Als Österreichs Handballer am frühen Dienstagabend die ersten Schritte in ihre Heim-EM taten, dürften sie sich im falschen Film gewähnt haben. Die Hälfte der 5500 orangen Plastiksessel in der neuen "Tips-Arena" in Linz waren leer. Die Fans standen noch im Stau, sie suchten nach nicht vorhandenen Parkplätzen oder standen in Schlangen vor den Eingängen.

Auf Augenhöhe

Vorteil Dänemark? Irrtum. Denn die Österreicher begannen ihre EM genau so, wie sie sich das vorgestellt hatten. Sie spielten mit dem Europameister nicht nur mit, sie forderten ihn vom ersten Wurf an heraus. Szilagyi & Co. gingen in Führung, sie waren zwei Tore (5:3) vorne. Und sie hielten auch dagegen, als Dänemark das Spiel schnellstmöglich an sich zu reißen versuchte. Nach 20 Minuten war die Halle endlich voll. Und der 15:17-Rückstand zur Pause war alles andere als eine Katastrophe.

Zur Pause tanzte DJ Ötzi mit seinem zum offiziellen EM-Song umgeschriebenen "Sweet Caroline" übers Spielfeld. Das sorgte nicht für allzu viel Stimmung. Als Österreich nach dem Seitenwechsel der Ausgleich (17:17) gelang, begannen die Fans erstmals auf Touren zu kommen. Und sowohl immer stärker werdende Dänen als auch die dicksten verjuxten Chancen (insgesamt drei Siebenmeter, Fölser und Weber mutterseelenalleine vorm Tor) sorgten höchstens für ein "Zwischentief".

Verjuxte Chancen

Dänemark war zwar schon fünf Tore (30:25) weg. Aber noch einmal fightete Österreich beherzt zurück. Zwei Minuten vorm Ende waren es nur noch drei Tore. Und hätte nicht der einzige fragwürdige Pfiff des französischen Schiri-Duos den Schwung abrupt gestoppt, wer weiß...

Mit entsprechend hängenden Köpfen schlichen sie danach in die Kabine. "Wenn du gegen Dänemark 29 Tore schießt und verlierst, das tut richtig weh", meinte der sechsfache Torschütze Robert Weber. "Wir haben die Chancen gehabt, aber wir haben sie nicht genutzt", ärgerte sich Conny Wilczynski. "Wenn du verlierst und der Gegner gratuliert dir, das ist das Schlimmste", bedauerte Viktor Szilagyi. Und Teamchef Dagur Sigurdsson, knapp aber deutlich: "Wir haben gut gespielt. Um Dänemark zu schlagen, müsstest du allerdings sehr gut spielen."