitungen und Internet überzeugt. "Unter dem neuen Teamchef spielen sie ein langsameres, nicht so spektakuläres System. Damit sind die Medien und Handballkenner in Serbien unzufrieden. Sie stehen unter Druck", berichtete Marinovic, der aber weiß, dass die Serben über reichlich Qualität verfügen.

Star der Mannschaft ist Momir Ilic vom THW Kiel, doch Marinovic hob auch den "jungen Wilden" Petar Nenadic (23) hervor. "Serbien hat viel, viel Potenzial. Ihre Hauptstärke liegt im Spiel über den Rückraum, sie haben sieben Leute im Kader, die rund zwei Meter groß sind." Sollte Österreich aufsteigen, würde es ab Montag in der Hauptrunde in Wien weitergehen. Dort würde man auf die Top-Drei der Gruppe A treffen, die in der ersten Turnierphase gemachten Punkte gegen Mit-Aufsteiger werden mitgenommen. "Wir werden gegen Serbien noch einmal Gas geben und dann ab nach Wien", forderte Kapitän Viktor Szilagyi voller Zuversicht.