Nun hat die Handball-EM einen Skandal: Ein Reporter von Islands Staatssender RUV verglich während der Pause der Partie zwischen Österreich und Island seine Landsleute mit den Nazis. Bjorn Bragi Arnarson schockierte die Zuseher mit den Worten: "Die Isländer sind wie die Nazis 1938 - sie schlachten die Österreicher ab." Entschuldigungen des Reporters und des Senders folgten, ÖHB-Präsident Gerhard Hofbauer überlegt dennoch rechtliche Schritte: "Wir warten noch auf die Übersetzung. Falls es stimmt, werden wir unsere Anwälte beauftragen, entsprechende Schritte einzuleiten."

Österreichs isländischer Teamtrainer Patrekur Johannesson war entsetzt: "Es ist unfassbar, dass jemand so etwas sagt. Als Isländer geniert man sich natürlich für so eine Aussage und das ist noch zu milde ausgedrückt. Eigentlich macht mich so etwas sprachlos, dass jemand so eine Aussage treffen kann, auch wenn er sich danach entschuldigt hat. Das ist nicht nur für die Österreicher, sondern auch für die Isländer unglaublich beleidigend."

Gegen den Weltmeister

Sportlich geht es mit dem Spiel gegen Spanien weiter. Einen Sieg gegen den Weltmeister zu fordern wäre nach den schwachen Leistungen gegen Mazedonien (21:22) und Island (27:33) vermessen. "Ich muss jetzt die Spieler finden, die körperlich und mental noch fit sind", sagt Johannesson. Am Montag erwartet er sich eine Reaktion: "Gegen die Spanier kann man verlieren, aber wenn wir in das Spiel so rein kommen wie in jenes gegen Island . . ." Gegen die Insulaner lag Österreich nach 15 Minuten sechs Tore zurück.

Die Spielersuche wird sich künftig auf ganz Österreich ausweiten. Einige haben die 30er-Marke längst überschritten. "Sollten wir die WM 2015 erreichen, wäre das Turnier ein optimales Ende für die Älteren", sagt Johannesson. Dann müsse man der neuen Generation Zeit und eine Chance gegeben. "Ein Fünf-Jahres-Plan wäre den Jungen gegenüber fair. Ein Viktor, Roli oder Pako haben auch 15 Jahre gebraucht, um sich für eine EM zu qualifizieren."

Der Schlüssel für künftige Erfolge liegt für Johannesson in einer gemeinsamen Linie: "Jeder arbeitet für sich. Gut und professionell, aber es fehlt eine gemeinsame Richtung." In Johannessons Heimat war die Situation vor der Finanzkrise ähnlich: "Das war vielleicht das einzige Positive an der Krise, dass die Vereine kein Geld mehr hatten, um Spieler zu kaufen."

In Österreich bekämen Talente zu wenig Spielpraxis. Eine Möglichkeit wäre, die Legionärszahl in den Ligen von maximal vier auf zwei zu reduzieren. "Im Nachwuchs wird gut gearbeitet. Aber was passiert danach? Ich weiß es nicht. Sitzen die weiterhin nur auf der Bank und klatschen mit den alten Spielern ab?"